| # taz.de -- Migranten-Lager an US-Grenze: Kein Bett, kaum Wasser, Eltern weg | |
| > Mit Milliarden Dollar wollen die US-Demokraten die Zustände in den Lagern | |
| > an der US-Südgrenze verbessern. Ob Präsident Trump zustimmt, ist unklar. | |
| Bild: Im Grenzfluss Rio Grande ertranken in dieser Woche ein salvadorischer Man… | |
| BERLIN taz | Medienberichte und Proteste von Menschenrechtsorganisationen | |
| hatten aufgeschreckt: In den Lagern an der US-amerikanischen Südgrenze, in | |
| denen zentralamerikanische Migrant*innen festgesetzt werden, herrschen | |
| unhaltbare Zustände. Unbegleitete Minderjährige werden zusammengepfercht, | |
| müssen, bedeckt lediglich mit einer Aluminiumdecke, auf dem nackten | |
| Betonfußboden schlafen, können sich nicht waschen, erhalten zu wenig Wasser | |
| und Essen. „Konzentrationslager“ hatte die linke New Yorker Abgeordnete | |
| Alexandria Ocasio-Cortez die Lager genannt. Für diesen Vergleich erntete | |
| sie zwar scharfe Kritik auch aus den eigenen Reihen – aber selbst die | |
| republikanische Seite gesteht ein, dass dort inhumane Zustände herrschen. | |
| Am Dienstag hat jetzt das von den Demokraten geführte Repräsentantenhaus | |
| reagiert und ein Nothilfepaket von 4,5 Milliarden Dollar verabschiedet. | |
| Vorausgegangen waren heftige Debatten innerhalb der demokratischen | |
| Fraktion: Einige linke Abgeordnete meinten, letztlich signalisiere eine | |
| Zustimmung zu diesem Paket auch das Einverständnis mit Trumps | |
| menschenfeindlicher Asyl- und Migrationspolitik. Am Ende stimmten nur vier | |
| demokratische Abgeordnete dagegen – darunter wiederum Alexandria | |
| Ocasio-Cortez. | |
| Allerdings verweigerten auch alle außer drei Republikanern dem Gesetz ihre | |
| Zustimmung. Denn die Demokraten hatten in tagelangen Beratungen | |
| detaillierte Standards in das Gesetz eingebaut, die im Umgang mit | |
| festgesetzten Asylsuchenden eingehalten werden müssen. Anderenfalls droht | |
| den privaten Unternehmen, die im Auftrag der Regierung die Lager betreiben, | |
| der Entzug ihrer Lizenz. Das wollten die Republikaner verhindern – sie | |
| pochen auf ein im republikanisch dominierten Senat verabschiedetes | |
| Hilfspaket, dass finanziell in etwa gleich ausgestattet ist, aber weniger | |
| detaillierte Vorgaben zum menschlichen Umgang macht. Bis Donnerstag, bevor | |
| der Kongress für eine Woche in die Ferien geht, müssen sich beide Kammern | |
| einigen. | |
| Hintergrund der humanitären Krise ist einerseits Trumps scharfe | |
| Antimigrationspolitik, andererseits die rapide gestiegene Anzahl von | |
| Asylsuchenden aus Zentralamerika. Allein im Mai wurden an der Grenze | |
| 144.000 Menschen festgesetzt – ein Rekord. Zum traurigen Sinnbild der Krise | |
| wurde in dieser Woche das Foto eines jungen salvadorianischen Vaters mit | |
| seiner 23 Monate alten Tochter – beide ertrunken im Grenzfluss Rio Grande. | |
| Die Familie – die Mutter und ein weiteres Familienmitglied waren im Fluss | |
| umgekehrt, als sie sahen, dass die vorausgehenden Vater und Tochter immer | |
| größere Probleme bekamen – wollte in den USA Asyl beantragen, um dort ein | |
| neues Leben zu beginnen. | |
| ## Antimigrationshardliner | |
| Mexiko auf dem Weg in die USA zu durchqueren, wird allerdings immer | |
| schwieriger. Nachdem US-Präsident Trump Anfang Juni angedroht hatte, alle | |
| Importe aus Mexiko mit fünfprozentigen Strafzöllen zu belegen, sollte | |
| Mexiko nicht deutlich mehr gegen die Durchreise von Migrant*innen | |
| unternehmen, sind inzwischen 6.000 Nationalgardisten an Mexikos Südgrenze | |
| zu Guatemala und 15.000 Soldaten an der Nordgrenze zu den USA im Einsatz, | |
| um Migrant*innen abzufangen. | |
| Innerhalb der US-Regierung sorgt Präsident Trump weiterhin dafür, nach und | |
| nach alle mit Migrationsfragen befassten Posten mit | |
| Antimigrationshardlinern zu besetzen. Am Dienstag wurde ein Wechsel an der | |
| Spitze der Zoll- und Grenzschutzbehörde (CBP) bekannt: Neuer Chef wird Mark | |
| Morgan, der bisherige Leiter der Einwanderungsbehörde ICE. | |
| Morgan war es, der in der vergangenen Woche mit dafür gesorgt hatte, dass | |
| Trump per Tweet ankündigte, Razzien zur Abschiebung von „Millionen“ | |
| papierloser Einwander*innen durchführen zu wollen – was Trump dann wieder | |
| zurücknahm und zwei Wochen Aufschub verkündete. Bis dahin aber, so Trump, | |
| müssten die Demokraten grundsätzlichen Änderungen des Asylrechts zustimmen, | |
| wenn sie Massenabschiebungen verhindern wollten. | |
| 26 Jun 2019 | |
| ## AUTOREN | |
| Bernd Pickert | |
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