# taz.de -- Hamburg kauft Immobilie für Suchtkranke: Ein Haus gegen die Verele… | |
> Am Hauptbahnhof will der Senat ein neues Hilfsangebot für Suchtkranke und | |
> Wohnungslose schaffen. Alteingesessene Einrichtungen sind nicht | |
> begeistert. | |
Bild: Suchtkranke Menschen stehen vorm Drogenhilfsraum Drob Inn. Das neue Hilfs… | |
HAMBURG taz | Der Hamburger Senat hat für 20 Millionen Euro ein Gebäude im | |
Münzviertel gekauft und will dort bis Ende des Jahres ein umfassendes | |
Hilfsangebot für suchtkranke und wohnungslose Menschen schaffen. Geplant | |
sind in der Repsoldstraße 27 in der Nähe des Hauptbahnhofs ein | |
Tagesaufenthalt, Beratungsangebote und eine Notschlafstelle. | |
Die Sozialbehörde hat nach eigenen Angaben schon länger nach einer | |
geeigneten Immobilie gesucht, um „eine weitere Verelendung zu vermeiden“ | |
und den Betroffenen nachhaltig zu helfen. Mit einem niedrigschwelligen | |
Angebot soll dies nun realisiert werden. Niedrigschwellig bedeutet hier, | |
dass auch Menschen ohne Papiere oder solche, die noch keinen Entzug hinter | |
sich haben, das Angebot nutzen können. | |
Um diesen Menschen langfristig zu helfen, sollen Beschäftigungs- und | |
Arbeitsangebote geschaffen werden, auch ein separater Teil für Frauen im | |
Gebäude ist angedacht. Die Übernachtungsmöglichkeiten sollen den Rahmen für | |
Beratungen, vor allem gesundheitlicher Art, bieten, wodurch Betroffene | |
nachhaltig Stabilität erlangen können. Bestehende Beratungssysteme und | |
Angebote sollen integriert werden. | |
Bei den [1][Trägern alteingesessener Einrichtungen] rund um den | |
Hauptbahnhof gibt es jedoch Vorbehalte gegen die Umsetzung des Vorhabens. | |
## Zu viel Milieu | |
Eva Lindemann von der Anlaufstelle [2][Hoffnungsorte Hamburg] hat vom Kauf | |
des ehemaligen Bürogebäudes aus der Presse erfahren. Sie begrüßt die | |
Entscheidung des Senats und jedes Angebot, das Menschen Schutz, Sicherheit | |
und Perspektiven bietet, befürchtet aber auch negative Auswirkungen auf | |
ihre KlientInnen im Stadtteil. | |
Hoffnungsorte betreibt unter anderem die Bahnhofsmission und fünf weitere | |
Einrichtungen in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs für Menschen in | |
schwierigen Lebenssituationen. Dazu gehören etwa Menschen, die gerade aus | |
dem Gefängnis kommen oder einen Drogenentzug hinter sich haben. Sie wollen | |
das entsprechende Milieu meiden, sagt Lindemann. | |
Das Problem: Die geschützte Unterkunft „Haus Jona“ der Hoffnungsorte liegt | |
in derselben Straße wie die Immobilie, die der Senat nun gekauft hat. | |
Gefährdete PatientInnen, die dort unterkommen, hätten dann mit dem bereits | |
bestehenden Drogenkonsumraum Drob Inn, der in fußläufiger Entfernung liegt, | |
sowie der neuen Einrichtung gleich zwei Orte vor der Tür, an denen | |
potenziell gedealt wird und Drogen konsumiert werden. Das könne diese | |
Menschen gefährden, warnt Lindemann. Im Konzept der Stadt seien sie bisher | |
nicht berücksichtigt worden. | |
Nach Angaben eines Senatssprechers würden die konkreten Angebote jedoch mit | |
den Trägern der bestehenden Sucht- und Wohnungslosenhilfe abgestimmt. Die | |
Staatsräte seien auch in Wien und Zürich gewesen und hätten sich dort | |
fachlich über die Drogen- und Suchthilfelandschaften ausgetauscht. | |
Aber auch Christine Tügel vom Verein Jugendhilfe, dem Träger des Drob Inn, | |
sagt der taz, dass sie bisher nicht in das Konzept einbezogen worden seien. | |
Sie könne zum jetzigen Zeitpunkt auch keine Einschätzung zu den Plänen der | |
Sozialbehörde abgeben, da ihr konkrete Informationen fehlten. | |
[3][Rund um den Hauptbahnhof] gibt es seit Jahren Probleme, weil sich dort | |
viele Menschen mit Suchterkrankungen treffen und aufhalten. Das ist nicht | |
nur für viele Betroffene selbst unangenehm und gefährlich, sondern belastet | |
auch Reisende und AnwohnerInnen. Drogenkriminalität gehört zum Alltag. | |
Konkrete Pläne für die neue Einrichtung gibt es noch nicht, die | |
konzeptionelle Arbeit hat gerade erst begonnen. Auch welche Träger die | |
Sozialarbeit vor Ort umsetzen sollen oder wie viele Menschen dort einen | |
Platz finden können, ist noch unklar. Der Senat betont, dass man noch ganz | |
am Anfang des Projektes stehe. Es sei offen, wie und wann die | |
Zusammenarbeit mit den bestehenden Hilfsangeboten gestaltet werden könne. | |
7 May 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Neue-Massnahme-am-Hamburger-Hauptbahnhof/!6003687 | |
[2] https://hoffnungsorte-hamburg.de/ | |
[3] /Hamburger-Hauptbahnhof/!5990597 | |
## AUTOREN | |
Lilli Uhrmacher | |
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