# taz.de -- Krieg in der Ukraine: Den Krieg nach Russland tragen | |
> Koordinierte Angriffe aus der Ukraine und russischen Exilkämpfern: All | |
> das soll Putins Verwundbarkeit zeigen – wenige Tage vor den russischen | |
> Wahlen. | |
Bild: Exilrussische Putin-Gegner im Kampf für die Ukraine: Kämpfer des Freiwi… | |
KYJIW/LUZK taz | Es war einer der intensivsten Angriffe auf Russland aus | |
der Ukraine in der jüngsten Zeit. Zehn russische Regionen seien in den | |
letzten 24 Stunden von Drohnen angegriffen worden, berichtete am | |
Dienstagmittag der oppositionelle russische Telegram-Kanal Astra. Betroffen | |
waren in der Nacht die Gebiete Belgorod, Orel, Nischni Nowgorod, Kursk, | |
Woronesch, Tula, Brjansk, Leningrad und Moskau. In den Regionen Orel und | |
Nischni Nowgorod gingen eine Raffinerie und ein Öldepot in Flammen auf. | |
Am Dienstagmorgen überschritten dann drei Einheiten der bewaffneten | |
russischen Opposition die ukrainisch-russische Grenze in den Gebieten | |
Belgorod und Kursk. Videos zeigen Kämpfer der „Russischen Freiheitslegion“ | |
auf Panzern bei der Überquerung der Grenze. | |
Der frühere Abgeordnete der russischen Staatsduma, Ilja Ponomarjow, der | |
jetzt in der Ukraine lebt, berichtete auf seiner Facebook-Seite, die | |
Ortschaft Lozowaja Rudka sei „vollständig unter der Kontrolle der | |
Befreiungskräfte“. Die „Russische Freiheitslegion“, das „Russische | |
Freiwilligenkorps“ und das „Sibirische Bataillon“ seien „im Rahmen einer | |
gemeinsamen Operation in die Regionen Kursk und Belgorod der Russischen | |
Föderation eingedrungen“. | |
## Zeigen, dass Russland verwundbar ist | |
Am frühen Nachmittag meldete die „Russische Freiheitslegion“ die Einnahme | |
des russischen Dorfes Tetkino. In einer Videobotschaft erklärten ihre | |
Kämpfer, sie würden „zu den [1][Wahlen]“ gehen. „Wir kommen, um euch von | |
Armut, Elend und Diktatur zu befreien“, so die Legion. Die Kämpfer | |
erklärten, sie träumten von einem Russland, das von Putins Diktatur befreit | |
sei, und würden „alles tun, um diese Träume zu verwirklichen“. | |
Denys Sokolov vom „Sibirischen Bataillon“ erläuterte gegenüber nv.ua die | |
Ziele des Angriffs: Zum einen wolle man der Ukraine helfen, außerdem wolle | |
man den Bewohnern Russlands, seinen Behörden und seinem Militär zeigen, | |
dass sie verwundbar sind und dass man den Krieg „auf das Territorium des | |
Aggressors verlagern wird“. | |
Nach Angaben des Telegram-Kanals Rusnews hat der Bürgermeister von Kursk | |
für alle SchülerInnen der Stadt Unterricht im Homeoffice angeordnet. Nach | |
Angaben des Gouverneurs von Belgorod gibt es in der Stadt Schebekino | |
Sachschäden an Gebäuden und Verletzte unter der Zivilbevölkerung. | |
Offiziell hält sich die Ukraine in der Bewertung der Angriffe zurück. Die | |
von den Kämpfern benutzten Waffen seien von diesen erbeutet worden, zitiert | |
das Portal rbc.ua Andri Jusow vom ukrainischen | |
Verteidigungsnachrichtendienst. Und im Büro des ukrainischen Präsidenten | |
heißt es, die Ukraine sei nicht direkt in die Ereignisse in Belgorod | |
verwickelt, beobachte sie aber „mit Interesse“, berichtet „Suspilne“. | |
Gleichwohl ist nur schwer vorstellbar, dass bewaffnete Einheiten von | |
[2][Exilrussen] ohne Wissen der ukrainischen Führung die | |
ukrainisch-russische Grenze überquert haben. Die „Russische | |
Freiheitslegion“ gehört zur „Internationalen Legion der Ukraine“, die von | |
der ukrainischen Regierung Ende Februar 2022 aufgestellt wurde, um am | |
Abwehrkampf gegen die russische Invasion auch ausländische Kämpfer | |
beteiligen zu können. | |
## Angriff war gut vorbereitet | |
Zuletzt wurde die „Freiheitslegion“ im Sommer 2023 auf russischem Gebiet | |
aktiv. Dass sie jetzt erneut in Erscheinung tritt, ist kein Zufall. Wenige | |
Tage vor den Präsidentschaftswahlen in der Russischen Föderation soll | |
bewiesen werden, dass das Putin-Regime die russischen Grenzen nicht | |
kontrolliert – ein Signal auch an wankelmütige westliche Unterstützer der | |
Ukraine, das zeigen soll, dass Putin nicht allmächtig ist. | |
Der Angriff ist offensichtlich gut vorbereitet, denn er fällt zusammen mit | |
einer Welle ukrainischer Drohnenangriffe in Russland und einem Stillstand | |
an der Kriegsfront in der Ukraine, wo Russland nach der Einnahme der Stadt | |
[3][Awdijiwka] bei Donezk im Februar zwar weiter massiv angreift, aber | |
nicht mehr nennenswert vorankommt. Die ukrainischen Gegenschläge in | |
Russland erinnern an die Kriegstaktik von 2022, als die Ukraine in der | |
Defensive steckte und mit gezielten Angriffen auf militärische Ziele | |
innerhalb Russlands reagierte, um die russische Logistik zu schwächen. | |
Im Gebiet Iwanow stürzte am Dienstag außerdem ein russisches | |
Militärtransportflugzeug vom Typ Il-76 ab. 15 Menschen seien an Bord | |
gewesen, berichtet das russische Verteidigungsministerium. Ukrainische | |
Quellen sprechen von einem erfolgreichen Drohnenangriff – 700 Kilometer | |
tief im russischem Gebiet. | |
12 Mar 2024 | |
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## AUTOREN | |
Bernhard Clasen | |
Juri Konkewitsch | |
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