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# taz.de -- Frauenquote in Unternehmensvorständen: Von null auf eins
> Mindestens eine Frau soll künftig dabei sein, wenn der Vorstand aus mehr
> als drei Personen besteht. Um Zukunftsfähigkeit geht es dabei nicht.
Bild: Man könnte fast meinen, sie blieben lieber unter sich
Jennifer Morgan bei SAP. Christine Hohmann-Dennhardt bei Volkswagen. Janina
Kugel bei Siemens. Die Liste der geschassten Vorständinnen – im Fall von
Morgan sogar Vorstandschefin –, die an der gepflegten Buddykultur
[1][hiesiger Unternehmen scheiterten], ist lang. Wider besseres Wissen
wurde bisher auf Freiwilligkeit gesetzt, um Frauen in die Vorstände zu
bringen. Nur eine Zielgröße für deren Beschäftigung mussten größere
Unternehmen vorlegen. Es war eine Mischung aus Hohn und entwaffnender
Ehrlichkeit, dass ganze 70 Prozent die Zielgröße null wählten.
Jetzt setzten die SPD-Ministerinnen Franziska Giffey und Christine
Lambrecht [2][eine verbindliche Quote in den Vorständen] börsennotierter
und mitbestimmungspflichtiger Unternehmen durch. Nach monatelanger Blockade
durch die Union feiert die SPD dies als „historisch“: „Wir machen Schluss
mit frauenfreien Vorstandsetagen in den großen Unternehmen“, jubelt Giffey.
Schluss mit „frauenfrei“, das ja. Mehr aber auch nicht. Denn eine
tatsächliche [3][Quote], ein bestimmter Anteil am Ganzen, ist damit nicht
erreicht. Mindestens eine Frau soll künftig dabei sein, wenn der Vorstand
aus mehr als drei Personen besteht. Das heißt: Auch wenn der Vorstand
deutlich größer ist, müssen es trotzdem nicht mehr Frauen sein. Umsetzen
müssen dies zudem nur rund 70 Unternehmen.
Angesichts der Flut von Studien, die den Wert gemischter Teams für
Unternehmen darlegen – stärkere Wettbewerbsfähigkeit, höherer Gewinn –,
könnte man auf die verwegene Idee kommen, dass es bei der
Verweigerungshaltung von Union und Wirtschaft gar nicht so sehr um den
Erfolg der Unternehmen geht. Sondern darum, unter sich zu bleiben und den
Buddies die besten Jobs zuzuschanzen. Von null im frauenfreien Vorstand auf
eins ist angesichts dessen besser als nichts: Wenn eine Frau geschasst
wird, rückt halt die nächste nach. Die Männerbünde in der deutschen
Unternehmenskultur aber wird ein solches Gesetz kaum aufbrechen.
22 Nov 2020
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## AUTOREN
Patricia Hecht
## TAGS
Feminismus
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Gesundheit
Frauenquote
Geschlechtergleichheit
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