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# taz.de -- Erdoğan gegen Israel: Schrille Rhetorik aus der Türkei
> Türkeis Präsident Erdoğan geriert sich als feindseliger Gegner Israels –
> und das nicht erst seit dem Raketenangriff auf die Golanhöhen.
Bild: Der türkische Staatspräsident Erdoğan provoziert die israelische Regie…
Am Sonntagabend haute Erdoğan wieder einen seiner Sprüche raus: „So wie wir
in Bergkarabach reingegangen sind, so wie wir in Libyen reingegangen sind,
werden wir mit ihnen dasselbe tun.“ Gemeint war Israel, dessen
Kriegsführung im Gazastreifen in der Türkei insgesamt, aber vor allem bei
Erdoğan persönlich, eine wachsende Wut auslöst.
Nun ist der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan bekannt für
seine provokativen Sprüche. Das können Beleidigungen anderer Staatschefs
sein, [1][wie vor Jahren gegenüber Angela Merkel,] später gegen den
griechischen Ministerpräsidenten Kyrios Mitsotakis und aktuell gegen
Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netajahu, der von Erdoğan nahezu
täglich als „neuer Hitler“ geschmäht wird. Es können aber auch militäri…
Drohungen sein, [2][wie vor zwei Jahren gegenüber Griechenland,] als er
bezogen auf die griechischen Inseln vor der türkischen Küste sagte: „Wir
können über Nacht da sein.“
Hatte Erdoğan anfangs nach dem Hamas-Massaker an israelischen Zivilisten im
Oktober 2023 noch von einer möglichen Vermittlung zwischen Palästinensern
und Israel gesprochen, rückte er, je länger der Krieg zwischen Israel und
der Hamas andauerte, immer mehr in Richtung einer einseitigen Unterstützung
der Hamas. Contra die Listung der Hamas als „Terrororganisation“ nannte er
sie eine legitime „Befreiungsorganisation“, die er zu unterstützen
versprach.
Seitdem hat das Hamas-Politbüro einen festen Stützpunkt in der Türkei und
verletzte Hamas-Kämpfer aus Gaza werden in türkischen Krankenhäusern
versorgt. Immer wieder versuchte die Türkei, mehr humanitäre Hilfe in den
Gazastreifen zu liefern, wurde aber vom israelischen Militär daran
gehindert.
Erdoğan hat daraufhin die Handelsbeziehungen zu Israel kappen lassen und
angekündigt, er werde [3][innerhalb der Nato gegen jede Kooperation mit
Israel stimmen], bis es zu einem nachhaltigen Frieden mit den
Palästinensern komme. Als Propagandacoup hatte Erdoğan sich ausgedacht,
dass während Benjamin Netanjahus Rede vor dem Kongress in Washington
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas einen Auftritt vor dem türkischen
Parlament haben sollte, doch Abbas hatte kein Interesse daran.
## Opfer seiner eigenen Rhetorik
Mittlerweile droht Erdoğan ein Opfer seiner eigenen Rhetorik zu werden,
weil die israelische Regierung auf seine wütenden Einwürfe kaum mehr
reagierte. Auf Erdoğans kaum verklausulierte militärische Drohung von
Sonntagabend hat aber nun umgehend der israelische Außenminister Katz
geantwortet: „Erdoğan tritt in die Fußstapfen von Saddam Hussein und droht
mit einem Angriff auf Israel. Er soll sich nur daran erinnern, was dort
geschah und wie es endete“, schrieb Katz noch am Sonntagabend auf X.
Bekanntermaßen wurde Saddam Hussein nach dem US-Einmarsch im Irak 2003
gestürzt und drei Jahre später gehenkt.
Wird die Türkei nun zur Kriegspartei im Nahen Osten? Davon ist nicht
auszugehen. Erdoğan hat in der Vergangenheit zwischen seiner Rhetorik und
seiner tatsächlichen Politik immer gut unterschieden. Mit Merkel und
Mitsotakis war er nur Monate nach seinen Beleidigungen wieder im Gespräch.
Statt türkischen Landungsbooten landen nun türkische Touristen auf den
griechischen Inseln.
Den Einsatz seines Militärs hat er immer sehr kühl kalkuliert. Der von ihm
unterstützte Angriff Aserbaidschans auf Bergkarabach war völkerrechtlich
gedeckt und auch der Militäreinsatz in Libyen dient vordergründig der
Unterstützung der von der UNO anerkannten libyschen Regierung.
Anders als Hussein einst ist Erdoğan ein kühl kalkulierender, international
erfahrener Mann, der wegen der Hamas kaum militärische Konflikte mit Israel
und am Ende auch mit den USA riskieren würde. Er will der Sunnitenführer
und Held der arabischen Massen sein und dafür reicht erst mal eine schrille
Rhetorik.
29 Jul 2024
## LINKS
[1] https://www.tagesschau.de/ausland/merkel-droht-tuerkei-101.html
[2] https://www.bpb.de/themen/europa/tuerkei/520676/griechenland-tuerkei-konfli…
[3] https://www.dw.com/de/erdogan-hanija-hamas-t%C3%BCrkei-beziehungen/a-688834…
## AUTOREN
Jürgen Gottschlich
## TAGS
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Recep Tayyip Erdoğan
Türkei
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