# taz.de -- Jugendaktivist im Kongo: Luc Nkulula ist tot | |
> Der Mitgründer der Jugendbewegung „La Lucha“ verbrennt in seinem Haus im | |
> ostkongolesischen Goma. Seine Mitstreiter sind fassungslos. | |
Bild: Luc Nkulula war ein Mentor | |
KAMPALA taz | Ein Schock: Luc Nkulula, Mitgründer der kongolesischen | |
Jugendgruppe La Lucha (Kampf für Veränderung), ist in der Nacht auf Sonntag | |
in der Provinzhauptstadt Goma gestorben. Das Haus im Stadtteil Himbi, wo er | |
mit seiner Schwester wohnte, ist komplett abgebrannt, das bezeugen Fotos | |
und Videos. Sein Bettgestell liegt in der Asche. | |
Nachbarn sagen in einem Fernsehbericht, dass Nkulula versucht hatte, den | |
Flammen zu entkommen. Seine Schwester sei kurz nach Mitternacht auf der | |
Außentoilette gewesen, habe die Flammen bemerkt und ihren Bruder mit | |
Schreien geweckt. Dieser schnappte sich noch seinen Computer und versuchte, | |
das Fenster zu öffnen. Doch es war fest verriegelt. | |
Dann brach das brennende Dach über ihm zusammen. Als die Feuerwehr der | |
UN-Mission im Kongo (Monusco) eintraf, konnte sie nur noch die Leiche des | |
33-Jährigen bergen. | |
Himbis Ortsvorsteher Hassan Mutete Mwenyemali erklärt: Das Feuer sei in der | |
Nacht ausgebrochen, als es keinen Strom gab. Ein Kurzschluss sei daher | |
zweifelhaft. La Lucha sowie andere Gruppen fordern nun eine unabhängige | |
Untersuchung. | |
## Viele glauben nicht an einen zufälligen Brand | |
Provinzgouverneur Julien Paluku, der in der Nachbarschaft von Nkululas Haus | |
seinen Amtssitz hat, versichert, er habe die Polizei gebeten, Ermittlungen | |
einzuleiten. Er mahnt vor voreiligen Schlüssen: Brände seien in Himbi keine | |
Seltenheit. | |
Aber viele von Nkululas Freunden glauben nicht an einen zufälligen Brand. | |
Nkulula ist durch ein Foto berühmt geworden: Es zeigt ihn 2016 in Goma | |
umzingelt von Polizisten auf einem Pick-up, er streckt die Faust in die | |
Höhe. Ein ähnliches Foto gibt es von der Verhaftung von Kongos erstem | |
Premierminister Patrice Lumumba. | |
Lumumba war Nkululas Vorbild, erzählte er einst der taz. Dem stillen, | |
höflichen und zurückhaltenden Nkulula traute man auf den ersten Blick | |
Kampfgeist gar nicht zu. Er hatte in Goma Jura studiert, war | |
Studentensprecher. 2012 gründete er die Bewegung La Lucha mit, die mit | |
friedlichen Protesten gegen Misswirtschaft im Kongo kämpft. Er wurde | |
festgenommen, eingesperrt, gefoltert. | |
Lucha-Anführer Fred Bauma saß 17 Monate lang im Gefängnis, bis er im | |
Dezember 2016 freikam. Im August 2016 war es Nkulula, der bei einem Treffen | |
mit Kongos Präsident Joseph Kabila die Diskussion anführte, Lucha-Häftlinge | |
wie Bauma landesweit frei zu lassen. Am 4. Juni wurde La Lucha in Berlin | |
mit dem Friedenspreis des Ökumenischen Netz Zentralafrika geehrt. | |
„Ich bin am Boden zerstört. Ich habe einen Mentor verloren“, klagt Hope | |
Ngalukiye, ein Lucha-Mitstreiter. Selbst aus dem weit entfernten Burkina | |
Faso schicken Jugendaktivisten der Bewegung Balai Citoyen (Bürgerbesen), | |
Beileidsbekundungen nach Goma: „Zusammen sind wir nie allein“, heißt es. | |
Nkulula hat bei der Vernetzung afrikanischer Jugendbewegungen eine wichtige | |
Rolle gespielt. | |
11 Jun 2018 | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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