| # taz.de -- Kommentar zum Mietenvolksbegehren: Erfolgreich, aber unzufrieden | |
| > Dass die Initiative das Volksbegehren stoppt, liegt schlicht daran, dass | |
| > sie keine Chance sieht, es am Verfassungsgericht durchzusetzen. | |
| Bild: Sonnige Zeiten für Mieter? In Berlin sieht es eher düster aus. | |
| Ein Kompromiss ist, wenn zwei Seiten eine Sache verabreden, wenn beide | |
| Abstriche machen und Zugeständnisse einräumen. Genau das haben führende | |
| SPDler und führende Vertreter der Mieten-Initiative im vergangenen Sommer | |
| getan. Unterm Strich stand eine Verabredung: Wenn das Vereinbarte Gesetz | |
| wird, würden die Initiativen-Verhandler ihrer Basis vorschlagen, das | |
| Volksbegehren nicht fort zuführen. | |
| Doch während die rot-schwarze Koalition lieferte und bis zum zugesagten | |
| Zeitpunkt im November mit den Grünen exakt das Vereinbarte in Gesetzesform | |
| goss, blieb die zugesagte Empfehlung samt Abstimmung bei der Initiative | |
| lange aus. Jetzt, Monate später, hat zwar eine Mehrheit bei einem | |
| Aktiventreffen dafür gestimmt, das Volksbegehren abzubrechen – aber nicht, | |
| weil sie von ihrem Erfolg überzeugt wären, der sich in dem neuen | |
| „Wohnraumversorgungsgesetz“ ausdrückt: Die Initiative bestreitet, dass es | |
| überhaupt einen Kompromiss gab und gibt. Dass sie das Volksbegehren stoppt, | |
| liegt schlicht daran, dass sie keine Chance sieht, es am Verfassungsgericht | |
| durchzusetzen. | |
| Wer im August dabei saß und zuhörte, als nacheinander die SPDler und die | |
| Initiativen-Vertreter in Pressekonferenzen über die Vereinbarung | |
| informierten, kann angesichts eines angeblich nicht vorhandenen | |
| Kompromisses nur den Kopf schütteln oder muss zum Ohrenarzt gehen. „Für | |
| einen Kompromiss hätte der Senat nicht Teile unseres Gesetzes übernehmen | |
| dürfen, sondern darüber hinausgehen müssen“, schreibt die Initiative auf | |
| ihrer Internetseite – eine ganz neue Definition von Kompromiss. | |
| Dabei kommt von unverdächtiger Seite Lob und die klare Aussage, dass das | |
| Mietenvolksbegehren erfolgreich war: Für die Grünen, die trotz rot-grüner | |
| Koalitionsambitionen unverdächtig sind, dem SPD-geführten Senat zu viel | |
| Beweglichkeit zuzugestehen, hat die Initiative mit dem im November | |
| beschlossenen Gesetzt viel erreicht. Und das eben dank und nicht trotz | |
| eines Kompromisses. | |
| 3 Feb 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Stefan Alberti | |
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