# taz.de -- Kommentar Renten Kontingentflüchtlinge: Unsäglich ungerecht | |
> Jüdische Kontigentflüchtlinge erhalten eine schlechtere Rente als | |
> Spätaussiedler. Das soll sich ändern – gut so, aber für manche fast zu | |
> spät. | |
Bild: 200.000 Jüdiinnen und Juden migrierten nach Deutschland | |
Tausende Juden, die zwischen 1991 und 2005 als Kontingentflüchtlinge aus | |
den Nachfolgestaaten der Sowjetunion nach Deutschland gekommen sind, müssen | |
sich mit der mickrigen Grundsicherung durchschlagen. Ihre | |
Sozialversicherungsansprüche aus den Herkunftsstaaten werden bei der | |
[1][Rentenberechnung in Deutschland nicht berücksichtigt]. | |
Damit sind sie gegenüber Spätaussiedlern rentenrechtlich benachteiligt. Das | |
ist unsäglich ungerecht. FDP, Linke und Grüne fordern jetzt eine | |
[2][Verbesserung der Alterssicherung]. Die ist überfällig: Viele der | |
Betroffenen stehen bereits am Ende ihres Lebens. Die Bundesregierung darf | |
daher nicht weiter Zeit verstreichen lassen. Der Härtefonds ist ungenügend, | |
der diskriminierende Ausschluss im Rentenrecht muss schnellstmöglich | |
beendet werden. | |
Als die ersten der bis heute über 200.000 in die Bundesrepublik migrierten | |
Juden in Deutschland ankamen, schenkten sie dem Nachfolgestaat des | |
Nationalsozialismus großes Vertrauen. Einer der Gründe für ihre | |
Auswanderung war der sowjetische Antisemitismus. Viele, die hierherkamen, | |
hatten Jahrzehnte zuvor selbst, als Mitglied der Roten Armee, im Kampf | |
gegen Nazi-Deutschland ihr Leben riskiert, die meisten haben Angehörige, | |
die von den Deutschen ermordet wurden. | |
Heute machen sie mit ihren Nachkommen den Großteil der hiesigen jüdischen | |
Gemeinden aus. Es ist beschämend, dass diese Gemeinden heute von Armut | |
geprägt sind. | |
An [3][Gedenktagen] erklären Politiker aller Parteien gern, welch großes | |
Glück es sei, dass es nach der Auslöschung der europäischen Juden wieder | |
jüdisches Leben in Deutschland gibt. Dass die Überlebenden und ihre Kinder | |
heute häufig in Altersarmut leben, war ihnen bislang weniger Worte wert. Um | |
ihnen ein würdiges Leben im Alter zu ermöglichen, sollte es | |
selbstverständlich sein, dass die Lebensleistung der jüdischen Zuwanderer | |
bei der Rente in gleicher Weise wie die der Spätaussiedler anerkannt wird. | |
20 Feb 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Juedische-Kontingentfluechtlinge/!5416649 | |
[2] /Renten-juedischer-Kontingentfluechtlinge/!5574999 | |
[3] /Holocaust-Gedenkstunde-im-Bundestag/!5569718 | |
## AUTOREN | |
Frederik Schindler | |
## TAGS | |
Jüdische Kontingentflüchtlinge | |
Spätaussiedler | |
Rente | |
Juden | |
Bündnis 90/Die Grünen | |
Die Linke | |
FDP | |
Schwerpunkt Nationalsozialismus | |
Jüdische Kontingentflüchtlinge | |
Jüdische Kontingentflüchtlinge | |
Holocaust-Gedenktag | |
Lesestück Recherche und Reportage | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Deutsche Renten für NS-Kollaborateure: Belgien fordert Stopp von Zahlungen | |
74 Jahre nach Kriegsende erhalten 18 belgische NS-Kollaborateure eine Rente | |
aus Deutschland. Das belgische Parlament fordert den Stopp. | |
Renten jüdischer Zuwanderer: „Lösen Sie das Problem, egal wie“ | |
Die Koalition hat den Antrag für eine Verbesserung der Renten jüdischer | |
Kontingentflüchtlinge abgelehnt. FDP, Grüne und Linke fordern jetzt mehr | |
Tempo. | |
Renten jüdischer Kontingentflüchtlinge: „Nicht-Handeln ist keine Option“ | |
Viele jüdische Zuwanderer leben in Armut. FDP, Linke und Grüne fordern die | |
rentenrechtliche Gleichstellung mit Spätaussiedlern. | |
Holocaust-Gedenkstunde im Bundestag: „Eine moralische Verpflichtung“ | |
Der israelische Historiker Saul Friedländer erinnert mit bewegenden Worten | |
an den Holocaust. Er mahnt, das Existenzrecht Israels zu verteidigen. | |
Jüdische Kontingentflüchtlinge: Die Würde der alten Genrietta | |
Genrietta Liakhovitskaia ist eine russische Jüdin, Rentnerin und lebt von | |
zwei Euro am Tag in Berlin. Die deutsche Bürokratie lässt sie verarmen. |