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# taz.de -- Krieg in der Ukraine: Reaktoren bleiben Risiko
> Laut IAEA wurde beim Brand im AKW Saporischschja vor allem das Innere des
> Kühlturms beschädigt. Die Sorge ums russische Kernkraftwerk Kursk wächst.
Bild: Wegen des ukrainische Vorstoßes auf russischem Gebiet rückt nun das AKW…
Kyjiw taz | Der Brand vor einer Woche in einem Kühlturm des AKW
Saporischschja hat offensichtlich vor allem das Innere des Turmes
beschädigt. [1][Zu diesem Schluss kommen Experten der Internationalen
Atomenergiebehörde IAEA, die den Kühlturm besuchen durften]. Der Schaden
konzentriert sich höchstwahrscheinlich auf das Innere des Turms in etwa
zehn Metern Höhe, so die Experten, denen der die russische Rosatom „aus
Sicherheitsgründen“ die Besichtigung von genau diesem Gebäudeabschnitt
verwehrt hatte.
Genau an dieser Stelle, erklärte die ukrainische Atomexpertin Olga
Koscharna im russischen Dienst der Deutschen Welle, habe sich ein
Dieselgenerator befunden. Und wenn dort entsprechend viel Diesel vorrätig
gewesen sei, sei verständlich, warum die aktuellen Betreiber den Brand
nicht hatten unter Kontrolle bringen können.
Auch wenn sich alle sechs Reaktoren des ukrainischen AKW derzeit im Zustand
einer Kaltabschaltung, der sichersten Form einer Abschaltung, befinden,
sehen Experten dennoch Gefahren, die von Saporischschja ausgehen. In den
Räumlichkeiten des Atomkraftwerkes befinden sich Truppen und Waffen, von
den Dächern der Gebäude schießen die Soldaten der russischen Armee auf
umliegende Ortschaften, so Koscharna. Auch sei das Gelände teilweise
vermint. Ein großes Problem im AKW sei die mangelnde fachliche Kompetenz
der russischen Mitarbeiter. So seien dort Rosatom-Mitarbeiter, die zuvor im
AKW Kursk, in dem ein ganz anderer Reaktortyp eingesetzt wird, im Einsatz.
Gegenüber dem oppositionellen russischen Medium Meduza fürchtet Dmitri
Gortschakow, Atomexperte bei der Umweltgruppe Bellona, ein mögliches
Wiederanfahren des Reaktors durch Russland. So habe Russland den Bau einer
neuen Pumpstation auf dem Gelände angekündigt – angeblich für das
Kühlbecken. Tatsächlich, so Gortschakow, ließe sich mit dieser geplanten
Pumpanlage zum Ende des Jahres das Kraftwerk wieder anfahren. Derzeit ist
das AKW Saporischschja an das ukrainische Stromnetz angeschlossen. Doch es
gebe Indizien, so Gortschakow, wonach Russland den Anschluss des AKW an das
Netz der von Russland kontrollierten Gebiete plane.
Größere Sorgen macht Fachleuten das russische Atomkraftwerk Kursk in der
Kleinstadt Kurtschatow, 65 Kilometer von der russisch-ukrainischen Grenze
entfernt. Denn es liegt nur ein paar Dutzend Kilometer von [2][den von der
Ukraine besetzten Gebieten weg]. Noch vor wenigen Tagen hatte die Stadt
Kurtschatow auf ihrem Telegram-Kanal ihre Bürger davor gewarnt, die
Luftabwehr „bei der Arbeit“ zu fotografieren. Offensichtlich haben also die
ukrainischen Angriffe die Atomstadt erreicht.
Es sind vor allem zwei Umstände, die Kämpfe um das AKW Kursk wesentlich
gefährlicher erscheinen lassen als der Kampf um das AKW Saporischschja: Zum
einen stehen in Kurtschatow graphitmoderierte RBMK-Reaktoren, Typ
Tschernobyl. Das Gefährliche an diesen Reaktoren, so der russische
Atomphysiker Andrej Oscharowski gegenüber der taz, sei, dass diese keine
Betonschutzhülle hätten.
„In anderen Kernkraftwerken gibt es eine dickwandige Schutzhülle aus Beton,
manchmal auch Confinement genannt, die zumindest vor kleinkalibriger
Artillerie schützt. In RBMK-Reaktoren sind die Reaktoren wehrlos, und im
Falle eines – Gott bewahre – absichtlichen Beschusses oder einer verirrten
Granate mit einem Kaliber von 150 Millimetern und mehr kann der Reaktor
selbst beschädigt werden“, so der Experte. Zum anderen sei das Material in
diesen Reaktoren hochentzündlich. Heißt: Bei einem Unglück kann Graphit bis
zu zwei Wochen lang brennen – wie 1986 bei der Nuklearkatastrophe in
Tschernobyl.
18 Aug 2024
## LINKS
[1] https://www.iaea.org/newscenter/pressreleases/update-244-iaea-director-gene…
[2] /Vormarsch-auf-Gebiet-Kursk/!6030448
## AUTOREN
Bernhard Clasen
## TAGS
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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