# taz.de -- Krieg in Nahost: Kein Gaza-Abkommen in Sicht | |
> Die Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas über einen Geisel-Deal | |
> sind festgefahren. Türkei stellt Handel mit Israel ein. | |
Bild: Palästinensische Mitarbeiter bereiten Mahlzeiten in der World Central Ki… | |
TEL AVIV/GAZA dpa | Die indirekten Verhandlungen über einen Geisel-Deal im | |
Gaza-Krieg sind Medienberichten zufolge an einem kritischen Punkt | |
angelangt. Die Führung in Israel gehe davon aus, dass die islamistische | |
Hamas [1][das jüngste Angebot für ein Abkommen über die Freilassung | |
israelischer Geiseln und eine Waffenruhe] offiziell ablehnen wird, zitierte | |
die Zeitung Times of Israel am späten Donnerstagabend einen | |
Regierungsbeamten. | |
Zuvor war im Hauptquartier des israelischen Militärs in Tel Aviv das | |
Kriegskabinett zusammengetreten, um über einen möglichen Beginn der | |
umstrittenen Bodenoffensive in Rafah im Süden des abgeriegelten | |
Gazastreifens zu beraten. Währenddessen demonstrierten draußen Dutzende von | |
Familienangehörigen israelischer Geiseln und ihre Unterstützer und | |
forderten der Zeitung zufolge Regierungschef Benjamin Netanjahu auf, einer | |
Vereinbarung zuzustimmen, die die Freilassung der Geiseln in Gaza | |
sicherstellt – egal, wie hoch der Preis dafür sei. | |
In Bezug auf das aktuelle Verhandlungsangebot verlange der Anführer der | |
Hamas in Gaza, Jihia al-Sinwar ein garantiertes Ende des Kriegs, sagte eine | |
dem Hamas-Anführer nahestehende Quelle dem israelischen Fernsehsender | |
Channel 12 am Donnerstagabend. Israel lehnt dies bislang ab. Sinwar will | |
den Angaben zufolge eine schriftliche Verpflichtung für ein | |
„bedingungsloses Ende der Kämpfe“. | |
Er fordere außerdem, dass den palästinensischen Häftlingen, die Israel im | |
Austausch für israelische Geiseln aus Gefängnissen entlassen müsste, nicht | |
die Rückkehr ins Westjordanland verwehrt werde. Israel will diejenigen, die | |
lebenslange Haftstrafen absitzen, laut dem jüngsten Entwurf für einen Deal | |
in den Gazastreifen oder ins Ausland schicken. | |
## Hamas-Delegation nach Gaza | |
Weiterhin verlangt Sinwar demnach nähere Informationen zu Materialien, die | |
Israel für den Wiederaufbau nicht in das abgeriegelte Küstengebiet liefern | |
lassen will. Der Sender Channel 12 mutmaßt, das Sinwar somit sicherstellen | |
wolle, dass die Hamas ihre Tunnel wieder aufbauen kann. | |
In Mitteilungen, die der militärische Flügel der Hamas an die arabischen | |
Vermittler weitergeleitet habe, habe Sinwar angedeutet, dass die Zeit auf | |
seiner Seite sei, schrieb das Wall Street Journal am Donnerstag weiter. | |
Denn der internationale Druck auf Israel nehme zu, je länger er warte. | |
Sinwars Terrororganisation hatte am Donnerstag mitgeteilt, noch einmal eine | |
Delegation nach Ägypten zu schicken, um [2][die indirekten Verhandlungen | |
über einen Geisel-Deal fortzusetzen]. Dem staatsnahen ägyptischen | |
Fernsehsender Al-Kahira News zufolge soll eine Hamas-Delegation innerhalb | |
der nächsten zwei Tage in der Hauptstadt Kairo eintreffen. Die ägyptischen | |
Vermittler versuchten nun mit US-Unterstützung, die Uneinigkeiten zwischen | |
Israel und der Hamas zu überwinden, berichtete der TV-Sender Channel 12. | |
Die israelische Regierung hat einen raschen Beginn der Offensive in Rafah | |
angekündigt, sollte es nicht zu einer Einigung kommen. Verbündete wie die | |
USA haben Israel wiederholt vor einem großangelegten Angriff auf Rafah | |
gewarnt, weil sich dort Hunderttausende palästinensische Binnenflüchtlinge | |
aufhalten. Die Stadt ganz im Süden Gazas gilt nach rund sieben Monaten | |
Krieg als einzige in dem Küstengebiet, die noch vergleichsweise intakt ist. | |
## Hilfslieferungen abgefangen | |
Die US-Regierung wirft der Hamas vor, erstmals in größerem Umfang | |
Hilfsgüter für den Gazastreifen abgefangen zu haben. Der Sprecher des | |
US-Außenministeriums, Matthew Miller, sagte am Donnerstag in Washington, es | |
handele sich um eine Lieferung, die von Jordanien über den neu geöffneten | |
Grenzübergang Erez in das Küstengebiet gebracht worden sei. | |
„Sie wurde dann von einer humanitären Organisation zur Verteilung im | |
Gazastreifen abgeholt, und diese Hilfe wurde von der Hamas vor Ort im | |
Gazastreifen abgefangen und umgeleitet“, sagte Miller. Nach seinem | |
Verständnis seien die Güter inzwischen wieder freigegeben und zurück an die | |
humanitäre Organisation übergeben worden. „Aber das ändert nichts an der | |
Tatsache, dass es sich um einen inakzeptablen Akt handelt.“ | |
Miller sagte, dies sei der erste größere Fall der Umleitung von Hilfsgütern | |
durch die Hamas. Er warnte die Gruppe, durch solche Aktionen | |
Hilfslieferungen für die palästinensische Zivilbevölkerung in Gaza generell | |
zu gefährden, und rief dazu auf, dies nicht zu wiederholen. | |
Die humanitäre Lage in dem abgeriegelten Gazastreifen ist katastrophal. Die | |
Menschen dort sind dringend auf die Lieferung von Nahrungsmitteln und | |
Medikamenten angewiesen. Auf internationalen Druck hin, vor allem aus den | |
USA, hatte Israel am Mittwoch den Grenzübergang Erez im Norden Gazas | |
geöffnet. Der Norden des Küstengebietes ist besonders von | |
Lebensmittelknappheit betroffen. | |
## Türkei stellt Handel mit Israel ein | |
Unterdessen beschloss die Türkei, wegen der israelischen Angriffe im | |
Gazastreifen die Aus- und Einfuhr aller Produkte mit Bezug zu Israel | |
auszusetzen. Das teilte das türkische Handelsministerium am Donnerstagabend | |
auf der Plattform X, vormals Twitter, mit. Die neuen Maßnahmen würden | |
strikt umgesetzt, bis die israelische Regierung den ununterbrochenen Fluss | |
humanitärer Hilfe nach Gaza erlaube. Der türkische Präsident Recep Tayyip | |
Erdogan hatte Israels Militäreinsatz im Gazastreifen wiederholt scharf | |
kritisiert und Israel „Völkermord“ vorgeworfen. | |
Israels Außenminister reagierte empört auf den Handels-Stopp. „Erdogan | |
bricht Vereinbarungen, indem er Häfen für israelische Importe und Exporte | |
blockiert“, schrieb Israel Katz auf X. „Auf diese Weise verhält sich ein | |
Diktator, die Interessen des türkischen Volkes und der Geschäftsleute | |
missachtend.“ Zudem ignoriere Ankara internationale Handelsabkommen, | |
wetterte Katz. | |
3 May 2024 | |
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