# taz.de -- Kommentar US-Verteidigungsminister: Ein blasser Lobbyist | |
> Patrick Shanahan soll fest den Posten des US-Verteidigungsministers | |
> übernehmen. Damit bleibt die US-Außenpolitik in den Händen der Hardliner. | |
Bild: Der US-Verteidigungsminister mit der geringsten politischen Erfahrung all… | |
Schon seit vier Monaten sitzt Patrick Shanahan an der Spitze des | |
US-Verteidgungsministeriums, als „acting secretary“ – vorübergehender | |
Minister. Eigentlich der Stellvertreter von James Mattis, rückte er an die | |
erste Stelle, als der aufgrund inhaltlicher Differenzen mit Präsident | |
Donald Trump [1][aus dem Amt schied]. Am Donnerstag erklärte Trumps | |
Pressesprecherin Sarah Sanders, Trump gedenke nunmehr, Shanahan fest für | |
den Posten zu nominieren. | |
Shanahan, vor seiner Zeit im Pentagon rund drei Jahrzehnte im | |
Boeing-Konzern beschäftigt und insofern ein treuer Lobbyist und Vertreter | |
der Rüstungsindustrie, ist in seinem politischen Amt bislang nicht weiter | |
aufgefallen. Als er das Amt des Mattis-Stellvertreters antrat, bezeichnete | |
er selbst sich und seine Qualifikationen als „komplementär“ zum Strategen | |
Mattis. | |
Das war schon sehr deutlich: Shanahan ist eben kein Stratege. Er ist | |
tatsächlich der Verteidigungsminister der US-Geschichte mit der geringsten | |
politischen Erfahrung aller Zeiten. Das größte Verdienst, was er sich in | |
den letzten vier Monaten erworben hat, besteht darin, weder Trump noch | |
Außenminister Mike Pompeo und erst recht nicht dem Nationalen | |
Sicherheitsberater John Bolton zu widersprechen. | |
## Die Nominierung passt zu Trumps Personalpolitik | |
In allen US-Regierungen gibt es einen institutionellen Widerstreit zwischen | |
Außen- und Verteidigungsministerium um die Federführung in der | |
Außenpolitik. Unter Trump ist das anders gelöst: Die „soft power“ des | |
Außenministeriums ist durch massive Nichtbesetzung von Stellen in ganzen | |
Abteilungen und drastische Mittelkürzungen geschwächt, dafür steht mit Mike | |
Pompeo ein Polterer an der Spitze, der nicht aus der Diplomatie, sondern | |
von der CIA kommt – ein Background, mit dem John Bolton gut zurechtkommt. | |
Und das Verteidigungsministerium wird mit einer politischen Nullnummer | |
besetzt. Das stellt die Verhältnisse klar. | |
Damit bleibt die US-Außen- und Verteidigungspolitik fest in der Hand der | |
Hardliner, die von Diplomatie und Multilateralismus wenig halten, von | |
einseitigen Drohungen unter Ausnutzung der militärischen Übermacht der USA | |
hingegen umso mehr. | |
Shahanans Nominierung passt zu Trumps Personalpolitik: Loyalität geht über | |
Qualifikation, Widerspruch wird nicht geduldet, ein machtbesoffenes | |
„America First“ wird als geniale Verhandlungsstrategie verkauft – und die | |
Industrielobbies profitieren immer. | |
10 May 2019 | |
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## AUTOREN | |
Bernd Pickert | |
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