# taz.de -- Militäroperation gegen Rebellen: Im kongolesischen Kriegsgestrüpp | |
> Ugandas Armee dringt immer tiefer vor und jagt die islamistischen | |
> ADF-Rebellen in der Provinz Ituri. Dort wüten schon andere Milizen. | |
Bild: Alles im grünen Bereich? Ugandische Soldaten in den Wäldern außerhalb … | |
KAMPALA taz | Uganda hat im Osten der Demokratischen Republik Kongo die | |
zweite Phase seiner [1][gemeinsamen Militäroperation] mit Kongos Armee | |
begonnen. Das verkündeten die Armeeführungen beider Länder nach einem | |
Treffen der beiden Präsidenten am vergangenen Wochenende. Sie lobten die | |
militärischen Anstrengungen ihrer Soldaten gegen die Rebellen der ADF | |
(Vereinigte Demokratische Kräfte), die sich selbst „Islamischer Staat in | |
Zentralafrika“ (ISCAP) nennen. | |
„Ich warne die ADF, dass wir sie jagen!“, twitterte Muhoozi Kainerugaba, | |
Ugandas Heereskommandant und Sohn des Präsidenten Yoweri Museveni. „Ihr | |
könnt rennen und euch verstecken, aber wir werden euch finden und | |
zerstören!“ Er ist für die Operation im Kongo zuständig. „Ergebt euch | |
endlich!“ | |
Wie schon bei der ersten Phase [2][Ende November 2021] feuerte Ugandas | |
Luftwaffe erst Raketen auf ADF-Positionen. Dann zogen Bodentruppen los. | |
„Der Feind ist in alle Himmelsrichtungen davongerannt“, erklärt General | |
Kayanja Muhanga, Ugandas Frontkommandant. „Sie versuchen, unsere Truppen | |
auseinanderzutreiben.“ Die Armeen hätten das Gebiet in drei Sektoren | |
unterteilt und diese werden jetzt systematisch durchkämmt. | |
Die drei Sektoren liegen im „Dreieck des Todes“ zwischen der Grenze zu | |
Uganda, dem Gebiet rund um die Handelsstadt Beni in Kongos Provinz | |
Nord-Kivu und dem Distrikt Irumu, der in der Nachbarprovinz Ituri an | |
Nord-Kivu angrenzt. Es ist ein undurchdringliches Bergterrain mit dichten | |
Wäldern. In den vergangenen Jahren sind dort Tausende Menschen von der ADF | |
getötet worden. | |
## Erste Fährverbindung zwischen Uganda und Kongo | |
Das soll sich jetzt ändern. Ein wesentlicher Teil der Operation gegen die | |
ADF ist die Erschließung neuer Verkehrswege. Vergangene Woche wurde die | |
erste Fährverbindung zwischen Uganda und Kongo über den Grenzfluss Semliki | |
eröffnet – ein Durchbruch für Handel und Personenverkehr. Die Nachbarländer | |
waren früher verfeindet – erst vergangene Woche errang Kongo vor einem | |
internationalen Gericht Entschädigungszahlungen von Uganda wegen | |
Ausplünderung in früheren Kriegen. | |
Aber jetzt unterstützt Uganda Kongos Wunsch, der Ostafrikanischen | |
Gemeinschaft (EAC) beizutreten, um Afrika vom Indischen Ozean bis zum | |
Atlantik als Handelsgemeinschaft zu erschließen. Ende Februar soll in | |
Kongos Hauptstadt Kinshasa ein ugandisch-kongolesisches Handelsforum | |
stattfinden. | |
Auch für die Militärlogistik sind neue Verkehrswege entscheidend. Ein Video | |
zeigt Kettenpanzer und Truppenfahrzeuge am Landungssteg, um mit der Fähre | |
über den Grenzfluss zu setzen. Straßenbaumaschinen sind bereits seit | |
Dezember im Einsatz. In der ersten Phase wurde die Straße vom Grenzort | |
Nobili bis nach Bubandi befestigt. In der zweiten Phase steht nun die | |
wichtige länderübergreifende Handelsroute von der Grenzstadt Kasindi bis in | |
die kongolesischen Großstädte Beni und Butembo an und weiter bis nach Oicha | |
und Erengeti – kleine Ortschaften im Dschungel, deren Bewohner in | |
vergangenen Jahren am meisten unter ADF-Angriffen litten. | |
Die ADF gilt seit 2014 als die tödlichste Rebellengruppe im Kongo. Die | |
einst ugandische Rebellenorganisationen hat sich jüngst dem IS | |
angeschlossen und begeht vermehrt Selbstmordangriffe mit Bomben in Kongo | |
und Uganda. | |
## ADF begeht Racheakte | |
Die Armeen melden neue Erfolge: Am Montag spürten sie ein ADF-Camp nahe der | |
Grenze auf. „Unsere Soldaten haben das Camp gestürmt und vier Rebellen | |
getötet“, so Ugandas Armeesprecher Peter Mugisa. Ende vergangener Woche | |
nahmen sie das ehemalige Flugfeld im Ort Boga ein, das die ADF ebenfalls | |
als Camp genutzt hatte. Boga war in früheren Jahrzehnten Brennpunkt von | |
Milizengewalt in Ituri. | |
Mugisa meldet, die Rebellen würden nun gen Norden fliehen – tief weiter | |
hinein in die Provinz Ituri mit ihren großen Goldminen. „Die vereinten | |
Kräfte haben den Feind stark unter Druck gesetzt“, so Mugisa: „Sie rennen | |
jetzt hierhin und dorthin mit ihren Opfern. Wir erwarten eine hohe | |
Desertionsrate und eine Kapitulation, wenn wir das hohe Tempo beibehalten.“ | |
Doch die ADF begeht auch Racheakte. Anfang Februar explodierte eine Bombe | |
auf dem geschäftigen Zentralmarkt der kongolesischen Stadt Beni und | |
verletzte sechs Menschen. Vergangene Woche überfielen sie eine | |
kongolesische Armee- und Polizeistation im Grenzort Nobili und töteten vier | |
Menschen. Zur selben Zeit griff in Ituri die Miliz Codeco (Kooperative zur | |
Entwicklung des Kongo) ein Vertriebenenlager an und tötete über 60 | |
Menschen. Zuvor hatte sie Schulen und Krankenhäuser attackiert. Zahlreiche | |
Kongolesen flohen nach Uganda. | |
Ugandas Behörden melden, die Auffanglager entlang der Grenze seien heillos | |
überfüllt. Parlamentarier aus Ituri fordern nun, die Militäroperationen | |
gegen die ADF auch auf andere Milizen wie die Codeco auszuweiten. | |
18 Feb 2022 | |
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## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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