| # taz.de -- Grüne wollen Presseauskünfte regeln: Den Minimalstandard verbesse… | |
| > Seit einem Gerichtsurteil ist unsicher, wieviel Auskunft die | |
| > Bundesregierung Journalisten geben muss. Die Grünen wollen das nun | |
| > ändern. | |
| Bild: Welche Auskunft muss der Bundeswirtschaftsminister geben? Derzeit ist das… | |
| FREIBURG taz | Die Grünen haben jetzt den Gesetzentwurf für ein | |
| Presseauskunftsgesetz in den Bundestag eingebracht. Sie wollen damit eine | |
| Lücke schließen, die das Bundesverwaltungsgericht 2013 aufgerissen hat. | |
| Jahrzehntelang sahen alle Beteiligten kein Problem. Für Medienanfragen an | |
| Bundesbehörden galt das Pressegesetz des Bundeslandes, in dem die Behörde | |
| ihren Sitz hatte. Für Anfragen an das Bundesamt für Migration und | |
| Flüchtlinge in Zirndorf galt zum Beispiel das bayerische Pressegesetz. | |
| Im Februar 2013 stellte jedoch das Bundesverwaltungsgericht zur allgemeinen | |
| Verblüffung fest: Für Presseanfragen an Bundesbehörden ist ein Bundesgesetz | |
| erforderlich. Bis dahin gelte nur ein Minimalstandard, der unmittelbar aus | |
| dem Grundgesetz abzuleiten sei. | |
| Diese Lücke wollen die Grünen nun [1][mit ihrem Presseauskunftsgesetz] | |
| schließen. Vor wenigen Tagen haben sie den Gesetzentwurf in den Bundestag | |
| eingebracht. Das schlanke Gesetz hat nur zwei Paragraphen. Es gibt | |
| Medienvertretern ein „Recht auf Auskunft“ gegenüber Bundesbehörden und le… | |
| anschließend fest, wann Ministerien und andere Bundesbehörden die Auskunft | |
| verweigern dürfen. Dabei sind die Grünen relativ pressefreundlich. | |
| Entgegenstehende öffentliche Interessen blockieren nicht generell Ansprüche | |
| der Medien, sondern nur wenn sie „ausnahmsweise überwiegen“. | |
| Vor drei Jahren, kurz nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, hatte | |
| die damals noch oppositionelle SPD schon einmal einen Entwurf für ein | |
| Bundespresseauskunftsgesetz vorgelegt. In einer Anhörung hatten die | |
| Sachverständigen damals jedoch überwiegend erklärt, der Bund dürfe gar kein | |
| Pressegesetz beschließen, weil das Landessache sei. Damit herrschte | |
| endgültig große Verwirrung. | |
| ## In der Praxis noch kein Problem | |
| Alle hofften deshalb, das Bundesverfassungsgericht würde klären, ob nun ein | |
| Bundesgesetz erforderlich ist oder ob die Landespressegesetze genügen. In | |
| einem Streit zwischen der Bild-Zeitung und dem Bundesnachrichtendienst | |
| hätte Karlsruhe die Frage klären können. Doch in seinem Beschluss vom | |
| Oktober 2015 ließen die Karlsruher Richter die Kompetenzfrage offen und | |
| lehnten die Bild-Klage mit anderen Argumenten ab. | |
| Die Grünen setzen das Thema mit ihrem Gesetzentwurf nun wieder auf die | |
| Tagesordnung. Für sie ist klar, dass der Bund zuständig ist. Der Bund könne | |
| für seine Kompetenzen „als Annex“ jeweils auch das Verwaltungsverfahren | |
| regeln – und dazu gehören für die Grünen auch die Auskunftspflichten | |
| gegenüber der Presse. | |
| Auch wenn Ministerien und andere Bundesbehörden derzeit meist auf | |
| Journalistenfragen antworten, wäre im Falle eines Rechtsstreits unklar, | |
| welcher Maßstab dann gälte. Hier könnte der Vorschlag der Grünen für | |
| Rechtssicherheit sorgen. | |
| 4 May 2016 | |
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| [1] http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/082/1808246.pdf | |
| ## AUTOREN | |
| Christian Rath | |
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