# taz.de -- Nachhaltigkeit im Sport: „Im Verein etwas ändern“ | |
> Kunstrasenplätze haben einen hohen Mikroplastikabrieb, viele Sportstätten | |
> sind sanierungsbedürftig. Mira Pape fordert, dass die Vereine vorsorgen. | |
Bild: Fühlt sich nicht nur für Jogi Löw anders an als echter Rasen, sondern … | |
taz: Frau Pape, sind Sportvereine Klimasünder? | |
Mira Pape: Vereine und der Sport haben an sich keinen signifikant hohen | |
CO2-Ausstoß, aber durch die vielen Menschen in den Vereinen hat der Bereich | |
eine sehr hohe Bedeutung. Fast jeder zweite Jugendliche macht Sport im | |
Verein. Wenn man das Thema auf der Ebene ansetzt, kann man also eine große | |
Wirkung entfalten. | |
Also sind die Vereine nur die Plattform für Ihre Projekte? | |
Ja, aber natürlich haben wir auch konkrete Probleme: Bei | |
Großveranstaltungen haben wir durch erhöhte Verkehrsaufkommen viel | |
CO2-Ausstoß. Viele Sportstätten sind sanierungsbedürftig und haben dadurch | |
einen vermeidbaren Energieverbrauch. Kunstrasenplätze haben einen hohen | |
Mikroplastikabrieb. Das alles müssen wir uns bewusst machen. | |
Erzählen Sie mir von dem Projekt „Junges Engagement im Sport“, das Sie | |
aktuell bei der Sportjugend leiten. | |
Wir wollen die Projektarbeit von Kindern und Jugendlichen in ihren Vereinen | |
oder in ihren Freiwilligendiensten vereinfachen. Denn Freiwilligendienstler | |
im Sport müssen in Niedersachsen ein eigenes Projekt in Bezug auf die Ziele | |
für nachhaltige Entwicklung durchführen. Wir entwickeln online einen | |
Ideenpool, der zu dem Thema gute Beispiele vorstellt und Infos zu möglichen | |
Kooperationspartnern und Fördergeldern verfügbar macht. Wir wollen die | |
jungen Leute, die jetzt für „Fridays for Future“ auf die Straße gehen, | |
dabei unterstützen, auch in ihren Vereinen etwas zu verändern. | |
Wieso betreffen die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung Sportvereine? | |
Die Ziele beziehen sich nicht nur auf Missstände anderswo, sondern auch in | |
Deutschland ist einiges zu tun. Jeder kann persönlich, aber auch in der | |
Vereinsarbeit etwas beitragen: Beim Hochschulsport haben wir die Erfahrung | |
gemacht, dass die Zuschauer beim Fußballspiel gerne einen Euro mehr für ein | |
Würstchen bezahlen, wenn dieses Bio-Qualität hat. Auch die Durchführung | |
eines Energiechecks im Verein deckt häufig ungenutzte Potenziale auf. | |
Gibt es weitere Stellschrauben, an denen Sportstätten sich verbessern | |
können? | |
Im Hochschulsport kümmern wir uns um ganz verschiedene Dinge. Bei großen | |
Events achten wir auf Müllvermeidung und die Beschaffung der Materialien. | |
Die Fußbälle in der Campusliga haben alle das Fair-Trade-Siegel. Auch beim | |
kommenden Neubau einer Sporthalle werden Nachhaltigkeitskriterien eine | |
Rolle spielen. Unsere Teamkleidung ist Gots-zertifiziert, aus Biobaumwolle | |
und fair gehandelt. In der Verwaltung achten wir auf unseren | |
Papierverbrauch. | |
Sind Sie selbst Sportlerin? | |
Ja, ich spiele Touch Rugby. Diese Sportart ist noch nicht im | |
Landessportbund organisiert. Mit dem Damenteam der Pumpernickels nehme ich | |
an internationalen Wettkämpfen teil. Vorher habe ich Rugby gespielt, aber | |
das bietet meine Uni nicht an, daher haben mein Mann und ich hier ein | |
Touch-Rugby-Team aufgebaut. | |
Welche Tipps haben Sie an eine Breitensportlerin wie mich, die genervt ist, | |
wenn beim Teamausflug Einweggeschirr verwendet wird? | |
Am besten finde ich strukturelle Veränderungen, über die man einmal | |
nachdenken muss – wie ein Stromanbieterwechsel zum Beispiel. Immer wieder | |
Energie in etwas zu stecken, ist beim hauptsächlich auf Ehrenamt | |
aufgebautem Sport schwierig. Für Plastikgeschirr gibt es natürlich | |
Alternativen, die man etablieren kann. Die Vereine freuen sich darüber. | |
Gerade ist genau die richtige Zeit, um etwas zu verändern. Das Thema hat | |
Rückenwind gekommen. | |
Haben Sie mit dem Thema Ihre Mission gefunden? | |
Ja. Und es klappt meist sehr gut, bei all meinen Tätigkeiten die | |
thematische Schnittmenge zu finden. In meinem Studium schaue ich, was ich | |
davon praktisch im Sport umsetzen kann. Alles passt zusammen. Ich habe das | |
Gefühl, dass ich im Bereich Sport und Nachhaltigkeit wirklich etwas | |
verändern kann. | |
14 Jul 2019 | |
## AUTOREN | |
Alina Götz | |
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Andreas Rettig | |
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