| # taz.de -- Intendantin über Musik und die Coronapause: „100 Prozent Frischl… | |
| > Andrea Zietzschmann ist Intendantin der Berliner Philharmoniker. Ein | |
| > Gespräch über den Neustart nach der Coronapause und die Frage, wer | |
| > dirigiert. | |
| Bild: Andrea Zietzschmann, Intendantin der Berliner Philharmoniker | |
| Das Südfoyer der Berliner Philharmonie, auf Sockeln und an den Wänden die | |
| Büsten einiger Chefdirigenten des Orchesters. Wir setzen uns auf die lange, | |
| currygelb bezogene Sitzbank an der Wand. Zwischen uns die Büste Claudio | |
| Abbados, gegenüber Herbert von Karajan, bronzen-grimmig. | |
| taz am wochenende: Frau Zietzschmann, die Philharmoniker haben nach sechs | |
| Monaten Coronapause wieder in großer Besetzung im eigenen Saal gespielt. | |
| Was ich als Fortschritt erkannt habe: Niemand hustet mehr zwischen den | |
| Sätzen. Das ist ja oft unerträglich, ein krächzendes, heiseres | |
| Gegenkonzert. | |
| Andrea Zietzschmann: Jede*r ist jetzt sehr darauf bedacht, nicht zu husten, | |
| um erst gar nicht den Anschein zu erwecken, irgendeine Gefahr zu sein. Ich | |
| habe das auch in Salzburg festgestellt, als wir dort mit dem Orchester | |
| gespielt haben, obwohl 50 Prozent der Plätze besetzt waren, mehr als bei | |
| uns. Ich habe noch nie so ein konzentriertes, ruhiges Publikum erlebt. Ein | |
| Huster – und sofort ging ein Zucken durch das Publikum: Wer ist denn so | |
| verrückt und hustet hier? Das ist eine ganz andere Achtsamkeit. Man | |
| vermeidet es wirklich. | |
| Unnötiges Husten ist jetzt ähnlich schambehaftet wie ein klingelndes | |
| Mobiltelefon. Man konnte sich viel stärker auf die Musik einlassen. | |
| Ja, das ist ganz sicher so. Wenn man einmal die Traurigkeit des schütter | |
| gefüllten Saals überwunden hat, dann genießt man den absoluten Fokus auf | |
| die Musik. Das erzählen auch viele Künstler*innen. Ich sprach kürzlich mit | |
| dem Pianisten Igor Levit, der meinte, es gebe ein neues Miteinander mit dem | |
| Publikum. Für ihn sei es gar nicht so schlimm, dass im Publikum nicht so | |
| viele säßen, weil diese Erfahrung so einzigartig sei. Ich glaube, | |
| [1][Kirill Petrenko] … | |
| … Ihr Chefdirigent … | |
| … empfindet diese Konzentration auch als echten Gewinn. Aber man würde sich | |
| natürlich wünschen, der Saal wäre voll, und alle sind so ruhig und | |
| diszipliniert. | |
| Ich hatte das Gefühl, da kommt eine verschworene Gemeinschaft, die wirklich | |
| die Musik hören will, zusammen. Ein weihevoller Akt – aber auch ein | |
| bisschen unheimlich. Ich musste zu Block C und bin fast alleine durch | |
| diesen Bau, der sonst flirrt vor Bewegungen, überall tuschelt jemand, | |
| Gläser klirren, die berühmte Himbeerbowle wird getrunken. Ich kam mir vor | |
| wie ein einsamer Wanderer, der einen Berg erklimmt. Dann kam ich ans Ziel | |
| und dachte: irgendwie komisch. | |
| Beklemmend, finde ich. Die Pandemie ist einfach so mächtig im Raum. Mich | |
| belastet das schon sehr. Ich habe jetzt in kurzer Zeit sechs Konzerte in | |
| einer Woche gehört – völlig verrückt nach der langen Spielpause! Ich musste | |
| im Konzertsaal immer wieder über die Gesamtsituation nachdenken und konnte | |
| mich nur allmählich auf das Konzerterlebnis einlassen. | |
| In Salzburg konnten die Zuschauerplätze zur Hälfte besetzt werden. Bei | |
| Ihnen war gerade mal ein Viertel der möglichen Besucher erlaubt. Hätten Sie | |
| das gerne anders gehabt? | |
| Wenn's nach mir gegangen wäre, hätten wir auch zur Saisoneröffnung schon | |
| mehr Leute im Saal gehabt. | |
| Sie sind hier eine mächtige Person im Kulturleben. Rufen Sie da jeden Tag | |
| die Leute an, die entscheiden, und drängeln ein bisschen? | |
| So ungefähr, ja. Wir hatten uns alle auf eine Schließung bis Ende Juli | |
| verständigt, das war auch richtig. Aber nun brauchen wir eine Perspektive. | |
| Wir haben so viele Gastveranstalter*innen im Hause, so viele Künstler*innen | |
| hängen mit ihren Existenzen an uns. Jetzt ist es wichtig, dass wir als | |
| Kulturhauptstadt wieder präsenter sind. Wir müssen mit der Pandemie noch | |
| länger leben. Wie lange, wissen wir nicht, ob ein halbes Jahr, ein Jahr | |
| oder zwei Jahre. Wenn wir im kulturellen Leben nicht auch eine gewisse | |
| Normalität schaffen, dann geht unser ganzes Biotop zugrunde. Deswegen, ja, | |
| die meiste Zeit verbringe ich derzeit mit Hintergrundgesprächen mit der | |
| Bundespolitik, dem Berliner Senat und Fachleuten. Wir suchen alle gemeinsam | |
| nach Lösungen. Wie können die nächsten Schritte sein? Das ist auch immer | |
| eine Frage von Mut und Verantwortung. Wenn man es nicht ausprobiert, weiß | |
| man auch nicht, ob es gutgehen kann. Zum Glück gibt es nun ja eine konkrete | |
| Perspektive für Berlin, sodass wir den Saal bald bis zur 1.000er-Grenze | |
| besetzen dürfen. Das wird dann doch wieder ein ganz anderes | |
| Konzerterlebnis sein. | |
| Sie wollen nicht eines Tages zum Gegenstand der Berichterstattung werden, | |
| weil die Philharmonie ein Coronahotspot wurde. | |
| Das möchte niemand. Aber wir stehen heute schon mit neuem Wissen da. Wir | |
| haben hier sehr viel Kubikmeter Raum pro Mensch im Saal, wir haben eine | |
| sehr gute Klimaanlage mit 100 Prozent Frischluftzufuhr. Das wusste ich | |
| alles vorher nicht. Ich werde da jetzt langsam zur Spezialistin. Die | |
| Bedingungen sind bei uns viel besser als in anderen Situationen, wo auch | |
| viele Menschen beisammen sind. | |
| Und dann ist Ihr Publikum, wie wir aus einer Studie wissen, die im Auftrag | |
| der Berliner Orchester erstellt wurde, „[2][diszipliniert und hat ein | |
| aufgeklärtes Verständnis für gesundheitliche Zusammenhänge]“! | |
| Darüber haben sich manche lustig gemacht, aber Sie haben es ja selbst | |
| erlebt: Hier tanzt, feiert und schreit niemand. Vielleicht ruft man „Bravo“ | |
| am Schluss – mit Maske vor Mund und Nase. | |
| Wie ist das denn jetzt für das Orchester? Die Hörner sitzen zwei Meter weit | |
| auseinander. Es gab Kritiker, die meinten, in der 4. Brahms-Symphonie im | |
| Eröffnungskonzert seien die Bläser auseinander gefallen … | |
| … zu Unrecht. Ich bin immer sehr objektiv und lasse mir viel Kritik | |
| gefallen. Aber ich fand es erstaunlich, wie gut das Zusammenspiel war. | |
| Draußen an der Philharmonie hängt ein Plakat mit dem Wort „Neustart“. Das | |
| ist doch schon die zweite Saison mit Kirill Petrenko. | |
| „Neustart“ steht für: Nach der Covid-19-bedingten Pause legen wir wieder | |
| los. | |
| Aber trotzdem, Orchester und Dirigent müssen weiter zusammenwachsen. Wird | |
| das wegen der Coronapandemie schwieriger? | |
| Ich glaube, dass in dieser Zeit etwas ganz Besonderes entstanden ist. | |
| Kirill Petrenko war glücklicherweise für drei Projekte hier, auch in der | |
| Schließzeit haben wir für das Format Digital Concert Hall viele Konzerte | |
| gespielt. Das Schöne war, dass wir da in kleineren Formationen spielen | |
| mussten. So konnte Petrenko die einzelnen Musiker*innen sehr gut persönlich | |
| kennenlernen. Ich glaube, das haben er und das Orchester als positiv | |
| empfunden. | |
| Jetzt geht es weiter, und Sie mussten das Programm anpassen … | |
| … wir verlieren aufgrund der Abstände auf der Bühne die Hälfte unseres | |
| Repertoires, kein Mahler, kein Strauss, kein Bruckner. | |
| Mir kam die neue Programmgestaltung etwas einfallslos vor. Daniel Harding | |
| sollte Mahlers Fünfte dirigieren, das ging nun nicht, stattdessen spielt er | |
| Beethovens „Pastorale“. Hätten Sie diese Zeit jetzt nicht auch nutzen | |
| können, für … | |
| … für etwas wildere Experimente? | |
| Das wäre doch die Gelegenheit! | |
| Wir haben überlegt, ob wir die Zeit für unbekanntes Repertoire nutzen, | |
| haben uns dann aber für die maximal größte Besetzung entschieden. Viele | |
| unserer Musiker*innen haben monatelang nicht gespielt, sie müssen fit | |
| bleiben, brauchen ein Ziel. Und Beethoven passte als Jubilar jetzt super in | |
| den Gesamtkontext des Musikfestes, das gerade läuft. | |
| Seit drei Jahren sind Sie Intendantin der Berliner Philharmoniker. Reden | |
| wir über Ihre Beziehung zur Musik. Welche Rolle spielte sie in Ihrer | |
| Kindheit? | |
| Meine Großmutter war Sängerin, mein Vater spielte Klavier, in unserem Haus | |
| wurde viel Musik gemacht. Ich habe mich früh dafür entschieden, Geige zu | |
| lernen. Ich habe wahrgenommen, dass die Musik allen unheimlich viel Freude | |
| macht und es ein schöner Ausgleich ist, wenn man gemeinsam musiziert. | |
| Sie sind aufgewachsen in St. Georgen … | |
| … einer Kleinstadt im Schwarzwald, da spielte fast jede*r Zweite ein | |
| Instrument. Wir hatten einen Musiklehrer in der Schule, der die ganze Stadt | |
| mobilisiert hat, entweder zu singen oder ein Instrument zu spielen. Wir | |
| waren auch motiviert, weil wir wussten, dass es fantastische Reisen mit dem | |
| Schulorchester gibt und man so in der ganzen Welt herumkommt. | |
| Wahrscheinlich war die Erfahrung im Schulorchester mit am wichtigsten für | |
| mich in der Jugend. | |
| Haben Sie auch mal etwas anderes gehört als Klassik? | |
| Natürlich! Aber heimlich im Keller. Ich musste mich vor meiner großen | |
| Schwester verstecken, wenn ich im SWR3 die Top Ten hören wollte. Ich fand | |
| es immer wichtig, dass man eine Bandbreite der Musik wahrnimmt. | |
| In Ihrem Lebenslauf heißt es schlicht: „1997 gründete sie zusammen mit | |
| Claudio Abbado das Mahler Chamber Orchestra.“ Wie gründet man ein Orchester | |
| zusammen mit einem der berühmtesten Dirigenten der Welt, der damals auch | |
| noch Chef der Berliner Philharmoniker war? | |
| Während des Studiums in Wien habe ich für das Gustav-Mahler-Jugendorchester | |
| gearbeitet, Abbado hatte es 1986 gegründet. Dann gab es einen | |
| Generationswechsel mit ganz fantastischen Musiker*innen und die haben sich | |
| gesagt: Nein, wir möchten jetzt nicht in ein Berufsorchester, wir möchten | |
| etwas Eigenes machen. Und dann saßen wir eines Abends nach einem Konzert | |
| zusammen und haben gesagt: Genau, wir gründen ein Orchester. Wir haben ihn | |
| … | |
| … sie deutet auf [3][die Abbado-Büste] über sich … | |
| … damals gefragt, ob er uns hilft. Er war eher zurückhaltend, weil er mit | |
| dem Chamber Orchestra of Europe schon relativ weit war in der Entwicklung. | |
| Er dachte sich wahrscheinlich: Na, jetzt noch so eine junge Mannschaft am | |
| Bein, ich weiß nicht, ob ich das wirklich will. Er hat uns dann erst einmal | |
| machen lassen, uns hier und da eine Finanzspritze gegeben und uns mit | |
| Engagements geholfen. Wir haben das aus dieser totalen Begeisterung heraus | |
| gemacht, dass wir Gleichgesinnte getroffen haben, mit denen das möglich | |
| war. | |
| Heute ist das Mahler Chamber Orchestra ein Spitzenensemble. | |
| Ja, darüber bin ich sehr glücklich! Ich dachte jetzt auch wieder viel an | |
| das Orchester. Es war eine echte Herausforderung, ohne Geld so ein Ensemble | |
| aufzubauen. Wir sind durch Höhen und Tiefen gegangen. Immer am Rande des | |
| Existenzminimums. Diese Erfahrung hat mir jetzt geholfen. Man weiß: Alles | |
| ist händelbar, und mit einem gewissen Optimismus und Durchhaltevermögen | |
| kriegt man viele Dinge hin. | |
| Da konnten Sie wirklich etwas gestalten. Es heißt ja immer über diesen | |
| Posten, den Sie jetzt innehaben, dass man gar nicht so viel gestalten kann. | |
| Wozu brauchen die Berliner Philharmoniker eine Intendanz? | |
| Ich weiß nicht, ob die Philharmoniker dazu mal befragt wurden. Das würde | |
| mich mal interessieren. | |
| Ich habe sie nicht gefragt. Ich gebe jetzt nur wieder, was so behauptet | |
| wird. | |
| Ich glaube, dass man hier sehr viel gestalten kann. Natürlich bewegt man | |
| sich in einem Gefüge, in dem das Orchester sehr viel zu sagen hat. | |
| Das wichtigste Element: Das Orchester wählt seinen Chefdirigenten selbst. | |
| Eine Orchesterrepublik. | |
| Das macht sie sehr autark, natürlich. Sie haben ihre Versammlungen, da bin | |
| ich als Gast hin und wieder eingeladen. Das ist schon anders, als ich es in | |
| anderen Institutionen kennengelernt habe. Man läuft hier nicht alleine für | |
| sich los, sondern tauscht sich mehr aus als in anderen Institutionen. Das | |
| sind gelernte demokratische Prozesse, und da ringt man auch immer ein | |
| bisschen. Aber letztendlich gibt es viel Gestaltungsraum und auch das | |
| Orchester freut sich, wenn man versucht, Dinge zu verändern, Dinge | |
| voranzutreiben. Auch für Kirill Petrenko ist es wichtig, dass er eine | |
| Intendantin an seiner Seite hat, mit der er einen Weg beschreiten kann. Und | |
| es braucht auch jemanden, der dieses wunderbare Haus managt. Wir haben | |
| viele Mitarbeiter*innen und neben den Philharmonikern auch eine Menge zu | |
| tun. | |
| Jede Saison durchforsten Interessierte die Programmvorschau danach, welche | |
| Frauen als Dirigentinnen zu den Philharmonikern kommen. Haben Sie darauf | |
| Einfluss? Ist Ihnen das wichtig? | |
| Natürlich habe ich Einfluss, es ist mir auch wichtig. Wenn man auf diese | |
| Spielzeit schaut: Wir haben einen sehr großen Komponistinnen-Schwerpunkt. | |
| Ich glaube, so viele Frauen wurden noch nie in einer Spielzeit auf- und | |
| uraufgeführt. Das ist ein wichtiges Statement | |
| Und wer dirigiert? | |
| Ich würde gerne mehr Frauen hier am Pult haben. Ich habe Kontakt mit den | |
| meisten Dirigentinnen, aber sie müssen auch bereit sein und kommen wollen. | |
| Wir sagen nicht: Ihr dürft nicht, sondern wir sprechen mit ihnen über den | |
| richtigen Zeitpunkt. Im Sommer hat zum Beispiel [4][Joana Mallwitz] ihr | |
| Debüt in Salzburg gegeben. Da ist auch das Orchester interessiert, hat sich | |
| erkundigt bei den Wiener Philharmonikern, wie die Zusammenarbeit gelaufen | |
| ist. Vielleicht nehmen sich Frauen einfach mehr Zeit und warten lieber | |
| zwei, drei Jahre länger, bis sie bei uns debütieren. Oder Mirga | |
| Gražinytė-Tyla … | |
| … die Chefdirigentin des City of Birmingham Symphony Orchestra … | |
| … ich habe viel mit ihr gesprochen, und sie meinte: Du, ich habe das | |
| Gefühl, ich warte lieber, ich möchte ein richtig gutes Debüt haben und | |
| mache jetzt noch meine Erfahrungen. Bei unserem Personal sind wir in den | |
| Führungsebenen mit Frauen gut aufgestellt, sodass ich mir schon habe sagen | |
| lassen, bald brauchen wir einen Beauftragten der Männer, damit das nicht | |
| überhandnimmt. Ich würde mir aber wirklich wünschen, dass es in meiner | |
| Position mehr Frauen gibt, europaweit ist das wirklich nach wie vor sehr | |
| desolat. | |
| Dabei gibt es jede Menge Frauen, die das könnten und machen würden. | |
| Gerade in der Zeit, als ich im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gearbeitet | |
| habe, habe ich sehr aktiv versucht, Frauen zu fördern. Ich erinnere mich an | |
| zwei, drei Fälle, wo ich sagte: Ihr schafft das, ihr könnt diese Position | |
| ausfüllen. Sie wollten dann aber nicht in diese exponierte | |
| Führungsverantwortung. Es ist gar nicht so einfach, sie zu diesem Schritt | |
| zu motivieren. Es gibt zu viele Zweifel, obwohl sie sehr kompetent sind und | |
| alle Voraussetzungen haben. | |
| Machen Sie selber noch Musik? | |
| Nur ganz selten. Ich habe meine Geige wenigstens mal wieder ausgepackt im | |
| letzten halben Jahr und habe, glaube ich, viermal geübt. Mein Umfeld hat | |
| mich immer wieder motiviert: Hier, spiel mal wieder, lass uns Kammermusik | |
| machen. Aber der Weg ist sehr weit, wieder auf ein spielerisches Niveau zu | |
| kommen, mit dem man sich wohlfühlt. | |
| Ist das nicht auch einschüchternd hier? Sie haben ständig mit Leuten zu | |
| tun, die ihre Instrumente auf Weltklasseniveau beherrschen. | |
| Man weiß, wie es eigentlich sein müsste. Und selber würde man so hart | |
| arbeiten, dass es einigermaßen klingt. | |
| Gibt es ein Stück, auf das Sie immer wieder zurückgreifen können? | |
| Barbers Violinkonzert habe ich lange gespielt und geübt. Auch einige | |
| Streichquartette, Beethovens Opus 18, rauf und runter. | |
| Nicht schlecht! | |
| Damals vielleicht nicht, jetzt schon. Ein Philharmoniker fragte mal: Haben | |
| Sie ein Instrument gespielt? Ich: Ja, Geige, aber jetzt habe ich soundso | |
| lange nicht mehr gespielt. Ich überlege, ob ich wieder anfange. Dann er: | |
| Lassen Sie es besser, wenn Sie so lange nicht gespielt haben. Ich glaube, | |
| das bringt nichts. Dann kam ein anderer Kollege dazu und meinte: Du kannst | |
| doch jetzt nicht Frau Zietzschmann hier so völlig demotivieren! | |
| Der hätte Ihnen ja auch ein Auffrischungs-Stündchen anbieten können. | |
| Ich habe schon ein Angebot von einer ganz tollen Professorin. Die würde | |
| gerne unbedingt mal mit mir Quartett spielen. | |
| Das würde ich aber machen. | |
| Ja, sie trägt mich damit dauernd zum Jagen. | |
| Welches Stück vermissen Sie am meisten von den Konzerten, die jetzt | |
| geändert werden mussten? | |
| Ich hätte sehr gern Mahlers Fünfte gehört im September. Ich habe mich sehr | |
| auf den zweiten Suk mit Petrenko gefreut. „Pelleas und Melisande“ von | |
| Schönberg ist eins meiner Herzensstücke, das hätte Lahav Shani gemacht als | |
| Debütstück. Eine großartige symphonische Dichtung, ein wunderbarer | |
| Orchesterklang. Die Berliner Philharmoniker stehen für das große | |
| romantische Repertoire. Ach, eigentlich schmerzt alles, was wir adaptieren | |
| mussten. | |
| 13 Sep 2020 | |
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| [1] /Nachfolger-von-Simon-Rattle/!5395080/ | |
| [2] https://www.tagesspiegel.de/wissen/disziplinierter-als-bei-der-love-parade-… | |
| [3] https://www.bertrandfreiesleben.com/de/20151011claudio-abbado-fr-die-berlin… | |
| [4] https://sz-magazin.sueddeutsche.de/musik/joana-mallwitz-dirigentin-portraet… | |
| ## AUTOREN | |
| Felix Zimmermann | |
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