| # taz.de -- Informationen zu Entwicklungsgeldern: KfW muss Auskunft geben | |
| > Die Menschenrechtsorganisation Fian fürchtet, dass die staatliche | |
| > Kreditbank Entwaldung finanziert. Sie klagte auf Transparenz – und bekam | |
| > nun Recht. | |
| Bild: Eine auskunftspflichtige Behörde: Skulptur vor dem KfW-Gebäude | |
| Berlin taz | Die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) | |
| verweigerte zwei Menschenrechtsorganisationen die Einsicht in Dokumente zu | |
| Investitionen in das [1][umstrittene Agrarunternehmen Payco]. Daraufhin | |
| [2][klagte Fian] und bekam am Mittwoch vor dem Verwaltungsgericht Frankfurt | |
| am Main Recht: Die KfW sei als Behörde nach dem | |
| [3][Informationsfreiheitsgesetz] auskunftspflichtig und müsse die im | |
| öffentlichen Interesse stehenden Informationen beschaffen, so das Gericht. | |
| „Das Urteil ist ein großer Erfolg!“, freut sich Fian-Geschäftsführer | |
| Philipp Mimkes. „Payco ist für Landkonflikte mit Indigenen, Umweltschäden | |
| und Entwaldung verantwortlich. Nun können sich Öffentlichkeit und Politik | |
| in naher Zukunft ein besseres Bild von diesem Investment machen. Aus | |
| unserer Sicht ist es bedenklich, dass deutsche Entwicklungsgelder die | |
| industrielle Landwirtschaft finanzieren und Informationen über den | |
| kostspieligen Gerichtsweg erstritten werden müssen.“ | |
| Die KfW muss den Menschenrechtsorganisationen Fian und dem European Center | |
| for Constitutional and Human Rights (ECCHR) nun die angefragten Dokumente | |
| übermitteln. Dabei handelt es sich um die Umwelt- und Sozialaktionspläne | |
| von Payco. Darin begründet das Unternehmen gegenüber der Entwicklungsbank, | |
| warum Investitionen im Rahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit | |
| gerechtfertigt sind. | |
| ## Payco in der Kritik wegen Entwaldung und Landkonflikten | |
| Eine Tochterbank der KfW, die Deutsche Investitions- und | |
| Entwicklungsgesellschaft (DEG), hatte sich 2013 mit 25 Millionen Euro an | |
| dem Agrarunternehmen Payco beteiligt und damit einen Anteil von 15,8 | |
| Prozent erworben. | |
| Payco betreibt in Paraguay Viehzucht und Anbau von Soja. Das Unternehmen | |
| sei dort der zweitgrößte Landbesitzer, geben die | |
| Menschenrechtsorganisationen an. Auf seinem Land komme es zu Abholzungen | |
| und Entwaldungen, das konnten die Menschenrechtsorganisationen unter | |
| anderem durch Satellitenbilder belegen. | |
| Außerdem gebe es Landkonflikte mit indigenen Bevölkerungen in Gebieten, die | |
| von Payco erworben wurden, erklärt Mimkes. Dort leben traditionell indigene | |
| Gemeinden, die keine Besitztitel haben und Vertreibung fürchten. Die | |
| paraguayische Verfassung sichere ihnen zwar zu, dass sie auf ihren | |
| traditionellen Gebieten leben dürfen, aber ohne Landtitel bliebe die Lage | |
| für sie unsicher. | |
| In fast zehn Jahren des DEG-Mitbesitzes sei das Problem nicht gelöst | |
| worden. „Aus unserer Sicht stellt die DEG privatwirtschaftliche Interessen | |
| über Menschenrechte“, kritisiert Mimkes. Informationen dazu erhoffen sich | |
| die Menschenrechtsorganisationen in den angefragten Umwelt- und | |
| Sozialaktionsplänen von Payco. | |
| Die KfW kann noch Berufung gegen das Urteil einlegen. | |
| 24 Nov 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Leila van Rinsum | |
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