# taz.de -- Massaker an den Rohingya: Verurteilte Militärs längst frei | |
> In Myanmar wurden wegen Mordes an den Rohingya bisher lediglich sieben | |
> Soldaten verurteilt. Von ihren Haftstrafen verbüßten sie nur einen | |
> Bruchteil. | |
Bild: Zehn Rohingya-Männer am 1. September 2017 vor ihrer Ermordung durch Myan… | |
YANGON taz | Sie wurden für ein Massaker an mehreren Rohingya-Männern zu | |
zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Nun stellt sich heraus: Die sieben | |
verurteilten myanmarischen Soldaten sind schon seit mehreren Monaten wieder | |
auf freiem Fuß. | |
Dabei hatte Myanmars Militär die Verurteilung mehrfach benutzt, um | |
internationale Kritik zu kontern, Menschenrechtsverletzungen durch Soldaten | |
würden nicht bestraft werden. | |
Recherchen der Nachrichtenagentur Reuters ergaben jetzt, dass die Soldaten | |
bereits im vergangenen November aus dem Gefängnis der Provinzhauptstadt | |
Sittwe freigekommen sind. Einer der freigelassenen Soldaten bestätigte | |
Reuters, dass er frei sei. Mehr könne er nicht sagen. „Man sagte uns, wir | |
sollen den Mund halten“, erklärte er. | |
Myanmars Militär verwies in der Vergangenheit mehrfach darauf, dass es | |
Verantwortung übernähme für Menschenrechtsverbrechen an Rohingya. | |
Militärchef Min Aung Hlaing betonte gar dem UN-Sicherheitsrat gegenüber, | |
dass in jedem einzelnen Fall, der bekannt wird, ermittelt würde. Auf seiner | |
Webseite erklärte der mächtige Militärchef. „Wir verzeihen keine | |
Verbrechen.“ | |
## Nichtmal ein Zehntel der Zeit im Gefängnis | |
Doch die freigelassenen Soldaten verbüßten weniger als eines der zehn Jahre | |
im Gefängnis, zu denen sie im April 2018 verurteilt worden waren. | |
Aktivisten, die im selben Gefängnis saßen, behaupten, die Soldaten hatten | |
im Unterschied zu anderen sogar Zugang zu Zigaretten und Bier. Häftlingen | |
zufolge seien sie auch von Militärs besucht worden. | |
Die beiden Reporter der Nachrichtenagentur Reuters, die das Massaker im | |
Dezember 2017 überhaupt erst aufgedeckt hatten, wurden dagegen mehr als 16 | |
Monate im Gefängnis festgehalten. Sie kamen erst Anfang Mai im Rahmen einer | |
Gefangenenamnestie frei. Bis auf die sieben Soldaten wurde bisher niemand | |
sonst für die Verbrechen an den Rohingya angeklagt. | |
Eine Attacke von Aufständischen der muslimischen Minderheit hatte im Sommer | |
2017 zu einer brutalen Vergeltungsaktion des Militärs geführt, die fast | |
eine Million Rohingya über die Grenze nach Bangladesch trieb. | |
Die UN untersucht, ob es sich bei den Verbrechen um Völkermord handelt. Die | |
sieben Soldaten wurden für ein Massaker vom 1. September 2017 an zehn | |
gefesselten Rohingya-Männern verurteilt. Insgesamt sollen Tausende | |
umgebracht worden sein. | |
Die Rohingya werden in Myanmar seit Jahren verfolgt. Myanmars Militär ist | |
dafür berüchtigt, unbestraft Kriegsverbrechen zu begehen. Angebliche | |
Verbrechen in den eigenen Reihen untersucht es bevorzugt selbst. Ein Team | |
der UN, das die Verbrechen gegen die Rohingya untersucht, wurde ebenso wie | |
Journalisten nicht ins Krisengebiet vorgelassen. | |
28 May 2019 | |
## AUTOREN | |
Verena Hölzl | |
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