Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Verfolgte Minderheit in Myanmar: Rohingya nicht zurück nach Myanmar
> Nach heftigen Protesten und Warnungen durch die UNO sieht Bangladesch
> davon ab, Flüchtlinge zwangsweise ins Nachbarland zu transportieren.
Bild: Protest im Flüchtlingscamp Unchiprang in Bangladesch
Yangon taz | Die Angst davor, nach Myanmar zurückgeschickt zu werden, ist
gewaltig. Schon bevor eine erste Gruppe von 150 Rohingya wie geplant aus
den Flüchtlingslagern in Bangladesch am Donnerstag abgeholt werden sollte,
hatte es Demonstrationen gegen die Rückführung gegeben. Viele Familien
versteckten sich, manche Rohingya drohten mit Suizid. Am Ende kehrte
niemand zurück.
Vor einem Jahr, im vergangenen November, hatten Myanmar und Bangladesch
sich darauf verständigt, 700.000 Rohingya-Flüchtlinge in den birmesischen
Bundesstaat Rakhine zurückzuführen. Diese waren seit August 2017 vor
Militärgewalt und Übergriffen ihrer buddhistischen Landsleute ins
Nachbarland geflohen. Doch schon der erste Versuch, die Rohingya
zurückzutransportieren, scheiterte im Januar. Beide Länder sahen die Schuld
beim jeweils anderen.
Vor wenigen Tagen erklärte der birmesische Minister für Soziales bei einer
Pressekonferenz nun, man sei jetzt bereit zur Aufnahme der Rohingya. Nach
dem Abkommen waren zunächst mehr als 2.000 Rohingya für die Rückkehr
bestimmt worden. Die Behörden von Bangladesh versprachen aber, niemanden
gegen seinen Willen nach Myanmar zu schicken.
Auch die UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet hat Bangladesch
aufgefordert, die Rückführung zu stoppen und gewarnt, dass Menschenleben
auf dem Spiel stünden. Es fliehen immer noch Rohingya aus Myanmar, die UNO
hat 2018 16.000 Neuankömmlinge in Bangladesch verzeichnet. Und in Myannmars
Rakhine-Staat leben rund 130.000 Rohingya in Flüchtlingslagern. Weitere
5.000 verharren im sogenannten Niemandsland zwischen Myanmar und
Bangladesch. 4.000 Rohingya hausen in einer gettoartigen Siedlung in der
Stadt Sittwe.
## „Dieselbe Spirale von Menschenrechtsverletzungen“
Der in Brüssel ansässige Thinktank International Crisis Group warnt davor,
dass die Rückführung zu Spannungen sowohl in Bangladesch als auch in
Myanmar führen könnte. „Eine verpfuschte Rückführung hat das Potential,
Friedens- und Entwicklungsbestrebungen in der Region um Jahre
zurückzuwerfen“, hieß es in einem diese Woche veröffentlichten Bericht.
Die UNO geht davon aus, dass im Jahr 2017 mindestens 10.000 Rohingya im
Zuge der Militäraktion gegen die seit Langem verfolgte Minderheit getötet
wurden. Der Internationale Strafgerichtshof hat sich eingeschaltet. Zur
Rechenschaft gezogen wurde bisher allerdings noch niemand. „Wenn wir die
Rohingya jetzt zurück nach Myanmar bringen, bedeutet das, dass wir sie in
dieselbe Spirale von Menschenrechtsverletzungen schicken, in der sie sich
seit Jahrzehnten befinden“, sagte die UNO-Menschenrechtskommissarin.
Erst am Dienstag hatte Amnesty International der Friedensnobelpreisträgerin
Aung San Suu Kyi [1][den Ehrentitel „Botschafterin des Gewissens“
entzogen.] Die Politikerin, die heute als Myanmars Staatsrätin fungiert,
habe sich nicht schützend vor die [2][verfolgten Minderheiten ihres Landes
gestellt.] „Heute sind wir zutiefst bestürzt, dass Sie nicht länger ein
Symbol der Hoffnung, des Mutes und der unermüdlichen Verteidigung der
Menschenrechte sind“, hatte AI-Generalsekretär Kumi Naidoo den Schritt in
einem Schreiben an die 73-jährige Politikerin begründet.
15 Nov 2018
## LINKS
[1] /Aung-San-Suu-Kyi/!5550576
[2] /Schlag-fuer-Pressefreiheit-in-Myanmar/!5535598
## AUTOREN
Verena Hölzl
## TAGS
Rohingya
Schwerpunkt Myanmar
Bangladesch
Uno
Rohingya
Schwerpunkt Myanmar
Rohingya
Bangladesch
Schwerpunkt Myanmar
Schwerpunkt Myanmar
Rohingya
## ARTIKEL ZUM THEMA
Rohingya-Flüchtlinge aus Myanmar: Angst vor Umsiedlung auf Insel
Bangladesch hat die ersten Rohingya-Flüchtlinge auf eine flutgefährdete
Insel umgesiedelt. Nun geht in den Flüchtlingscamps die Angst um.
Massaker an den Rohingya: Verurteilte Militärs längst frei
In Myanmar wurden wegen Mordes an den Rohingya bisher lediglich sieben
Soldaten verurteilt. Von ihren Haftstrafen verbüßten sie nur einen
Bruchteil.
Angriff auf Sicherheitskräfte in Myanmar: Aufstand im Südwesten
Mit der buddhistischen Arakan Army hat eine neue Rebellengruppe Myanmars
mächtiges Militär attackiert. Neun Polizisten wurden getötet.
Vor der Wahl in Bangladesch: Wo Wahl Kampf bedeutet
Wer wie Student Arman den Regierenden widerspricht, läuft Gefahr, Prügel zu
beziehen. In Bangladesch kämpft die Awami League um die Macht.
Verbrechen an den Rohingya: Myanmars Militärs bangen
Der Internationale Strafgerichtshof erklärt sich für befugt, gegen Myanmars
Generäle zu ermitteln. Und das, obwohl Myanmar kein Vertragsstaat ist.
Debatte Flucht der Rohingya: Von der Welt verlassen
Die Staatengemeinschaft lässt die aus Myanmar vertriebenen Rohingya im
Stich. Es fehlt der Wille, Asiens größte Flüchtlingskrise zu lösen.
Aus Myanmar geflohene Rohingya: In der Sackgasse
Die Flüchtlinge sollten längst nach Myanmar zurückkehren. Tatsächlich
kommen viele Rohingya jetzt erst in Bangladesch an.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.