# taz.de -- Kriminaliät im Internet: „Alarmstufe rot“ bei IT-Sicherheit | |
> Noch nie war die deutsche Cybersicherheit so gefährdet wie 2021, zeigt | |
> der aktuelle BSI-Lagebericht. Viele Cyberkriminelle professionalisieren | |
> sich. | |
Bild: Nach einer Cyberattacke: Information am Stadthaus Schwerin am 19. Oktober | |
BERLIN taz | Die Bedrohung in Deutschland wächst: Immer häufiger legen | |
Cyberkriminelle Unternehmen, Verwaltungen oder gar Krankenhäuser lahm. Das | |
geht aus dem aktuellen Bericht zur Lage der IT-Sicherheit des Bundesamtes | |
für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hervor, den BSI-Präsident | |
Arne Schönbohm gemeinsam mit Bundesinnenminister Horst Seehofer am | |
Donnerstag vorgelegt hat. Seehofer bezeichnete die Gefährdungslage aktuell | |
als „sehr hoch“, Schönbohm sprach bei manchen Bereichen sogar von | |
„Alarmstufe Rot“. | |
Schuld an der dramatischen Einschätzung seien Schönbohm zufolge [1][immer | |
professionellere Cyberkriminelle], eine zunehmende Vernetzung sowie der | |
mangelhafte Umgang mit Schwachstellen. Vor allem das vergangene Jahr, das | |
noch ganz im Zeichen der Covid-Pandemie stand, war laut Bericht geprägt von | |
einer deutlichen Ausweitung cyberkrimineller Aktivitäten. | |
Unter anderem wurden Angriffswellen beobachtet, in denen Kriminelle mit | |
Ransomware versucht haben, in großem Stil Lösegeld von zahlungskräftigen | |
Opfern zu erpressen. Teilweise nutzten die Täter*innen dazu | |
Angriffsstrategien, die bislang bloß in der Cyberspionage zu finden waren. | |
Besonders beunruhigend ist vor allem die rasante Entwicklung der | |
Angriffsmethoden: So lag die Zahl neu registrierter Varianten von | |
Schadprogrammen mit 144 Millionen um 22 Prozent über dem Wert des letzten | |
Jahres. Allein im Februar 2021 wurden nach Angaben des Bundesamtes an einem | |
Tag 553.000 Schadprogrammvarianten entdeckt – ein Rekordhoch. | |
## Stromversorgung und Krankenhäuser bleiben gefährdet | |
Seehofer und Schönbohm betonten, dass auch Ransomware-Angriffe, die zum | |
Beispiel die Stromversorgung oder Krankenhäuser gefährden, bald noch öfter | |
verkommen könnten. Diese bedrohten im schlimmsten Fall Leib und Leben von | |
Menschen, in etwas weniger schlimmen Fällen dürften sensible, medizinische | |
Daten gefährdet sein. Seehofer verwies etwa auf einen Angriff von | |
Cyberkriminellen gegen die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA), bei dem | |
Daten über den Impfstoff von Biontech/Pfizer erbeutet wurden. | |
Seehofer lobte die Arbeit des BSI. Besonders die neue Außenstelle in | |
Sachsen hob der Innenminister hervor – sie sei ein gutes Stück | |
„Strukturpolitik“ für gleichwertige Lebensverhältnisse in Deutschland, | |
sagte Seehofer und beklagte zugleich, dass dies sonst niemanden im | |
Bundestag interessiere. Außerdem wurde das BSI durch das im April | |
verabschiedete IT-Sicherheitsgesetz 2.0 im April mit zusätzlichen | |
Kompetenzen beim Aufdecken von Sicherheitslücken und der Abwehr von | |
Cyber-Angriffen ausgestattet. Unter [2][der nächsten Bundesregierung] | |
könnte die Bedeutung des BSI weiter wachsen. | |
Deutschland als Vorreiter in Sachen Cybersicherheit, das ist zumindest der | |
große Wunsch des scheidenden Bundesinnenministers Seehofer. Ihm zufolge sei | |
Deutschland technisch sehr wohl in der Lage, Angriffe aus dem Internet | |
abzuwehren. „Deutschland kann jegliche Gefährdung vermeiden, man muss die | |
Maßnahmen und das Wissen bloß anwenden“, sagte Seehofer. | |
Offen blieb allerdings die Frage, warum ausgerechnet deutsche Kommunen | |
immer noch besonders „anfällig für gefährliche und folgenschwere Angriffe | |
auf ihre IT-Sicherheit“ sind, wie die netzpolitische Sprecherin der | |
Linksfraktion, Anke Domscheit-Berg, zuletzt monierte. Am vergangenen | |
Wochenende etwa hatten Hacker innerhalb weniger Stunden zunächst den | |
Kommunalservice Mecklenburg attackiert, dann den IT-Dienstleister der | |
Landeshauptstadt Schwerin und des Landkreises Ludwigslust-Parchim | |
angegriffen und zuletzt in Witten große Teile der Stadtverwaltung | |
lahmgelegt. | |
21 Oct 2021 | |
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## AUTOREN | |
Marilena Piesker | |
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