# taz.de -- Vorstoß von Regierungschefin Giffey: Quarantäne verkürzen? | |
> Corona, Ukraine und dann noch der Regierungsalltag: Der Senat geht in die | |
> Schlussphase seines 100-Tage-Programms. Am 31. März steht eine Bilanz an. | |
Bild: Regierungschefin Giffey regte am Dienstag an, über eine kürzere Corona-… | |
Berlin taz | Es klang nach einer kurzen Verschnaufspause: „Heute haben wir | |
sowohl Krisenbewältigung gemacht als auch das eigentliche Senatsgeschäft | |
voran gebracht“, war von Regierungschefin Franziska Giffey (SPD) zu hören, | |
als sie nach der Senatssitzung vor Journalisten Platz genommen hatte. Mit | |
Blick auf die Unterbringung ukrainischer Flüchtlinge hält sie „die erste | |
Akutphase für abgeschlossen“; bei Corona stimmten sie [1][leicht sinkende | |
Infektionszahlen] optimistisch. Probleme würde allerdings dennoch der | |
aktuelle Personalausfall durch Quarantäne bereiten. Wegen der meist | |
glimpflichen Infektionsverläufe regte Giffey an, über eine kürzere | |
Quarantänezeit nachzudenken. | |
Man müsse sich überlegen, ob es angesichts der aktuellen Entwicklung – mehr | |
Leute in Quarantäne, aber deutlich weniger davon schwer krank – angemessen | |
sei, „zu kürzeren Quarantänezeiten zu kommen“, sagt Giffey. [2][Ende | |
Januar] hatte sie im Falle einer Überlastung der kritischen Infrastruktur | |
eine „Arbeitsquarantäne“ angeregt, bei der auch Infizierte, wenn sie keine | |
Symptome zeigen, an ihren Arbeitsplatz kommen. Diese Situation, die einen | |
Personalausfall von über 30 Prozent voraus gesetzt hätte, gibt es nach | |
ihren Worten aber nicht: Der Ausfall liege zwischen 10 und 15 Prozent. | |
## 100-Tage-Bilanz am 31. März | |
Das Kurz-Verschnaufen-Können bot auch den Platz, weitere der angestrebten | |
40 Beschlüsse für die am 31. März zu Ende gehenden ersten 100 Amtstage des | |
rot-grün-roten Senats zu fassen. Wobei – und da verschränkten sich Krisen- | |
und Alltagsmanagement – auch die Corona-Bekämpfung zu jenen Mitte Januar | |
angekündigten Beschlüssen gehört, als Punkt 37: Bisherige Abläufe und | |
Strukturen bewerten und anpassen. | |
Am Dienstag beschlossen wurde unter anderem der als zentral eingeordnete | |
Punkt 2: Eine von Giffey geleitete Senatskommission Wohnungsbau, die | |
größere Wohnungsprojekte beschleunigen will. Den Bedarf für die geplanten | |
200.000 zusätzlichen Wohnungen sah Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel | |
(SPD) weiterhin – nicht zuletzt wegen der Flüchtlinge, von denen aus seiner | |
Sicht mehrere Tausend dauerhaft in Berlin bleiben werden. | |
Mit Blick auf deren aktuelle Lage lehnte es Regierungschefin Giffey erneut | |
ab, den Katastrophenfall auszurufen. Das hatte vorige Woche die Berliner | |
CDU gefordert, nun forderte es am Dienstagmorgen [3][im RBB-Inforadio] die | |
Landesintegrationsbeauftragte Katarina Niewiedzial. Die Befürworter | |
versprechen sich davon schnelleren Zugriff auf Personal und Räumlichkeiten. | |
Laut Giffey sind hingegen noch nicht mal die aktuellen Möglichkeiten dafür | |
ausgeschöpft. | |
## Giffey: Kein Katastrophenfall | |
Selbst für die eine Stufe niedriger angesiedelte „Großschadenslage“ wäre… | |
Voraussetzung, dass es eine „erhebliche Anzahl von Verletzten“ gäbe oder | |
eine große Zahl von Obdachlosen. Laut Giffey kann das Land jeden Abend alle | |
ankommenden Flüchtlinge unterbringen, die kein privates Quartier finden. | |
Nach ihren Zahlen sind das wie vergangene Woche rund 1.000 Menschen | |
täglich. | |
Auch beim Personal, das das neue Ankunftszentrum am Exflughafen Tegel rund | |
um die Uhr am Laufen halten soll, gab sich Giffey optimistisch: Auf ihren | |
Aufruf von voriger Woche an die Landesbediensteten, dort freiwillig zu | |
arbeiten, hätten sich 260 Mitarbeiter gemeldet. Nötig seien 420, allerdings | |
noch nicht zur Zeit. Mögliche Lücken will Giffey notfalls mit Studenten | |
über einen Personaldienstleister füllen. Kritik, sie habe mit ihrem Aufruf | |
Mitarbeiter aus den schon überlasteten Bezirken abgezogen, vor allem in den | |
Sozialämtern, die nun Anlaufstelle vieler Flüchtlinge werden, wies sie | |
zurück: Nur ein kleiner Teil der Freiwilligen komme aus den | |
Bezirksverwaltungen. | |
22 Mar 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://coronalevel.com/de/Germany/Berlin/ | |
[2] /Archiv-Suche/!5829469&s=giffey+arbeitsquarant%C3%A4ne&SuchRahmen=P… | |
[3] https://www.inforadio.de/rubriken/interviews/2022/03/22/ukraine-krieg-hilfe… | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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