# taz.de -- Jens Spahn im Haushaltsausschuss: Spahn behält die Maske auf | |
> Der Bundestag diskutiert über den Bericht zur Masken-Affäre um | |
> Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Dessen Auftritt wird hart | |
> kritisiert. | |
Bild: Linke-Chefin Heidi Reichinnek hält den geschwärzten Prüfbericht zur Ma… | |
Berlin taz | Als der Bundestag am Mittwoch zur aktuellen Stunde | |
zusammenkommt, sitzt Unionsfraktionschef Jens Spahn nicht im Plenarsaal. | |
Dabei ging es um ihn: Die Linksfraktion hatte die Sitzung einberufen, um | |
über den Sonderbericht zur Maskenbeschaffung zu debattieren. Der ehemalige | |
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte das Gutachten in Auftrag | |
gegeben, die dafür Beauftragte Margaretha Sudhof (ebenfalls SPD) erhebt | |
darin schwere Vorwürfe gegen Spahn: Er habe durch [1][sein Verhalten bei | |
der Maskenbeschaffung] Schäden in Milliardenhöhe verursacht. Dabei habe er | |
immer wieder gegen den Rat seiner Fachabteilungen und anderer Ministerien | |
gehandelt. | |
Ines Schwerdtner, Parteichefin der Linken, sagte: „Während wir uns um | |
unsere Angehörigen kümmerten, haben Sie sich selbst versorgt: mit | |
Kontakten, mit Deals, und mit Milliarden aus unserem Steuergeld.“ Statt die | |
Vorfälle aufzuklären, wasche Spahn jetzt seine Hände in Unschuld. Dass die | |
Parlamentarier*innen eine über weite Teile geschwärzte Version des | |
Berichts bekommen hätten, sei „der gezielte Versuch, das Parlament für dumm | |
zu verkaufen“. | |
[2][Die neue Gesundheitsministerin und Spahns Parteikollegin Nina Warken] | |
hatte das zensierte Dokument am Dienstagmorgen den Mitgliedern des | |
Haushaltsausschusses zur Verfügung gestellt. Von den 170 Seiten sind 5 | |
Seiten komplett geschwärzt, andere zum großen Teil. Im gesamten Dokument | |
sind immer wieder Namen, Quellenangaben und einzelne Sätze zensiert. Vor | |
allem jene Seiten, auf denen es um die Direktbeschaffung von Masken geht, | |
hält das Ministerium unter Verschluss. Im Speziellen geht es dabei | |
offenkundig um die Geschäfte mit der Schweizer Firma Emix. | |
Für die aktuelle Stunde im Bundestag unterbrach der Haushaltsausschuss, wo | |
Spahn unter Ausschluss der Öffentlichkeit befragt wurde, seine Sitzung. Am | |
Vormittag war im Gesundheitsausschuss bereits Warken geladen und | |
beantwortete dort Fragen zum Sudhof-Bericht. | |
## Untersuchungsausschuss bleibt vorerst unwahrscheinlich | |
Grüne und Linke kritisierten den Auftritt der neuen Ministerin im | |
Gesundheitsausschuss: „Statt Aufklärung gab es Ausflüchte“, erklärte der | |
gesundheitspolitische Sprecher der Grünen, Janosch Dahmen. Warken sei es um | |
den „Schutz“ ihres Parteifreunds Spahn gegangen. Sie habe im Ausschuss | |
zentrale Fragen zur Rolle Spahns nicht beantworten können. | |
Ates Gürpinar, für die Linken im Gesundheitsausschuss, zweifelte nach | |
Warkens Auftritt daran, „dass wir ohne einen Untersuchungsausschuss eine | |
lückenlose Aufklärung des Machtmissbrauchs und der Korruption während der | |
Coronapandemie erleben dürfen“. | |
Ein Untersuchungsausschuss, wie Grüne und Linke ihn fordern, könnte für | |
Spahn unangenehm werden. Doch ohne die AfD, deren Unterstützung in der | |
Sache man nicht möchte, fehlt beiden Fraktionen das nötige Quorum von 25 | |
Prozent. Und die SPD hält bislang loyal zum Koalitionspartner Union: „Eine | |
[3][Enquetekommission] ist das richtige Instrument, um die Coronazeit | |
sachlich aufzuarbeiten und daraus Lehren für die Zukunft zu ziehen“, sagt | |
der erste Parlamentarische Geschäftsführer der SPD, Dirk Wiese, beim | |
Pressegespräch am Mittwoch. Er glaube, dass das Thema Maskenbeschaffung | |
dabei auch eine Rolle spielen werde. | |
Doch allenfalls eine untergeordnete, neben großen Fragen zu | |
Schulschließungen und zur Impfpflicht. Außerdem stellt eine | |
Enquetekommission anders als ein Untersuchungsausschuss keine eigenen | |
Ermittlungen an; Spahn kann sich also ziemlich sicher sein, dass das Thema | |
Masken in der Kommission wieder versenkt wird. | |
## Die Union hilft Spahn, wo sie kann | |
Die Union wehrt sich so womöglich erfolgreich gegen parlamentarische | |
Kontrolle. Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) scheint dem ebenfalls | |
Vorschub leisten zu wollen: Eine Kleine Anfrage der Grünen an die | |
Bundesregierung zum Wortlaut des Sudhof-Berichts soll sie nicht an die | |
Bundesregierung weitergeleitet haben, wie das Redaktionsnetzwerk | |
Deutschland berichtete – es wäre ein ungewöhnliches Verhalten für die | |
Präsidentin des Parlaments, parlamentarische Aufklärung zu verhindern. | |
Neben den geschwärzten Stellen wurde der Sudhof-Bericht wohl auch noch | |
redaktionell bearbeitet, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Ihre | |
Journalist*innen hatten Teile des Berichts vorab vorliegen und stellten | |
die Versionen nebeneinander. | |
Ersatzlos gestrichen wurden demnach in dem jetzt vorliegenden Dokument | |
Sätze wie: „Wiederholt wurde das Team sinngemäß begrüßt mit dem Satz, da… | |
man sich darüber wundere, warum erst jetzt jemand vom BMG erscheint und | |
nachfragt.“ Es fehle auch die Feststellung, dass „offenkundig“ gewesen se… | |
dass das Gesundheitsministerium nicht dazu imstande gewesen sei, die | |
Schutzausrüstung zu verteilen. | |
Fortsetzung in der Affäre folgt: Am Donnerstag soll eine weitere | |
parlamentarische Diskussion stattfinden. | |
Anm. der Redaktion: Ines Schwerdtner wurde in diesem Text versehentlich als | |
Fraktionschefin der Linken bezeichnet. Tatsächlich ist sie Parteichefin. | |
Wir bitten um Entschuldigung und haben das korrigiert. | |
25 Jun 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Jens-Spahn-verzeiht-sich-selbst/!6091912 | |
[2] /Maskenkaeufe-in-der-Coronazeit/!6095371 | |
[3] /Enquete-Kommission/!t5030502 | |
## AUTOREN | |
Luisa Faust | |
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