# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Selenskyj will Pufferzone in … | |
> Der ukrainische Präsident Selenskyj formuliert erstmals ein Ziel für den | |
> Vorstoß seiner Truppen. Eine wichtige Brücke in der Region Kursk wurde | |
> zerstört. | |
Bild: Der ukrainische Vorstoß rund um Kursk führt zu hohen Materialverlusten | |
## Präsident Selenskyj spricht von „Pufferzone“ | |
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat erstmals ein konkretes | |
Ziel für den [1][Vorstoß seiner Truppen in der westrussischen Region Kursk] | |
genannt. „Die Schaffung einer Pufferzone auf dem Territorium des | |
Aggressors“, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. | |
Angesichts der schweren Kämpfe dort sowie im Osten der Ukraine bat er die | |
westlichen Partner um schnellen Nachschub an Waffen und Munition. „Der | |
Krieg kennt keine Ferien“, sagte Selenskyj vor allem an die Adresse der | |
USA, Großbritanniens und Frankreichs. | |
Die ukrainischen Soldaten leisteten zwar „hervorragende Arbeit“, so | |
Selenskyj. „Aber wir müssen die Versorgung durch unsere Partner | |
beschleunigen, wir bitten darum.“ Die Ukraine brauche Lösungen, sie sei vor | |
allem auf ein rechtzeitiges Eintreffen der zugesagten Hilfspakete | |
angewiesen. (dpa) | |
## Russische Drohnen zerstört | |
Bei Russlands nächtlichem Luftangriff auf die Ukraine sind nach Angaben der | |
Luftwaffe sämtliche Drohnen zerstört worden. Es habe sich um elf Drohnen | |
gehandelt, teilt die Luftwaffe auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit. | |
Sie seien unter anderem auf Kyjiw gerichtet gewesen. Drohnen seien aber | |
auch über anderen Regionen wie Charkiw, Sumy und Donezk zerstört worden. | |
Nach Angaben der Militärverwaltung von Kyjiw sind Luftabwehreinheiten am | |
Stadtrand der ukrainischen Hauptstadt im Einsatz, um einen russischen | |
Luftangriff abzuwehren. Dies teilt die Behörde über den Nachrichtendienst | |
Telegram mit. Reuters-Augenzeugen berichten von Explosionsgeräuschen, die | |
auf den Einsatz von Luftabwehrsystemen hindeuten. Weitere Details zum | |
Ausmaß des Angriffs und möglichen Schäden sind derzeit nicht bekannt. (rtr) | |
## Ukrainer im Osten unter Druck | |
Vor allem in den Gebieten rund um den Donbass schienen die ukrainischen | |
Einheiten schwer unter Druck zu geraten. Aus einigen Orten mussten sie sich | |
bereits zurückziehen. Gerade die Umgebung von Torezk sei „mehr als nur | |
Verteidigung für die Ukraine, es ist jetzt das Hauptziel unserer | |
Verteidigungsmaßnahmen im Allgemeinen, so viel wie möglich von Russlands | |
Potenzial, dem Potenzial für einen Krieg, zu zerstören und ein Maximum an | |
Gegenangriffsarbeit zu leisten“, betonte Selenskyj. | |
Ukrainische Militärs räumten die Schwierigkeiten rund um Pokrowsk ein. „Wir | |
können uns zurückziehen, eine kleine Siedlung aufgeben oder eine kleine | |
Schlacht verlieren“, sagte Serhij Zechozkyj, ein Offizier der dort | |
eingesetzten Brigade im Fernsehen. „Aber die Hauptaufgabe besteht darin, | |
den Krieg zu gewinnen.“ | |
Aktuell rückten die russischen Soldaten bei Mykolajiwka vor, um die | |
Versorgungsstrecke zwischen Pokrowsk und Karlowka zu unterbrechen. „Hier | |
versuchen sie, etwas zu erreichen“, sagte Zechozkyj. Doch genau an dieser | |
Stelle erwarte das russische Militär „etwas Unerwartetes“. Details nannte | |
der Offizier nicht. (dpa) | |
## Lagebericht des Generalstabs in Kyjiw | |
Torezk und Pokrowsk sind die Dauer-Brennpunkte der vergangenen Wochen. Auch | |
der ukrainische Generalstab berichtete von schweren Kämpfen rund um die | |
Orte. Allein bei Pokrowsk seien im Tagesverlauf 24 russische Sturmangriffe | |
registriert worden, teils mit Unterstützung von Kampfflugzeugen. Bei Torezk | |
seien insgesamt 15 russische Attacken abgeschlagen worden. Die Angaben | |
konnten nicht unabhängig geprüft werden. | |
Zu den Kämpfen in der westrussischen Region Kursk machte die ukrainische | |
Generalität in Kyjiw keine Angaben. Im Lagebericht heißt es lediglich, dass | |
russische Artillerie und Kampfflugzeuge ukrainische Stellungen rund um Sumy | |
im Osten des Landes angegriffen hätten. Sumy gilt als Zentrum des | |
Nachschubs für die in der Region Kursk kämpfenden ukrainischen Truppen. | |
(dpa) | |
## Forbes: Hohe Materialverluste bei Kursk | |
Das ukrainische Militär hat [2][bei seinem Vorstoß bei Kursk] ungewöhnlich | |
hohe Verluste an wertvoller Technik erlitten, resümierte das | |
Wirtschaftsmagazin Forbes. Die Verluste an Panzern, gepanzerten Fahrzeugen | |
und schweren Waffen seien überaus hoch und stünden in keinem Verhältnis zu | |
den gleichzeitigen Verlusten auf russischer Seite. | |
Bei dem Vordringen über offenes Gelände seien die Fahrzeuge vielfach Luft- | |
und Artillerieangriffen ausgesetzt, entsprechend seien die Verluste„doppelt | |
so hoch wie sonst“, berief sich das Blatt auf Analysten. Allerdings, | |
[3][wenn die Ukraine das eroberte Gebiet halten könne, wäre dies die | |
Verluste wert]. Selenskyj hatte wiederholt über russische Raketen- und | |
Artillerieangriffe aus dem Gebiet Kursk gegen Ziele im Osten der Ukraine | |
geklagt. (dpa) | |
## Lukaschenko spricht von Truppenaufmarsch an Grenze | |
Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko hat eigenen Angaben | |
zufolge größere Truppenverbände an die Grenze seines Landes zur Ukraine | |
verlegen lassen. Als Grund dafür nannte er starke Truppenansammlungen auf | |
ukrainischer Seite. Dort habe Kyjiw bis zu 120.000 Soldaten stationiert, | |
behauptete er in einem Interview des russischen Fernsehkanals „Rossija“, | |
aus dem die Staatsagentur Belta zitierte. „Und angesichts dieser | |
aggressiven Politik haben wir unser Militär entlang der gesamten Grenze | |
stationiert, so wie es im Kriegsfall der Fall wäre.“ Lukaschenko, der auch | |
als letzter Diktator Europas bezeichnet wird, [4][kooperiert eng mit | |
Kremlchef Wladimir Putin]. | |
Nach Ansicht der ukrainischen Grenztruppen greift Lukaschenko „zu | |
aggressiven Aussagen, die nicht der Realität entsprechen“. Von | |
Verstärkungen auf belarussischer Seite sei zudem nichts erkennbar, sagte | |
Andrij Demtschenko, Sprecher der Grenztruppen. | |
Minsk ist nicht aktiv am Krieg gegen die Ukraine beteiligt. Allerdings hat | |
Lukaschenko im Februar 2022 den Vorstoß russischer Truppen aus Belarus | |
heraus in die Ukraine erlaubt. Nach schweren Rückschlägen und Verlusten | |
beim versuchten Vorstoß nach Kyjiw mussten sich diese russischen Einheiten | |
zurückziehen. (dpa) | |
## Debatte um Ukraine-Hilfen in Deutschland | |
Unterdessen stößt das Vorgehen der Ampel-Koalition bei der weiteren | |
Finanzierung der Ukraine-Hilfen auch intern auf Kritik. Der Vorsitzende des | |
Bundestagsausschusses des Auswärtigen, der Sozialdemokrat Michael Roth, | |
sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montag): „Es ist ein fatales | |
Signal der Bundesregierung in Richtung Ukraine, wenn in den künftigen | |
Haushalten des Bundes keine weiteren Mittel für neue Militärhilfen | |
eingeplant werden.“ | |
Manches deutet darauf hin, ob es wirklich so kommt, blieb am Wochenende | |
allerdings offen. Finanzminister Christian Lindner (FDP) hatte in einem | |
Brief an Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und Außenministerin | |
Annalena Baerbock (Grüne) geschrieben, „neue Maßnahmen“ dürften nur | |
eingegangen werden, wenn in den Haushaltsplänen für dieses und die | |
kommenden Jahre „eine Finanzierung gesichert ist“. | |
Der Brief liegt der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung und der dpa | |
vor. Nach entsprechenden Berichten erklärte allerdings am Samstag das | |
Finanzministerium, dass es weiter gesprächsbereit sei. Bedarfe müssten aber | |
konkret gemeldet und nachvollziehbar sein – bislang liege keine Meldung | |
vor. Grundsätzlich setzt die Bundesregierung darauf, dass die Ukraine | |
künftig stärker mithilfe von Zinsen aus eingefrorenem russischen | |
Staatsvermögen unterstützt werden kann. | |
Außenausschuss-Chef Roth sagte: „Die ukrainische Armee ist erstmals seit | |
Monaten wieder in der Offensive, das Land braucht nun den vollen Rückhalt | |
seines wichtigsten militärischen Verbündeten in Europa, Deutschland. | |
Stattdessen wirkt die Debatte über die künftige Finanzierung der | |
Militärhilfen wie ein verkappter Rückzug Deutschlands aus der | |
Verantwortung. Wir können unsere Sicherheit nicht von Haushaltszwängen | |
abhängig machen.“ Die 50 Milliarden Dollar aus einem Hilfsfonds der | |
G7-Staaten, der sich auch aus Zinsen eingefrorener Vermögen füllen soll, | |
seien „bei Weitem nicht genug“. (dpa) | |
Weitere strategisch wichtige Brücke in russischer Region Kursk zerstört | |
Eineinhalb Wochen nach Beginn ihrer Offensive im Westen Russlands hat die | |
ukrainische Armee ihre Angriffe in mehreren russischen Regionen verstärkt. | |
Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe vom Sonntag wurden eine weitere | |
strategisch wichtige Brücke in der Grenzregion Kursk sowie das Erdöllager | |
Kawkas in der Region Rostow getroffen. Laut Staatschef Wolodymyr Selenskyj | |
läuft die Offensive „genau wie erwartet“. Die Bundesregierung will derweil | |
keine zusätzlichen Hilfszahlungen für die Ukraine mehr bereitstellen. | |
Ziel des jüngsten ukrainischen Angriffs in der Region Kursk war offenbar | |
eine Brücke über den Fluss Sejm nahe dem Dorf Swannoje, etwa 15 Kilometer | |
nördlich der ukrainischen Grenze. Bereits am Samstag hatte die russische | |
Führung Kyjiw vorgeworfen, eine strategisch wichtige Brücke in der Nähe des | |
Kampfgebiets zerstört zu haben. Nach Angaben des Kursker | |
Regionalgouverneurs Alexej Smirnow befand sich die Brücke rund elf | |
Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt im Kreis Gluschkowo. | |
Der ukrainische Luftwaffenkommandeur Mykola Oleschtschuk erklärte am | |
Sonntag im Onlinedienst Telegram: „Eine weitere Brücke weniger. Die | |
Luftwaffe beraubt den Feind weiterhin mit präzisen Luftangriffen seiner | |
logistischen Fähigkeiten.“ Auf einem von ihm hinzugefügten Video ist zu | |
sehen, wie eine Explosion die Brücke zerstört und einen tiefen Spalt auf | |
der Straße hinterlässt. Durch die Zerstörung der beiden Brücken sind nach | |
Angaben russischer Militärblogger Russlands Möglichkeiten begrenzt, den | |
Fluss Sejm im Bezirk Gluschkowo zu überqueren. | |
Zudem wurde am Sonntag in der südrussischen Region Rostow ein Öllager bei | |
einem ukrainischen Drohnenangriff getroffen. Nach Angaben des örtlichen | |
Gouverneurs Wassili Golubew lösten herabfallende Trümmerteile einen | |
Großbrand aus. Die ukrainische Armee erklärte, sie habe das Erdöllager | |
Kawkas in der Region Rostow angegriffen, das auch die russische Armee | |
beliefere. (afp) | |
19 Aug 2024 | |
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