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# taz.de -- Hisbollah-Chef zu Nahost: Nasrallah bleibt im Ungefähren
> Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah redet viel über Schwächen Israels. Wie
> Iran und Verbündete auf die Attentate von letzter Woche reagieren, bleibt
> offen.
Bild: Der Hisbollah-Chef, übertragen auf Großbildschirm
Beirut taz | Ein großer Knall, Fenster wackeln, es hört sich an, als bebe
der Himmel nach einer Bombe. Solche Überschallknalle waren am Abend laut in
Beirut zu hören – so laut und bedrohlich wie bisher nicht. Israelische
Kampfjets fliegen mit solch hoher Geschwindigkeit, dass sie schneller sind
als ihr eigener Lärm und die Schallmauer durchbrechen. Es hört sich an wie
ein Anschlag, ist aber ein Trick und psychologische Kriegsführung – gegen
eine Nation mit akkumulierten Traumata, deren Menschen bis 1990 einen
Bürgerkrieg, im Sommer 2006 den Krieg gegen Israel sowie [1][2020 eine
massive Explosion am Hafen] durchlebt haben.
„Ich kann nicht aufhören, zu zittern. Unsere Familien im Süden erleben dies
Tag für Tag“, [2][schrieb Hussein Cheaito auf X] (ehemals Twitter). Gerade
als die Zeremonie für [3][den getöteten Hisbollah-Kommandeur Fuad Shukr]
und die Rede des Hisbollah-Chefs Hassan Nasrallah beginnen sollte. Es ist
seine erste Ansprache nach dem Anschlag auf Shukr in Beirut vor einer
Woche.
Mit Spannung erwartet die Region, wie Iran und seine verbündeten Milizen
auf die gezielte Tötung von Shukr und [4][Hamas Politbüro-Chef Hanijeh]
reagieren. Die Angst ist groß, [5][dass Iran und Israel sich in einem
großen Krieg bekämpfen], in den auch der Libanon, Syrien, Irak und Jemen
stärker verwickelt sein könnten, da sie es durch die verbündeten Milizen
bereits sind.
Hinter verschlossenen Türen läuft die Diplomatie auf Hochtouren. [6][Vor
allem die USA versuchen, so einen Krieg zu verhindern.] Nach außen hin
schicken sie Flugzeugträger und Kampfjets in die Region als abschreckendes
Signal an Teheran und bekräftigen, an der Seite Israels zu stehen. Unter
vier Augen soll Biden zu Netanjahu gesagt haben, dieser solle aufhören, ihn
„zu verarschen“.
Die Gespräche um ein Abkommen im Gazakrieg verlaufen seit Monaten ohne
nennenswerte Fortschritte. Deshalb drohte Biden laut israelischen Medien am
Telefon, die Unterstützung der USA nicht für selbstverständlich zu nehmen,
solle es einen umfassenden Krieg geben.
Am Montag hat die schiitische Partei und Miliz Hisbollah nach eigenen
Angaben israelische Militärstellungen in der Nähe von Akkon mit
Sprengstoffdrohnen angegriffen – mehr als 20 Kilometer südlich der
gemeinsamen Grenze. Die Hisbollah sagt, das sei Teil der normalen
Operationen und nicht die Reaktion auf die Ermordung ihres Kommandeurs.
## Nasrallah redet vor allem über Israels Schwächen
In seiner Rede lobte Nasrallah zunächst den getöteten Shukr und sagte dann,
sein Tod werde die Bewegung und ihre Kämpfer nicht aufhalten. Dann betonte
er, für einen palästinensischen Staat zu kämpfen.
„Ich sage nicht, dass das Ziel die Vernichtung Israels ist. Es geht darum,
Israel daran zu hindern, Palästina zu vernichten“, sagte Nasrallah. Wer auf
eine diplomatische Lösung baue, solle wissen, dass Israel gegen einen
palästinensischen Staat sei. Anstatt sich auf die Kampfkraft und
Bereitschaft seiner Miliz zu fokussieren, verwendete Nasrallah erstaunlich
viel Zeit darauf, die Schwächen Israels aufzuzählen. Das Militär sei müde
und die eigene Führung in einer schweren Lage.
Es scheint, als wolle Nasrallah Zeit schinden und währenddessen seiner
Anhängerschaft weiter gut zureden, sie mit Parolen bei der Stange halten,
auch indem er das Narrativ des Kampfes für die palästinensische Sache
bedient. Um davon abzulenken, dass der angekündigte große Schlag seitens
seiner Miliz und des Irans bisher ausblieb, sagte Nasrallah zu seiner
Gefolgschaft, Israel warte ab und kalkuliere gerade mühsam, ob es einen
groß angelegten Krieg möchte. Dass Israel nun warte, sei außerdem Teil der
psychologischen Kriegsführung Irans. So kann er argumentieren, dass die
Reaktion bereits begonnen habe und den Israelis bereits schade.
Die Hisbollah, Iran und Jemen würden noch antworten, drohte der
Hisbollah-Generalsekretär. „Die Hauptsache ist, dass die Entschlossenheit,
der Entschluss und die Fähigkeit vorhanden sind“, so Nasrallah. Doch wie
die Reaktion aussehen wird, lies er völlig im Unklaren.
## Härtere Reaktion als im April?
Die libanesische politische Analystin Kim Ghattas schrieb auf X zur
möglichen Reaktion, der Iran und die Hisbollah würden härter auf die
Attentate reagieren [7][als im April]. Damals hatte mutmaßlich Israel einen
Anschlag auf das iranische Konsulat in Damaskus verübt und dabei sieben
Mitglieder der islamischen Revolutionsgarde getötet, davon zwei
Brigadegeneräle.
Der Iran hatte knapp zwei Wochen später mehr als 300 Drohnen,
Marschflugkörper und ballistische Raketen [8][auf Israel abgefeuert], zuvor
aber amerikanische Diplomaten vorgewarnt. Die Abwehrsysteme über Irak,
Jordanien und Israel konnten so die meisten Flugkörper abwehren.
Dass nun eine Woche vergangen ist, ist ein gutes Zeichen: Zumindest leistet
sich die Miliz keine Übersprungsreaktion.
„Ich gehe davon aus, dass der Iran seine Absichten signalisieren wird“,
analysiert Ghattas. „Es scheint, als würde Iran warten, bis die
US-amerikanischen Militärvorbereitungen abgeschlossen sind, um die Lage
einzudämmen, bevor er ein Feuerwerk abfeuert.“
6 Aug 2024
## LINKS
[1] /Jahrestag-der-Hafen-Explosion-im-Libanon/!6027814
[2] https://twitter.com/husseinch96/status/1820823892404924560
[3] /Attentate-auf-Hamas-Fuehrer/!6024899
[4] /Nahost-Konflikt/!6024082
[5] /Angriffe-auf-Hisbollah--und-Hamas-Fuehrer/!6024147
[6] /-Nachrichten-im-Nahost-Krieg-/!6028649
[7] /Iran-und-Israel/!6004232
[8] /-Nachrichten-aus-der-Nacht-/!6004218
## AUTOREN
Julia Neumann
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