# taz.de -- Junge Klimaaktivisten geben zu Protokoll: „Läuft auf Öko-Diktat… | |
> Drei junge Menschen aus dem Klimacamp geben Auskunft über ihre Hoffnungen | |
> und Ängste, und darüber, dass die Zukunft alles andere als bequem wird. | |
Bild: „Wenn es nicht klappt, sind wir aufgeflogen“, sagt Klimaaktivist Josh… | |
BERLIN taz | Beim Klimastreik am Freitag demonstrieren Fridays for Future | |
und andere wieder mit Greta Thunberg für „effektiven Klimaschutz“ und rufen | |
zur „Klimawahl“ auf. Und wenn das nichts wird? Hier drei Protokolle von | |
drei jungen Menschen aus dem Klimacamp am Kanzleramt: | |
## Protokoll Eins: Hoffnung im Pessimismus | |
„Der Klimastreik am Freitag wird richtig groß, Greta kommt ja auch. Ich | |
hoffe, das hilft auch was für die Wahl am Sonntag, denn die ist schon sehr | |
entscheidend. Natürlich hoffe ich sehr, dass die Mehrheit für grüne oder | |
soziale Parteien stimmt – also für solche, die sich fürs Klima engagieren. | |
Aber es stimmt, dass die Politik insgesamt zu lahm agiert, was Klimapolitik | |
angeht. Mein Freund ist in der Politik, und er sagt, man muss langsam an | |
die Dinge herangehen, um die Bevölkerung schrittweise zu überzeugen. Sonst | |
richtet sich am Ende die Bevölkerung gegen jene Parteien, die etwas fürs | |
Klima tun wollen. Aber ich weiß nicht, was der gute Weg ist. | |
Darum mache ich mir ganz schön viel Sorgen, bin fast schon pessimistisch, | |
was die Zukunft angeht. Es sieht nicht gut aus. Ich hoffe natürlich, dass | |
sich etwas ändert, die Kohlekonzerne aufhören zu graben und die Leute sich | |
umstellen in ihrer Ernährung und der Art und Weise, ihr Auto zu nutzen. | |
Aber das wird sehr schwierig werden. Dennoch hoffe ich: Es ist ja unser | |
Planet.“ | |
Josephine Helfricht, 22 Jahre, aus Berlin, studiert Illustration und ist | |
derzeit aktiv bei Extinction Rebellion. | |
## Protokoll Zwei: Angst vor der Dystopie | |
„Es heißt jetzt immer, das sei eine Klimawahl, aber ich denke, dass das | |
häufig als Vermarktung der Wahl genutzt wird. Trotzdem habe ich die | |
Hoffnung, dass die Wahl irgendwas ändern wird und eine andere Regierung | |
mehr macht, um die Klimaziele zu erreichen. Das hoffe ich sehr stark, denn | |
ich sehe einfach keinen anderen Weg. Wenn es nicht klappt, sind wir | |
ziemlich aufgeflogen. Dann werde ich und die Generation nach mir irgendwann | |
in einer Dystopie leben, wo ziemliches Chaos herrschen wird – beim Klima | |
und auch in der Gesellschaft. Aber was können wir tun? | |
Manche finden schon jetzt, dass wir Jungen zu radikal sind. Klar gibt es | |
welche, die radikal bereit sind, Grenzen zu überschreiten, um weitere | |
Bewegungen zu erzwingen. Aber so sind nicht alle, jeder muss da seinen Weg | |
finden. Bei manchen entsteht auch sehr viel Stress dadurch, dass sie | |
individuell Kritik an sich selber üben, sie gehen zu sehr in die kleinen | |
Dinge. Deswegen hoffe ich, dass die Politik jetzt etwas ändert, denn es | |
reicht nicht, wenn jeder für sich etwas ändert. Solange noch | |
Kohlekraftwerke laufen, macht es keinen Unterschied, wenn keiner mehr | |
Fleisch isst.“ | |
Joshua Nijenaof, 18, aus Kleve, ist seit dem Abitur im Frühjahr mit dem Rad | |
auf „Klima-Europa-Reise“. Nach der Station beim Klimacamp will er in von | |
RWE bedrohten Wäldern aktiv werden. | |
## Protokoll Drei: Das wird sehr unbequem | |
„Ich hoffe, dass durch eine neue Regierung zumindest mal die Erkenntnis | |
ankommt im Parlament, in was für einer prekären Lage wir uns befinden. Dass | |
dann diese Krise auch als Krise wahrgenommen und nicht einfach abgetan | |
wird. Weshalb man bisher ja auch nicht nach wissenschaftlichen | |
Erkenntnissen handelt und das Pariser Klimaabkommen zwar ratifiziert, aber | |
nicht umsetzt. Man sagt ja, die nächste Regierung sei die letzte, die | |
Deutschland noch auf den 1,5-Grad-Pfad des Pariser Klimaabkommens bringen | |
kann. Ich bin da nicht sehr optimistisch. Natürlich kann sie die Ziele | |
angehen, aber keines der Wahlprogramme der Parteien schlägt genug Maßnahmen | |
vor, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. | |
Trotzdem erhoffe mir von der nächsten Regierung ein hohes Aktionspotenzial | |
und mehr Präsenz für das Thema. Wenn das nicht passiert, müssen nicht nur | |
die jungen Leute noch viel radikaler werden, wir brauchen eine kritische | |
Masse, damit die Politik endlich reagiert. Ansonsten wird es in ein paar | |
Jahren so unbequem werden, dass wir zu viel drastischeren Maßnahmen | |
gezwungen werden, um unser Überleben und unsere Versorgung zu garantieren. | |
So oder so läuft es auf eine Öko-Diktatur hinaus. | |
Anastasia von Kossak, 19, aus einem Dorf in Rheinland-Pfalz, reist | |
ebenfalls seit dem Abitur im März durch Europa. | |
22 Sep 2021 | |
## AUTOREN | |
Susanne Memarnia | |
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