Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Mehr Programm, höhere Gagen: Kohle für die Kultur
> Zwölf Prozent mehr als im vergangenen Haushalt soll in Bremens Kultur
> fließen. Schwerpunktmäßig investiert wird dabei in Literatur und Musik.
Bild: Bekommen viel mehr Geld: Bremer Philharmoniker, hier beim Flashmob auf de…
Bremen taz | Kein Befreiungsschlag, aber gute Nachrichten für viele
Kulturaktivisten der Hansestadt: Am gestrigen Mittwoch Vormittag während
eines extra dafür einberufenen Pressegesprächs frohlockte Bremens
Bürgermeister und Kultursenator Andreas Bovenschulte (SPD) über den
Doppelhaushaltsentwurf 2020/21 seines Ressorts, das sei schon ein richtiger
Schluck aus der Pulle.
„Es handelt sich um die größte Erhöhung in den letzten 20 Jahren“,
behauptete Bovenschulte, „so dass sich nach der harten Zeit der Stagnation
die Situation in der Breite der Kulturlandschaft entspannen kann, auch wenn
unsere Ressourcen für diese in Zahlen gegossene Politik natürlich weiterhin
geringer sind als die Wünsche.“
In 2019 bekam die Kultur in Bremen 82 Millionen Euro, in diesem Jahr werden
es 9,7 und 2021 etwa 10,1 Millionen Euro mehr sein. Das entspricht einer
Erhöhung von zwölf Prozent.
Bezogen auf das Gesamtvolumen der Haushaltspulle, die 2020 laut
Behördenangaben 7,7 Milliarden Euro beinhalten soll, ist der Kulturschluck
Bovenschultes dann aber doch eher ein kleines Tröpfchen – nämlich 1,2
Prozent. Warum die Eckwerte nicht nur für Kultur, sondern auch für viele
andere Ressorts erhöht werden können?
## Mehr Geld aus dem Finanzausgleich
Mit der auch vom Bundesrat beschlossenen Reform der
Bund-Länder-Finanzbeziehungen erhält Bremen ab diesem Jahr 487 Millionen
Euro zusätzlich aus dem Finanzausgleich. Das dadurch mehr auszuschüttende
Kulturhaushaltsgeld fließt in etwa hälftig in ein Mehr an Kultur und ein
Mehr an Euro auf die Konten der Kulturschaffenden.
Irgendwie profitiere so fast jeder davon, meint Kulturstaatsrätin Carmen
Emigholz: „Endlich geht es mal nicht nur um Inflationsausgleich und
Einzeleffekte, sondern um Dauereffekte, denn die Gelder werden nachhaltig
in Strukturen investiert, also die Institutionen.“
Mehr als 100 von ihnen, aber auch Vereine, Organisationen und
Kunstkollaborateure würden profitieren – auch wenn die Zuwendungen für 2020
frühestens im Sommer diesen Jahres ausbezahlt werden könnten, allerdings
rückwirkend zum 1. Januar. Schließlich muss der Haushaltsentwurf erst noch
von der Kulturdeputation am 10. März und von der Bürgerschaft in der
Sitzungsperiode Anfang Juli beschlossen werden. Daher sind alle folgenden
Angaben nur Planzahlen für die Zuwendungserhöhungen pro Jahr.
Da sich Bremen laut Kulturentwicklungsplan als Stadt der Musik und
Literatur labeln möchte, wird in diesem Bereich schwerpunktmäßig
investiert. Als Leuchtturm darf sich die Stadtbibliothek über 400.000 Euro
und die Bewerbungsinitiative „City of Literature“ über 50.000 Euro
zusätzlich freuen, on Top bekommen die Bremer Philharmoniker 200.000 Euro
und der Wettbewerb „Jugend musiziert“ 75.000 Euro.
Luft schaffen für Zukunftsgedanken wolle man auch in der Stadtteilkultur,
so Bovenschulte. So bekommt etwa das Kulturbüro Nord 339.000 Euro, der
Schlachthof 150.000 Euro und das Lagerhaus 120.000 Euro obendrauf. Die
Bürgerhäuser könnten einen Zuschlag von 191.000 Euro untereinander
aufteilen.
Im Bereich Bühnenkunst rutscht das Kriminaltheater erstmals in die
institutionelle Förderung – mit 75.000 Euro pro Jahr. Die „Shakespeare
Company“ darf eine Zuschusserhöhung von 200.000 begrüßen, die Schwankhalle
erhält etwa 50.000 Euro höhere Überweisungen.
Zur Förderung junger Künstler*innen bekommt das Theater Bremen 300.000 Euro
zusätzlich. Top-Profiteur in der Museumsszene ist die Kunsthalle – mit
einem Plus von 400.000 Euro. Die Weserburg bekommt halb so viel, das
Übersee-Museum 300.000 Euro mehr.
Eine nennenswert üppigere Befüllung erlebt auch der Projekte-Topf für die
freie Kultur-Szene. Verloren sich 2019 darin 105.000 Euro, die erst durch
den Solidarpakt auf 400.000 Euro aufgefüllt werden konnten, sollen in
diesem Jahr exakt 900.000 und im Jahr 2021 etwa 1,3 Millionen Euro von
Jurys vergeben werden. Da könnte also wieder etwas mehr Leben in die prekär
gehaltene Kunstszene kommen.
5 Mar 2020
## AUTOREN
Jens Fischer
## TAGS
taz.gazete
Bremen
Länderfinanzausgleich
Bremen
Bremen
Bremen
taz.gazete
Senat Bremen
## ARTIKEL ZUM THEMA
Bremen als „City of Literature“: „Die Szene kann sichtbarer werden“
Bremen ist neuerdings City of Literature, in Heidelberg hat man bereits
Erfahrung mit dem Titel. Andrea Edel weiß, wie die Stadt von ihm
profitiert.
40 Jahre Bremer Schlachthof: Der Star ist die Halle
Unser Autor hat als Mitarbeiter im Bremer Kulturzentrum Schlachthof viel
über das Verhältnis von Gegenkultur und Subkultur gelernt. Ein Rückblick.
Ortsbegehung im Kulturzentrum: Knutschen in der Kesselhalle
Im Bremer Schlachthof ist Raum für Jazzmessen und Unipartys. Wenn es
richtig voll ist, wird auf den oberen Rängen die Luft knapp.
Leitungswechsel in der Schwankhalle: Gewachsen am Kompromiss
Nach fünf Jahren geht Schwankhallen-Leiterin Pirkko Husemann zurück nach
Berlin. Sie hinterlässt ein Haus, das bestens vernetzt ist.
Bremer Kulturszene organisiert Festival: Die wollen nur spielen
Ein Festival im Kleinstformat: Die Bremer Kulturszene hat sich mal schnell
zusammen den Kultursommer „Summarum“ ausgedacht – er beginnt am 18. Juni.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.