# taz.de -- Irans umstrittenes Atomprogramm: Urananreicherung in Fordo gestartet | |
> Das internationale Abkommen zur Verhinderung einer iranischen Atombombe | |
> gerät immer mehr ins Wanken. Teheran beginnt auch mit dem Bau eines neuen | |
> AKW. | |
Bild: Techniker in einer Uranumwandlungsanlage vor den Toren der Stadt Isfahan … | |
Teheran dpa | Der Iran hat nach mehr als vier Jahren die Urananreicherung | |
in der unterirdischen Anlage Fordo wieder aufgenommen und damit erneut | |
gegen das internationale Atomabkommen verstoßen. Die Führung in Teheran | |
will den Druck auf Deutschland und die anderen Vertragspartner erhöhen, | |
ihren Verpflichtungen aus dem Atomdeal nachzukommen. Das Wiener | |
Atomabkommen von 2015 sollte verhindern, dass die Islamische Republik | |
Nuklearwaffen entwickeln kann. | |
Zugleich begannen am Wochenende die Bauarbeiten für ein zweites | |
Atomkraftwerk in der iranischen Hafenstadt Buschehr am Persischen Golf. Es | |
dient zivilen Zwecken und ist zur Energiegewinnung und -versorgung gedacht. | |
Westliche Geheimdienste warfen der iranischen Führung mehrfach vor, die | |
Atomanlage Fordo für militärische Zwecke zu nutzen. Daher war auch die | |
Umwandlung der Anlage in ein Forschungszentrum einer der Kernpunkte bei den | |
Atomverhandlungen zwischen dem Iran und den fünf UN-Vetomächten – China, | |
Frankreich, Großbritannien, Russland und USA – sowie Deutschland. | |
## Teheran will Druck auf den Westen erhöhen | |
Das Außenministerium in Teheran rechtfertigte den neuerlichen Verstoß gegen | |
das Atomabkommen am Sonntag mit dem Vorgehen des Westens. Der Deal könne | |
nur gerettet werden, wenn er von den verbliebenen Vertragspartnern | |
umgesetzt werde, sagte Außenamtssprecher Abbas Mussawi. | |
Die USA waren im Mai 2018 einseitig aus dem Atomabkommen ausgestiegen und | |
hatten Sanktionen gegen das Land verhängt. Die US-Regierung versucht mit | |
einer Politik des „maximalen Drucks“, den Iran zu einer Neuverhandlung des | |
Atomabkommens mit schärferen Auflagen zu bewegen. | |
Die [1][anderen Vertragspartner] halten an dem Deal zwar noch fest, sind | |
aber ohne die USA nicht in der Lage, ihn umzusetzen. Teheran geht es | |
besonders um die Aufhebung der US-Sanktionen, die das Land in eine | |
Wirtschaftskrise gestürzt haben. Der Iran sei weiterhin offen für konkrete | |
Lösungen und Initiativen der Vertragspartner, sagte Mussawi. | |
## Iranische Widersprüche zm Atomwaffensperrvertrag | |
Mussawi wies Berichte über einen Ausstieg des Irans aus dem | |
Atomwaffensperrvertrag zurück. „Das steht derzeit zumindest nicht auf | |
unsere Agenda“, sagte er. Die iranische Atomorganisation (AEOI) hatte am | |
Samstag mit dem Ausstieg gedroht, sollte das Wiener Abkommen nicht | |
vertragsgerecht umgesetzt werden. Der Iran hatte 1970 den internationalen | |
Atomwaffensperrvertrag ratifiziert, der auf eine friedliche Nutzung von | |
Kernenergie zielt. | |
AEOI-Sprecher Behrus Kamalwandi sagte, die Urananreicherung bis zu einem | |
Grad von 4,5 Prozent habe begonnen. Zuvor war Mitte der Woche Urangas in | |
die 1044 Zentrifugen in Fordo injiziert worden.Laut Wiener Atomvertrag | |
sollte Fordo südlich von Teheran nur für wissenschaftliche Projekte genutzt | |
werden, die Zentrifugen dort durften ohne Gasinjektion lediglich getestet | |
werden. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien sei über alle | |
Schritte in Fordo in Kenntnis gesetzt worden, sagte Kamalwandi. | |
IAEA-Inspekteure seien auch vor Ort präsent. | |
## Neue AKWS in Zusammenarbeit mit Russland | |
Irans Atomchef und Vizepräsident Ali Akbar Salehi sagte, das neue AKW in | |
Buschehr solle einen 1000-Megawatt-Reaktor haben und bis 2023 | |
fertiggestellt sein. Gleich danach werde der Iran mit dem Bau eines dritten | |
AKW beginnen, das bis 2025 in Betrieb genommen werden soll. | |
Wegen der Zusammenarbeit mit Russland stand das erste AKW in Buschehr nie | |
im internationalen Fokus, auch weil Russland für die Sicherheit und | |
atomtechnische Belange zuständig ist. Die beiden neuen AKW sollen ebenfalls | |
in Zusammenarbeit mit Russland entstehen. Der Iran habe dann bis 2025 drei | |
AKW mit einer Gesamtkapazität von 3000 Megawatt. | |
Irans Präsident Hassan Ruhani verkündete indessen die Entdeckung eines | |
neuen Ölfelds im Süden des Landes. Das Ölfeld mit einem Potenzial von 53 | |
Milliarden Barrel (je 159 Liter) liege in der Provinz Chusestan. Die | |
Entdeckung sei mit Blick auf die amerikanischen Öl-Sanktionen gegen den | |
Iran enorm wichtig, so der Präsident. | |
Die iranischen Ölreserven werden auf 150 Milliarden Barrel geschätzt. Die | |
US-Sanktionen gegen den iranischen Ölexport, der als Haupteinnahmequelle | |
des Landes gilt, haben das Land schwer getroffen. | |
NaN NaN | |
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