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# taz.de -- Finanzen am Flughafen: BER-Finanzen: Es bleiben Fragen
> Nach RBB-Bericht über angebliches Schönrechnen der Flughafengesellschaft
> wollen die Grünen erst bei mehr Transparenz weitere Steuergelder
> bewilligen.
Bild: Spricht er die Wahrheit? Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup
Die Finanzlage der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg (FBB) soll
schlechter sein als von dieser dargestellt. Das [1][behauptet der Rundfunk
Berlin Brandenburg (RBB)]. Entgegen Aussagen von Flughafenchef Engelbert
Lütke Daldrup im Mai lägen die am künftigen Flughafen BER eingenommenen
Entgelte nicht um 70 Prozent über denen von Tegel und Schönefeld (Alt),
sondern nur um 23 bis 25 Prozent.
Der RBB bezieht sich auf eine Berechnung des Bundesverbands der deutschen
Fluggesellschaften: Diese sehe eine Steigerungsrate von maximal 25 Prozent.
Die Steigerung der Entgelte gilt als zentraler Teil des Businessplans der
FBB. Dem Bericht zufolge nähme der BER, der Ende Oktober startet, 2021
mindestens 135 Millionen Euro weniger ein als geplant – mögliche
Pandemiefolgen noch nicht eingerechnet. In der vierjährigen Finanzplanung
bis 2024 würden dann 540 Millionen fehlen.
Unternehmenssprecher Hannes Hönemann wies die Vorwürfe gegenüber der taz
zurück: „Der FBB droht weder eine Insolvenz noch ein Finanzdesaster.“ Die
Annahmen des RBB seien nicht richtig – „Bei der Bewertung von Erlösen ist
eine Vielzahl verschiedener Einnahmepositionen zu berücksichtigen.“ Man
habe dem Sender in den letzten Wochen viele zusätzliche Informationen zur
Verfügung gestellt.
Auch die Sprecherin von Finanzsenator Kollatz, Eva Henkel, spricht von
einem Berechnungsfehler auf Seiten des RBB: Die Erlöse aus dem
Non-Aviation-Sektor – Gastronomie, Geschäfte, Parken, Werbung – seien
falsch eingeschätzt worden. Sie sollen mitentscheidend für den Gesamterlös
sein.
Für die in Berlin und Brandenburg mitregierenden Grünen erklärt sich das
nicht so einfach. „Wenn die Geschichte des BER uns eins gelehrt hat, dann
das: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“, so der Verkehrsexperte der
Abgeordnetenhausfraktion, Harald Moritz. Die Medienrecherchen erweckten den
Eindruck, „dass die Geschäftsführung der FBB ihre Finanzlage schöngerechnet
hat“. Die Zeche zahlten im Zweifel die Steuerzahler.
„Dieser Verdacht muss dringend aufgeklärt werden“, sagte Moritz. Das solle
der Landesrechnungshof tun. „Nur, wenn Parlamente umfangreich und korrekt
informiert sind, können sie der Freigabe von Steuergeldern sachgerecht
zustimmen oder sie verweigern.“
## „Kein Blankoscheck“
Sein brandenburgischer Kollege Thomas von Gizycki, flughafenpolitischer
Sprecher der Grünen im Landtag, drohte, Gelder für den BER zu stoppen:
„Weiteren Zahlungen aus der Landeskasse an den Flughafen werden wir erst
zustimmen, wenn die Zweifel an den Kontrollgremien ausgeräumt sind.“ Der
Steuerzahler solle der FBB Hunderte Millionen zusätzlich überweisen, ohne
die Fakten zu kennen – „einen solchen Blankoscheck werden wir der FBB nicht
ausstellen“, so von Gizycki.
Noch weiter geht FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja: „Beurlaubung der
Geschäftsführung und unabhängige Aufklärung der Sachlage. Das sind die
Schritte, die jetzt passieren müssen“, fordert er. Czaja hatte bereits vor
vier Wochen von einer drohenden Pleite der FBB gesprochen und die
Beurlaubung Lütke Daldrups gefordert.
Er warf dem Senat und vor allem Finanzsenator Kollatz zu wenig Kontrolle:
„Die FBB jongliert mutmaßlich mit geschönten Zahlen, um das wahre Ausmaß
ihres finanziellen Irrflugs zu verschleiern“, sagte Czaja, „bei jeder
privaten Unternehmung hätten die Verantwortlichen längst die Notbremse
gezogen.“
11 Jun 2020
## LINKS
[1] https://www.rbb24.de/politik/Flughafen-BER/BER-Aktuelles/akteure_aktuell/20…
## AUTOREN
Stefan Alberti
## TAGS
Sebastian Czaja
Engelbert Lütke Daldrup
Flughafen Berlin-Brandenburg (BER)
Berlin
Schwerpunkt Klimagerechtigkeit
Finanzsenator Matthias Kollatz
Engelbert Lütke Daldrup
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Schwerpunkt Coronavirus
Engelbert Lütke Daldrup
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