# taz.de -- Feuerpause in Aleppo: Regierung verspricht freien Abzug | |
> Die Syrische Armee und russische Verbündete öffnen Korridore in Aleppo, | |
> damit Menschen fliehen können. Ein EU-Gipfel droht Assad-Unterstützern | |
> mit Sanktionen. | |
Bild: Raus aus Aleppo – zum ersten Mal seit Wochen herrscht Waffenruhe, angeb… | |
Amman/BRüssel rtr/afp |In der syrischen Großstadt Aleppo hat am Donnerstag | |
eine einseitig ausgerufene Waffenruhe der Regierungstruppen und ihrer | |
russischen Verbündeten begonnen. Staatlichen Medien zufolge öffnete die | |
Armee zwei Korridore im Stadtviertel Bustan al-Kasr und nahe der | |
Castellostraße im Norden der früheren Handelsmetropole. | |
Damit soll es Zivilisten und Rebellen ermöglicht werden, den belagerten | |
Teil Aleppos zu verlassen. „Wir garantieren freien Abzug. Nutzen Sie die | |
Gelegenheit und bringen Sie Ihre Familien in Sicherheit“, hieß es in einer | |
Lautsprecherdurchsage der syrischen Armee, wie der regierungsnahe | |
Nachrichtensender Majadin aus dem Libanon berichtete. | |
Die Aufständischen haben mit Blick auf die einseitige Feuerpause von | |
psychologischer Kriegsführung gesprochen. Damit versuche die Regierung, sie | |
zur Aufgabe zu bewegen. Die syrischen und die russischen Streitkräfte | |
bombardieren Aleppo seit Wochen. | |
Dabei wurden Hunderte Zivilisten getötet und Einrichtungen wie | |
Krankenhäuser oder Wasserwerke getroffen. Die Rebellen bereiten nach | |
eigener Darstellung dennoch eine Großoffensive vor, um den Belagerungsring | |
um Ost-Aleppo zu durchbrechen. | |
## EU-Staaten verschärfen ihren Kurs | |
Nach dem erfolglosen Treffen mit Russland zu Syrien haben die EU-Staaten | |
ihren Kurs in dem Konflikt verschärft. Im jüngsten Beschlussentwurf für den | |
EU-Gipfel vom Donnerstag werden nun auch Unterstützern der syrischen | |
Führung Sanktionen angedroht, sollten die „Gräueltaten“ in der | |
nordsyrischen Stadt Aleppo anhalten. Die Drohung ist dabei nicht allein auf | |
Syrer beschränkt, in dem Beschlussentwurf wird auch der Syrien-Verbündete | |
Russland für die Angriffe auf Zivilisten in Aleppo verantwortlich gemacht. | |
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Präsident François | |
Hollande hatten in der Nacht zum Donnerstag mit Russlands Staatschef | |
Wladimir Putin [1][Gespräche über den Syrien-Konflikt geführt]. Konkrete | |
Ergebnisse gab es bei dem Treffen im Kanzleramt in Berlin nicht. Eine vor | |
einigen Tagen durch Syrien und Russland angekündigte, mehrstündige | |
Feuerpause in Aleppo trat aber am Morgen in Kraft. | |
„Der Europäische Rat verurteilt die Angriffe durch das syrische Regime und | |
seine Verbündeten, insbesondere Russland, auf Zivilisten in Aleppo scharf“, | |
heißt es im Entwurf der Gipfelschlussfolgerungen, welcher der | |
Nachrichtenagentur AFP vorliegt. Die Staats- und Regierungschefs verlangen | |
demnach „ein sofortiges Ende der Feindseligkeiten und die Wiederaufnahme | |
eines glaubwürdigen politischen Prozesses unter UN-Schirmherrschaft“. | |
Die Verantwortlichen für die Verletzung internationalen humanitären Rechts | |
und der Menschenrechte müssten zur Verantwortung gezogen werden, hieß es | |
weiter. Im Vergleich zu einem Entwurf vom Mittwoch wurde nun ein weiterer | |
Satz mit der Sanktionsdrohung hinzugefügt: „Die EU zieht alle Optionen in | |
Betracht, einschließlich Sanktionen gegen Personen oder Organisationen, die | |
das Regime unterstützen, sollten die Gräueltaten andauern.“ | |
Ein ähnlicher Satz hatte sich auch in der am Montag verabschiedeten | |
Erklärung der EU-Außenminister gefunden. Allerdings war dabei die | |
Sanktionsdrohung noch auf syrische Staatsbürger beschränkt. | |
20 Oct 2016 | |
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