# taz.de -- Medienfreiheit in Afghanistan: Taliban verbieten Serien mit Frauen | |
> TV-Sender in Afghanistan dürfen keine Filme oder Serien mehr zeigen, in | |
> denen Frauen eine Rolle spielen. Das hat die Taliban-Regierung | |
> entschieden. | |
Bild: Asita Ferdous, Direktorin des Ariana-Kinos in Kabul, darf ihr eigenes Kin… | |
KABUL/BERLIN dpa/taz | In [1][Afghanistan] haben die regierenden | |
militant-islamistischen Taliban weitreichende Einschränkungen für | |
Fernsehinhalte verhängt. TV-Sender dürften keine Filme oder Serien mehr | |
zeigen, in denen Frauen eine Rolle spielten oder die der islamischen | |
Scharia oder afghanischen Werten widersprächen, heißt es in einer Anweisung | |
des Ministeriums für die Förderung der Tugend und Verhütung des Lasters, | |
die am Sonntag an Fernsehsender ausgegeben wurde. Der Sprecher des | |
Ministeriums, Mohammed Sadik Asif, bestätigte am Montag die Direktive. | |
Die Ausstrahlung heimischer oder ausländischer Filme, die fremde Kulturen | |
und Traditionen in der afghanischen Gesellschaft verbreiteten und | |
Sittenlosigkeit verursachten, müssten gestoppt werden, heißt es in der | |
Anweisung. In Unterhaltungsprogrammen solle zudem niemand beleidigt werden. | |
Weiter erlaubt ist der Auftritt von Moderatorinnen oder Reporterinnen, | |
allerdings müssten diese den islamischen Hidschab tragen. | |
Seit dem Rückzug der NATO Ende Juli und der zeitgleichen Machtübernahme der | |
Taliban haben die Islamisten die Medienlandschaft in Afghanistan bereits | |
stark eingeschränkt. [2][Journalist:innen sprechen von persönlicher | |
Bedrohung durch die Taliban]. Viele verließen die Hauptstadt Kabul oder | |
gingen ins Exil. Der taz gegenüber berichtete der Investigativjournalist | |
und Aktivist Samidullah Mahdi, dass Reporter in verschiedenen Teilen des | |
Landes weiter recherchierten und ihre Artikel anonym in Onlinemedien | |
veröffentlichten. Zugleich sei es schwer, Auskünfte von den Taliban zu | |
bekommen, [3][weil diese kein Interesse hätten, mit unabhängigen Medien zu | |
sprechen]. | |
Bei den Serien, die in Afghanistan beliebt sind und die nun wohl verboten | |
werden, handelt es sich vor allem um türkische, indische und iranische | |
Seifenopern, seltener wurden US-Serien oder -Filme gezeigt. Bereits zuvor | |
gab es von Konservativen oder Klerikern in dem Land immer wieder Kritik an | |
diesen Programmen, in denen etwa Frauen ihre Ehepartner selbst wählten. Die | |
Serien verführten die Jugend, hieß es. Auch Satireprogramme sind in | |
Afghanistan sehr beliebt. Wöchentliche Sendungen etwa verunglimpften die | |
ehemalige Regierung von Aschraf Ghani, korrupte Beamte oder das Militär. | |
22 Nov 2021 | |
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