# taz.de -- Bremen als „City of Literature“: „Die Szene kann sichtbarer w… | |
> Bremen ist neuerdings City of Literature, in Heidelberg hat man bereits | |
> Erfahrung mit dem Titel. Andrea Edel weiß, wie die Stadt von ihm | |
> profitiert. | |
Bild: Internationaler Austausch: Als City of Literature ist Bremen Teil eines g… | |
taz: Frau Edel, was haben Sie Bremen bei [1][der Bewerbung zur „City of | |
Literature“] geraten? | |
Andrea Edel: Ich bin von der deutschen Unesco-Kommission beratend | |
hinzugezogen worden, weil Heidelberg schon seit 2014 „City of Literature“ | |
ist. Durch diesen kleinen Vorsprung konnte ich gut vermitteln, was es | |
bedeutet, in diesem globalen Netzwerk mit anderen Creative Cities | |
zusammenzuarbeiten, und welche Aspekte bei so einer Bewerbung mit Blick auf | |
die Ziele, die die Unesco mit diesem Netzwerk verfolgt, herausgestellt | |
werden könnten. | |
Welche sind das denn? | |
Ein wichtiger Aspekt ist – aber ich spreche nur für die Stadt Heidelberg! – | |
die Hoffnung, dieses Netzwerk wirklich global zu denken. Dabei gibt es | |
innerhalb der Unesco das Prinzip der Vorzugsbehandlung. | |
Das heißt? | |
Es bedeutet, die Zusammenarbeit mit Ländern des globalen Südens zu | |
priorisieren. Besonderen Wert legen wir darauf, Wege der Zusammenarbeit auf | |
Augenhöhe zu entwickeln – wie es Heidelberg mit den Literaturstädten Lahore | |
in Pakistan und Jakarta in Indonesien tut. Dafür braucht es aus | |
europäischer Sicht Offenheit, neue Wege in der Kommunikation zu gehen, und | |
die Bereitschaft, von den Partnern zu lernen. | |
Was hat Heidelberg, ganz profan gefragt, denn sonst noch von dem Titel | |
gehabt? | |
Sehr viel. Heidelberg hat auf vielen Ebenen profitiert. Zum einen ist | |
unsere hiesige Literaturszene stärker zusammengewachsen. Das hat auch damit | |
zu tun, dass wir regelmäßig zu einer Literaturversammlung einladen. Bei der | |
sind alle professionellen Akteure willkommen, die sich gegenseitig über | |
ihre Ziele und Projekte informieren und austauschen. Ganz bewusst nicht nur | |
die Schreibenden, sondern auch Übersetzende, Verlegende, Buchhandlungen | |
oder Veranstaltende. | |
Das entkräftet die Befürchtung, die lokale Szene werde in einer City of | |
Literature von Leuchtturm-Projekten verschattet? | |
Diese Befürchtungen gab es bei uns vor zehn Jahren auch. Aber das hatte | |
sich nach spätestens drei Jahren gelegt, weil wir in Heidelberg ganz | |
bewusst auf die regionale Vernetzung als Dreh- und Angelpunkt des Ganzen | |
gesetzt haben. Die Literatur-Akteure kennen sich heute untereinander | |
besser. Sie arbeiten stärker in Projekten interdisziplinär zusammen. Auf | |
Grundlage dieser guten Kenntnis der literarischen Szene in Heidelberg war | |
es auch gut möglich, im Lauf der Zeit die Institutionen und Personen in den | |
anderen Städten zu identifizieren, mit denen unsere Akteure gut | |
zusammenpassen: Daraus sind unzählige Kooperationen entstanden, | |
internationale Austauschprojekte, Gast- und Forschungsaufenthalte, | |
Residenzen, weil dieses Netzwerk genau dazu ermutigt. Da ist viel Bewegung | |
drin. | |
Also kann die regionale Szene dank des Titels sichtbarer werden? | |
Das ist genau auf den Punkt gebracht. Die Szene kann regional und vor allem | |
international sichtbarer werden. | |
Heidelberg hat mit seiner großen Vergangenheit für sich geworben … | |
Die ist für viele Menschen, die hier leben und mit Literatur verbunden | |
sind, unschätzbar wertvoll und prägt uns bis heute. Aber wir sind wegen | |
dieser großen literarischen Geschichte eher eine untypische City of | |
Literature. Das haben die anderen meist nicht. | |
Stimmt, bis auf Dublin … | |
Ja. Die Unesco beleuchtet die Städte, die neu ins Netzwerk aufgenommen | |
werden, in erster Linie mit Blick auf ihre gegenwärtige literarische | |
Präsenz, ihre Autorinnen und Autoren, Festivals, [2][Institutionen und | |
Kreativwirtschaft.] | |
26 Feb 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Bremen-will-City-of-Literature-werden/!5940098 | |
[2] /Mehr-Programm-hoehere-Gagen/!5666257 | |
## AUTOREN | |
Benno Schirrmeister | |
## TAGS | |
Bremen | |
Literatur | |
Unesco | |
Kreativwirtschaft | |
Unesco-Kulturerbe | |
Bremen | |
taz.gazete | |
Netzkultur | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Immaterielles Unesco-Kulturerbe: Denk ich an Deutschland | |
Sechs neue Traditionen sind nun Kulturerbe, darunter Finsterwalder | |
Sangestradition und Berliner Techno. Aber Deutschland hat noch viel mehr zu | |
bieten. | |
Bremen will „City of Literature“ werden: Hoffen auf die Stadtmusikanten | |
Ist Bremen eine Literaturstadt? Die Bewerbung um den Unesco-Titel „City of | |
Literature“ bündelt Kräfte aus freier Szene und offizieller Kulturpolitik. | |
Mehr Programm, höhere Gagen: Kohle für die Kultur | |
Zwölf Prozent mehr als im vergangenen Haushalt soll in Bremens Kultur | |
fließen. Schwerpunktmäßig investiert wird dabei in Literatur und Musik. | |
Literaturhäuser im Lockdown: Was alles trotzdem geht | |
Einige Literaturhäuser im Norden wollen sich nicht in einen frühzeitigen | |
Winterschlaf begeben – und machen digitale Angebote. Ein Überblick. |