# taz.de -- Messerverbotszonen in Berlin: Auswahl mit wenig Logik | |
> Bei der Einrichtung der Waffenverbotszonen hat sich der Senat nicht | |
> allein an Zahlen orientiert. Grüne kritisieren „Stigmatisierung | |
> unliebsamer Orte“. | |
Bild: Ob’s hilft? Schild in Hamburg, wo es schon länger Verbotszonen gibt | |
Berlin taz | Die Auswahl der [1][neuen Waffen- und Messerverbotszonen] im | |
Görlitzer Park, am Kottbusser Tor und am Leopoldplatz wurde offenbar nicht | |
nur auf Grundlage von Zahlen und Fakten getroffen. Das geht aus einer noch | |
unveröffentlichten Antwort der Senatsinnenverwaltung auf eine Anfrage des | |
Grünen-Innenpolitikers Vasili Franco hervor, die der taz vorliegt. Unter | |
anderem ist fraglich, warum nicht der Alexanderplatz in Mitte ausgesucht | |
wurde, der in Kriminalitätsstatistiken schlechter abschneidet als etwa der | |
Leopoldplatz im Ortsteil Wedding. | |
Demnach kam es 2024 im Vergleich der sogenannten kriminalitätsbelasteten | |
Orte (kbO) in Berlin im und um den Görlitzer Park sowie am Kottbusser Tor | |
zu den meisten Gewalttaten mit Schusswaffen oder Messern. Doch der | |
Alexanderplatz liegt in der Statistik nicht weit dahinter, ebenso der | |
Hermannplatz und auch die Gegend um die S-Bahnhöfe Hermannstraße und | |
Neukölln. | |
Auch unter den am meisten von Gewalt belasteten Bahnhöfen schneidet der | |
Alex schlecht ab. Am U-Bahnhof Alexanderplatz etwa wurden im Jahr 2024 137 | |
Gewaltdelikte verzeichnet. Das sind mehr als doppelt so viele wie am | |
U-Bahnhof Leopoldplatz, wo 58 Fälle registriert wurden. Am Alex ist dabei | |
noch nicht einmal der S-Bahnhof eingerechnet, obwohl dieser direkt über der | |
U-Bahn-Station liegt. | |
„Die Auswahl der Orte für die Waffenverbotszonen orientiert sich an keiner | |
erkennbaren Logik“, kritisiert der Grünen-Abgeordnete Franco. „Es schwingt | |
durchaus eine [2][politische Stigmatisierung unliebsamer Orte] mit.“ Der | |
Senat könne nicht erklären, wie Messerverbotszonen an „Görli, Kotti und | |
Leo“ Berlin zukünftig sicherer machen sollen, so Franco weiter. | |
## Liste der Verbotszonen noch nicht abgeschlossen | |
Innen-Staatssekretär Christian Hochgrebe (SPD) schreibt in der | |
Senatsantwort, für die Auswahl der Verbotszonen habe man die kbOs sowie | |
„weitere Orte mit erheblicher Deliktsbelastung im Sinne der | |
waffengesetzlichen Vorgaben in den Blick genommen“. Die „sehr erhebliche | |
einschlägige Kriminalitätsbelastung“ an Görli, Kotti und Leo stehe „auß… | |
Frage“, heißt es weiter. Hochgrebe weist auch darauf hin, dass die Liste | |
der Verbotszonen nicht abschließend sei, die Innenverwaltung „vielmehr | |
fortlaufend prüft“, ob und wo weitere Zonen eingerichtet werden können. | |
Unterdessen ist die Zahl der Straftaten mit Messern in Berlin im | |
vergangenen Jahr leicht zurückgegangen: Die Polizei erfasste 3.412 Delikte | |
in der Kategorie „Messerangriffe“, das sind 70 Fälle und damit 2 Prozent | |
weniger als 2023. In den Jahren zuvor hatte es in der Statistik teils | |
leichte, [3][teils aber auch sprunghafte Anstiege] gegeben. Weniger als 5 | |
Prozent aller Straftaten mit Messern und Waffen wurden 2024 in den drei nun | |
verhängten Verbotszonen registriert. | |
18 Feb 2025 | |
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## AUTOREN | |
Leonore Kogler | |
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