# taz.de -- Jobcenter in der Kritik: Mangelhafte Betreuung | |
> Der Bundesrechnungshof kritisiert die Vermittlungsarbeit in den | |
> Jobcentern. Im Vordergrund steht vor allem die Ineffizienz der | |
> Förderprogramme. | |
Bild: Nicht zum ersten Mal stehen die Jobcenter in der Kritik | |
München afp | Der Bundesrechnungshof hat die Vermittlungsarbeit in den | |
Jobcentern gerügt und mehr Effizienz angemahnt. Die Betreuung von | |
Hartz-IV-Beziehern, die an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen wie etwa | |
Ein-Euro-Jobs oder Weiterbildungsprogrammen teilnehmen, sei „noch deutlich | |
verbesserungsbedürftig“, heißt es in einem Prüfbericht. Die Bundesagentur | |
für Arbeit räumte Fehler ein, führte diese aber nur auf Dokumentationen | |
zurück – die Grünen forderten dagegen eine Neuaufstellung der Betreuung von | |
Arbeitssuchenden. | |
Ein Sprecher des Bundesrechnungshofs sagte, der Prüfbericht, über den die | |
Süddeutsche Zeitung [1][zunächst berichtete], sei noch vorläufig. Die | |
endgültige Fassung solle bis Jahresende feststehen. | |
Dem SZ-Bericht zufolge sind nach Einschätzung der Prüfer die | |
Förderprogramme „oft nur zufällig erfolgreich“. Die „mit hohem finanzie… | |
Aufwand der Jobcenter und großem persönlichen Einsatz der | |
Leistungsberechtigten erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten“ seien „oft | |
nutzlos“, kritisierte der Rechnungshof. Diese Mängel seien „ein | |
wesentlicher Grund dafür, dass arbeitsmarktpolitische Maßnahmen und | |
anschließende Vermittlungsbemühungen wirkungslos bleiben“. | |
Die amtlichen Kontrolleure hatten dem Bericht zufolge Ende 2015 fast 500 | |
Fälle in acht rein kommunal oder von der Bundesagentur für Arbeit und einer | |
Kommune geführten Jobcentern unter die Lupe genommen. Sie hätten dabei auch | |
festgestellt, dass in 39 Prozent der Fälle die Ergebnisse der Maßnahme | |
nicht dokumentiert und die Datensätze nicht aktualisiert worden seien. Die | |
Fachkräfte in den Jobcentern hätten dabei zentrale Vorgaben der | |
Bundesagentur oder interne Weisungen der Kommunen missachtet, kritisierten | |
sie. | |
## Mangelnde Anpassung im IT-System | |
In dem Bericht wird außerdem kritisiert, dass bei gut jedem dritten Fall | |
der Abschluss einer Fördermaßnahme nicht zum Anlass genommen worden sei, | |
die Strategie für eine Integration in den Arbeitsmarkt anzupassen. So sei | |
in vielen Fällen vor Programmende nicht mit den Teilnehmern darüber | |
gesprochen worden, wie es weitergehen könnte. Defizite bei diesem | |
„Absolventenmanagement“ hatte die Bundesagentur laut SZ bereits 2014 in | |
einer internen Untersuchung festgestellt. | |
Eine Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit sagte, es gebe tatsächlich | |
Mängel. Diese bezögen sich aber nur auf die Dokumentation in den Jobcentern | |
vor Ort. „Eine fehlende Dokumentation ist nicht zwingend ein Hinweis, dass | |
es in der Integration mangelt.“ So sei in einem gerügten Fall einer | |
erfolgreich weitergebildeten Frau, deren Profil diese Weiterbildung nicht | |
berücksichtigte, die Betroffene erfolgreich in einen qualifizierten Job | |
vermittelt worden. Die Jobcenter würden aber nun bereits seit Monaten auf | |
die Dokumentationspflichten hingewiesen. | |
Auch eine Sprecherin des Bundesarbeitsministeriums führte die Mängel nicht | |
auf eine fehlerhafte Integration zurück, sondern auf eine zum Teil | |
mangelnde Anpassung im IT-System. „Das wurde abgestellt“, sagte die | |
Ministeriumssprecherin. | |
Dagegen forderte die Grünen-Arbeitsmarktexpertin Brigitte Pothmer | |
Konsequenzen aus den Befunden. „Es darf nicht dem Zufall überlassen werden, | |
ob Arbeitssuchende gut betreut werden oder nicht.“ Dafür seien allerdings | |
andere Rahmenbedingungen in den Jobcentern notwendig. | |
Die Beschäftigten müssten sich derzeit um erheblich mehr Arbeitssuchende | |
kümmern, als es die offiziellen Betreuungsschlüssel aussagten, erklärte | |
Pothmer. Schuld daran sei eine strukturelle Unterfinanzierung der | |
Jobcenter. Erforderlich seien nun individuelle Integrationsstrategien, die | |
kontinuierlich fortgeschrieben und angepasst werden müssten. | |
18 Nov 2016 | |
## LINKS | |
[1] http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bundesrechnungshof-rechnungshof-kriti… | |
## TAGS | |
Bundesrechnungshof | |
Agentur für Arbeit | |
Jobcenter | |
Bundesarbeitsministerium | |
Online-Shopping | |
Integrationskurs | |
Hartz IV | |
Sozialgericht | |
Hartz IV | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Steuerbetrug im Internethandel: Zahl ich, zahl ich nicht… | |
Der Bundesrechnungshof beklagt Einnahmeausfälle in Millionenhöhe. Besonders | |
ausländische Firmen drücken sich vor der Umsatzsteuer. | |
Integration von Flüchtlingen in Bremen: Die gute Seite der Ein-Euro-Jobs | |
Im Programm „Arbeit und Integration“ helfen Ein-Euro-Jobs Geflüchteten in | |
Arbeitssituationen, die Sprachhürde zu meistern. | |
Arbeitsagentur beauftragt Inkassofirmen: Geld eintreiben für die Jobcenter | |
Die Agentur für Arbeit beauftragt Profis, um säumige SchuldnerInnen | |
ausfindig zu machen. Hartz-IV-EmpfängerInnen soll es nicht treffen. | |
Inge Hannemann über Jobcenter und Sex: „Das ist wie Spionage“ | |
Das Jobcenter Stade fragt eine Schwangere, mit wem sie geschlafen habe. | |
Ex-Jobcenter-Mitarbeiterin Hannemann hält den intimen Fragebogen für | |
unzulässig | |
Verfassungsbeschwerde gegen Hartz-IV: Online klagen reicht nicht | |
Ein Mann wollte gegen die Verschärfung der Hartz-IV-Gesetze klagen – | |
scheitert aber an formalen Hürden. Der Grund: Er stützte sich auf eine | |
Vorlage aus dem Netz. | |
Höhere Strafen für Hartz-IV-Empfänger: Bußgeld auch fürs Verschweigen | |
Die Bundesagentur für Arbeit verschärft die Sanktionsmöglichkeiten. Künftig | |
gibt es auch eine Strafe, wenn zum Beispiel eine Erbschaft nicht angezeigt | |
wird. |