# taz.de -- Flughafen Tegel bleibt offen: Tegel hat noch nicht fertig | |
> Tegel soll doch nicht ab dem 15. Juni schließen. Man brauche den | |
> Flughafen, um einen sicheren Reiseverkehr unter Corona-Bedingungen zu | |
> gewährleisten. | |
Bild: Galgenfrist für TXL: Bis zum 8. November darf weitergeflogen werden | |
BERLIN taz | Der Flughafen Tegel bleibt nun doch noch länger am Netz als | |
geplant und schließt nicht vorzeitig am 15. Juni. „Tegel und Schönefeld | |
werden beide bis zur Inbetriebnahme des BER am Netz bleiben“, sagte der | |
Chef der Flughafengesellschaft, Engelbert Lütke Daldrup, am Mittwoch auf | |
einer kurzfristig einberaumten Pressekonferenz. Bis zum 8. November solle | |
der Flugbetrieb in Tegel nun definitiv aufrechterhalten werde, sagte Lütke | |
Daldrup. Eine Verlängerung, so viel stehe indes auch fest, werde es | |
definitiv nicht geben: „Tegel schließt am 8. November. Und dann werden wir | |
uns anständig verabschieden.“ | |
Ende April hatte die Flughafengesellschaft angekündigt, Tegel zunächst für | |
zwei Monate ab Mitte Juni in den Vorruhestand schicken zu wollen. Einen | |
entsprechenden Antrag dafür wolle man bei der Oberen Luftfahrtbehörde | |
Berlin-Brandenburg stellen. | |
Begründet werden sollte die zunächst temporäre Schließung mit der geringen | |
Auslastung wegen der Coronakrise, die den internationalen Flugverkehr quasi | |
komplett lahmgelegt hatte. Die Auslastung der beiden Berliner Flughäfen lag | |
zur Hochzeit des Lockdowns bei rund ein Prozent ihrer sonstigen | |
Abfertigungszahlen. Der Weiterbetrieb Tegels sei deshalb höchst unrentabel, | |
hatte Lütke Daldrup im April vorgerechnet: Pro Tag koste der Flughafen | |
200.000 Euro, ohne auch nur einen Euro Profit zu erwirtschaften. | |
Das Argument, warum man Tegel nun doch noch bis zum Herbst am Netz halten | |
will, lieferte am Mittwoch dann wiederum die Coronakrise: Man sehe, dass | |
sich die Fluggastzahlen langsam wieder erholten, sagte Lütke Daldrup. Wenn | |
man aber gleichzeitig Abstände in Warteschlangen einkalkulieren müsse, | |
Busse aufs Rollfeld nicht zu voll besetzen dürfe und davon ausgehen müsse, | |
dass mit Abstand grundsätzlich alles ein bisschen langsamer vorangehe, dann | |
sei klar: „Wir brauchen beide Flughäfen, bis [1][der BER fertig] ist.“ | |
## „Neu gewonnene Reisefreiheit“ schützen | |
Moment sei man schon wieder bei 15.000–20.000 Passagieren in Tegel und | |
Schönefeld pro Tag – im März und April waren es nur rund 1.000 bis 2.000 | |
gewesen. „Und wenn wir uns die Entwicklung der Flugverbindungen ansehen, | |
dann können wir sehen, das wird wieder mehr werden“, sagte Lütke Daldrup. | |
Diese „neu gewonnene Reisefreiheit“ gelte es jetzt zu schützen. Wenn der | |
BER dann erst mal offen sei, habe man kein Platzproblem mehr, betonte Lütke | |
Daldrup – der BER sei mit 400.000 Quadratmeter Fläche viermal so groß wie | |
Tegel. | |
Nicht lange diskutieren auf der knappen Pressekonferenz wollte der | |
Flughafenchef, wie rentabel der Weiterbetrieb Tegels nun ist: „Kein | |
Flughafen ist in der Coronakrise rentabel. Aber wir sind zuversichtlich, | |
dass wir den Verlust zunehmend begrenzen und dann auch langsam wieder in | |
den rentablen Bereich kommen werden.“ | |
Die Flughafengesellschaft, an der Berlin, Brandenburg und der Bund | |
beteiligt sind, war zuletzt wegen der Coronakrise in finanzielle Schieflage | |
geraten. [2][Finanzsenator Matthias Kollatz] (SPD) hatte aber zuletzt im | |
Parlament betont, man habe Vertrauen in den Businessplan der | |
Flughafengesellschaft und in dessen Chef. | |
3 Jun 2020 | |
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## AUTOREN | |
Anna Klöpper | |
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