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# taz.de -- Nahostkonflikt in Europa: Debatte um Hamas in Kliniken
> Erdoğan brüstet sich bei einer Pressekonferenz mit dem griechischen
> Premier mit 1.000 Militanten in türkischen Krankenhäusern. Athen ist
> irritiert.
Bild: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Montag in Ankara
Istanbul taz | Bis kurz vor Ende der gemeinsamen Pressekonferenz des
griechischen Ministerpräsidenten Kyriakis Mitsotakis und des türkischen
Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan lief alles nach Plan. Alles solle besser
werden zwischen Griechenland und der Türkei, so [1][die beiden Chefs der
noch bis vor Kurzem verfeindeten Nachbarländer].
Doch dann erwähnte Mitsotakis in seiner Stellungnahme in einem Nebensatz
die Standardformel der EU über die „Terrororganisation Hamas“. Vorbei war
es mit der Harmonie. In seiner Erwiderung auf Mitsotakis wiederholte
Erdoğan mehrmals, die Hamas sei keine Terrororganisation, sondern vielmehr
eine Befreiungsbewegung. So weit, so bekannt, doch dann schob Erdoğan noch
eine echte Neuigkeit hinterher: In der Türkei, so der Präsident, würden
momentan mehr als 1.000 verwundete Kämpfer in Krankenhäusern behandelt.
Während Mitsotakis noch beschwichtigte, man solle wegen dieser
Meinungsverschiedenheit den Neuanfang zwischen Griechenland und der Türkei
nicht infrage stellen, trendete auf X bereits die Frage, wie denn mehr als
1.000 verwundete Hamas-Kämpfer in die Türkei gebracht werden konnten?
Erdoğan sagte dazu nichts, auch in den regierungsnahen Medien gab es keinen
Hinweis darauf.
Die einzige Möglichkeit für Palästinenser, den Gazastreifen zu verlassen,
ist der Übergang nach Ägypten. [2][Palästinenser müssen rund 5.000 Dollar
bezahlen, um von den Ägyptern auf eine Liste gesetzt zu werden], aufgrund
derer ein Grenzübergang möglich wird. Manchmal gelingt es, einen Transport
mit Verletzten über die Grenze in ägyptische Krankenhäuser zu bringen.
## Erdoğan unter Druck aus eigenem Lager
Der ägyptische Präsident und Alleinherrscher Abdel Fattah al-Sisi ist
allerdings ein erklärter Feind der Muslimbrüder, aus denen die Hamas
hervorgegangen ist. Aus diesem Grund hatte er mit dem türkischen
Präsidenten gut zehn Jahre lang keinen Kontakt. Der israelische Analyst
Kobi Michael vom Forschungsinstitut INSS geht dennoch davon aus, dass die
ägyptische Regierung bei verletzten Hamas-Kämpfern beide Augen zudrückt,
schließlich flössen dadurch enorme Summen nach Ägypten.
Trotzdem dürfte es der ägyptischen Regierung kaum gefallen, dass Erdoğan
sich nun mit über 1.000 Hamas-Kämpfern in türkischen Krankenhäusern
brüstet. Dass er das Geheimnis gelüftet hat, dürfte innenpolitische Gründe
habe. [3][Erdoğan steht unter Druck aus dem eigenen Lager], zu wenig für
die Hamas und die Palästinenser insgesamt getan zu haben. Mitarbeit: Judith
Poppe
14 May 2024
## LINKS
[1] /Erdoan-in-Athen/!5978668
[2] /Crowdfunding-fuer-Flucht-aus-Gaza/!5994610
[3] /Krieg-im-Gazastreifen/!6005956
## AUTOREN
Jürgen Gottschlich
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Schwerpunkt Nahost-Konflikt
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