| # taz.de -- Integration von Flüchtlingen in Bremen: Die gute Seite der Ein-Eur… | |
| > Im Programm „Arbeit und Integration“ helfen Ein-Euro-Jobs Geflüchteten in | |
| > Arbeitssituationen, die Sprachhürde zu meistern. | |
| Bild: Jobbörse für Flüchtlinge: Oft gut ausgebildet ist für viele die Sprac… | |
| BREMEN taz | Das Projekt „Arbeit und Integration“ ist erfolgreich: Seit | |
| Juli dieses Jahres vermittelt das Jobcenter zusammen mit dem Verein Bras, | |
| dem Förderwerk und dem Arbeit und Lernzentrum 50 sogenannte Ein-Euro-Jobs | |
| an Geflüchtete mit abgeschlossenem Asylverfahren. So sollen sie nicht nur | |
| an den Arbeitsmarkt gewöhnt werden, sondern vor allem die deutsche Sprache | |
| lernen. „Die Geflüchteten sind hochmotiviert“, sagt Susanne Ahlers, | |
| Geschäftsführerin des Jobcenters Bremen. | |
| Laut einer vergangene Woche veröffentlichten Studie des Bundesamts für | |
| Migration und Flüchtlinge (BAMF) hatten 90 Prozent der Geflüchteten keine | |
| Deutschkenntnisse, als sie nach Deutschland flohen. Nur 18 Prozent der | |
| Befragten, die weniger als zwei Jahre in Deutschland leben, würden ihre | |
| Sprachkenntnisse als gut oder sehr gut bewerten. Allerdings hätten bereits | |
| zwei Drittel an einem Sprachkurs teilgenommen. Und 41 Prozent der | |
| Geflüchteten hätten eine Berufsberatung beansprucht. | |
| „Es geht ab wie eine Rakete“, sagt Uwe Mühlmeyer vom Verein Bras zur | |
| Situation in Bremen. Er könne sich die Geflüchteten auch in richtigen Jobs | |
| vorstellen. Die Geflüchteten seien ja nicht dumm. Das bestätigt auch die | |
| BAMF-Studie: 58 Prozent der Geflüchteten haben demnach mindestens zehn | |
| Jahre lang eine Schule besucht. 13 Prozent haben ein Studium abgeschlossen, | |
| zwölf Prozent eine Ausbildung zumindest angefangen. Das Problem sieht | |
| Mühlmeyer stattdessen in mangelnden Sprachkenntnissen. Er sagt: | |
| „Geflüchtete sind in bestehende Programme nicht integrierbar, wenn sie die | |
| Sprache nicht sprechen.“ Und eine Sprache lerne man nicht „am grünen | |
| Tisch“, sondern in der Praxis. Es gehe aber auch um Inklusion. „Wir mischen | |
| Geflüchtete mit klassischen Teilnehmern“, so Mühlmeyer. | |
| „Viele Mitarbeiter sind den Geflüchteten dankbar“, sagt Andrea Strebe, | |
| Betriebsleiterin des Café Treffpunkt im Familien- und Quartierszentrum Neue | |
| Vahr nord. Dort werden fünf der 50 Arbeitsplätze angeboten. „Das Projekt | |
| hilft ihnen, Vorurteile abzubauen“, so Strebe. Sie hätten vorher nicht | |
| gewusst, wie sie sich den Geflüchteten gegenüber verhalten sollen. Nicht | |
| nur die kulinarische Perspektive profitiere daher von neuen Kulturen. Das | |
| Personal habe sich gut gemischt und Freundschaften seien entstanden. | |
| Die Geflüchteten würden vor allem im handwerklichen Bereich eingesetzt. So | |
| helfen unter anderem sechs Geflüchtete bei der Restaurierung der Bremer | |
| Hansekogge in Woltmershausen. Und das hilft, das Warten zwischen | |
| Asylverfahren und Arbeitsplatz zu ertragen. Denn laut Ahlers ist gerade | |
| dieser Zeitraum belastend. „Wir wollen diese Wartesituation aufheben“, sagt | |
| Ahlers. | |
| Und dieses Vorhaben ist teuer: Eine Stelle im Café Treffpunkt koste das | |
| Jobcenter pro Monat und Person 1.400 Euro. Diese Summe entstehe, da zu dem | |
| Arbeitslosengeld II noch eine Aufwandsentschädigung hinzukomme. „Davon | |
| übernehmen wir 75 Prozent“, sagt Ahlers. Das restliche Viertel übernehmen | |
| die Einrichtungen, die die Geflüchteten anstellen. Durch die Finanzierung | |
| von Bund und Europäischer Union sei das Projekt bis Ende Januar 2017 | |
| gesichert. „Aber eine Verlängerung ist so sicher wie das Amen in der | |
| Kirche“, sagt Ahlers. | |
| 16 Nov 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Lukas Thöle | |
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