# taz.de -- Nach der Wahl in Gambia: Senegal will militärisch eingreifen | |
> Sollte der abgewählte gambische Präsident nicht aufs Amt verzichten, | |
> könnte Senegals Militär eingreifen. Das sei auf dem Weg zur Grenze. | |
Bild: Stau an der Grenze zwischen Senegal und Gambia | |
COTONOU taz | Plötzlich schweigt Yahya Jammeh eisern. In den vergangenen | |
Tagen hatte der 51-jährige abgewählte Präsident Gambias immer wieder seinen | |
Rücktritt strikt zurückgewiesen. Doch am Tag, an dem die Amtsübergabe | |
eigentlich stattfinden sollte, meldete Jammeh sich nicht. Dafür Wahlsieger | |
Adama Barrow, der im Nachbarland Senegal darauf wartet, gambischer | |
Präsident zu werden. | |
Nach zahlreichen Spekulationen verkündete Barrow am Donnerstagvormittag, | |
dass er am Nachmittag in der gambischen Botschaft in Senegals Hauptstadt | |
Dakar den Amtseid leisten werde. Gambia hätte damit einen neuen Präsidenten | |
– und einen alten, der es auch bleiben will. | |
Dabei hat Jammeh gerade einen weiteren wichtigen Unterstützer verloren: | |
Armeechef Ousman Badjie. Noch in seiner Neujahrsansprache hatte der General | |
betont, die Streitkräfte würden hinter Jammeh stehen. Jetzt sagte der | |
General, er wolle nicht gegen westafrikanische Eingreiftruppen kämpfen, | |
sollten diese in Gambia einmarschieren. „Ich werde meine Soldaten nicht in | |
eine dumme Schlacht schicken“, erklärte er. „Ich liebe meine Männer.“ | |
Interveniert die von der Ecowas (Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft) | |
aufgestellte Truppe tatsächlich, dann könnte das einem Durchmarsch | |
gleichkommen. Jammeh ist jedoch selbst Militär gewesen und kam 1994 durch | |
einen Militärputsch an die Macht. Es ist gut möglich, dass er auch ohne | |
Badjie weiterhin Freunde in der Armee hat. Zeitungen berichteten außerdem, | |
dass Jammeh Söldner eingekauft habe, aus bürgerkriegserfahrenen | |
Nachbarländern wie Liberia und Sierra Leone. | |
## Genervt von Jammeh | |
So blieb die Ecowas-Truppe weiter im Senegal in Wartestellung, nachdem es | |
am Mittwochabend Berichte über einen bevorstehenden Einmarsch ab | |
Mitternacht gegeben hatte. In einem letzten Vermittlungsversuch hatte | |
Mauretaniens Präsident Mohamed Ould Abdel Aziz am Mittwochabend in Banjul | |
mit Jammeh gesprochen und versucht, ihn zum freiwilligen Abtritt zu | |
bewegen. Mauretanien gehört nicht zu Ecowas, ist historisch mit Senegal | |
verfeindet und Jammeh ist Muslim. Trotzdem flog Abdel Aziz in der Nacht | |
unverrichteter Dinge nach Hause zurück, mit einem Zwischenstopp in Dakar. | |
Die Ecowas-Truppe „Ecomig“ ist über Dakar sowie das südsenegalesische | |
Ziguinchor eingerückt. Am Donnerstagfrüh bezogen Einheiten direkt an der | |
Grenze beim gambischen Farafenni Stellung, überschritten die Grenze | |
allerdings offenbar nicht. Ghana hat 205 Soldaten entsandt, Nigerias | |
Luftwaffe 200 Soldaten sowie mehrere Flugzeuge und Hubschrauber. | |
Bereits im Dezember war klar, dass Senegals Streitkräfte den Einsatz leiten | |
werden. Senegal ist schon lange von den Eskapaden Jammehs genervt und | |
dürfte mehr als jedes andere Land froh sein, ihn endlich los zu werden. | |
Noch am Donnerstag sollte der UN-Sicherheitsrat über einen von Senegal | |
eingebrachten Resolutionsentwurf abstimmen, der „alle nötigen Mittel“ zur | |
Durchsetzung des Machtwechsels in Gambia autorisiert. | |
Westafrikas Regionalorganisation Ecowas wirkt wesentlich entschlossener als | |
in anderen Konflikten. Gambia ist klein, und ein Einsatz dürfte | |
überschaubarer sein als in riesigen Flächenstaaten wie Mali. Die | |
Hilfsorganisation Save the Children warnt indes vor einer humanitären | |
Katastrophe. Mittlerweile hätten 50.000 Menschen Gambia verlassen. Am | |
Donnerstag aber blieben Straßen und Grenzübergänge aber leer: Die Menschen | |
warteten auf den Einmarsch. | |
19 Jan 2017 | |
## AUTOREN | |
Katrin Gänsler | |
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