# taz.de -- Erdbeben in Syrien und der Türkei: Deutsche Retter ziehen sich zur… | |
> THW und Isar reisen aus der Türkei ab. Es sei kaum noch mit Lebenden | |
> unter den Trümmern zu rechnen. Die Opferzahl übersteigt 35.000. | |
Bild: Ein Helfer des THW in der türkischen Provinz Hatay | |
KıRıKHAN/DAMASKUS/ISTANBUL taz/dpa | Das Technische Hilfswerk (THW) und die | |
Hilfsorganisation International Search and Rescue Germany (Isar) haben ihre | |
Suche nach Erdbebenopfern in der Türkei eingestellt. Beide Organisationen | |
verließen die Stadt Kırıkhan im Süden der Türkei am Montagmorgen. | |
Eine Woche nach dem verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet | |
gebe es kaum noch lebend zu rettende Menschen in den Trümmern, sagte Steven | |
Bayer, Leiter des deutschen Isar-Teams. Beide Organisationen ließen | |
Material und Zelte für türkische Helfer*innen vor Ort zurück. | |
Isar war seit vergangenem Dienstag im Erdbebengebiet, das THW seit | |
Mittwoch. Beide Organisationen konnten gemeinsam fünf Menschen lebend aus | |
den Trümmern retten – teilweise nachdem sie mehr als 100 Stunden | |
verschüttet waren. „Es war ein guter Einsatz, der von uns in der | |
Gesamtbetrachtung als Erfolg gewertet wird“, sagte Jörg Eger, Einsatzleiter | |
des THW in Kırıkhan. | |
Die Rettungskräfte hatten ihre Suche nach Überlebenden am Samstag | |
kurzzeitig wegen Sicherheitsbedenken unterbrochen, nachdem Meldungen von | |
Plünderungen in der Provinz Hatay bekannt wurden. Am Samstagabend konnte | |
das THW dann in Zusammenarbeit mit der türkischen Isar-Organisation und | |
lokalen Helfer*innen einen Menschen lebend aus den Trümmern befreien. | |
## Tausende werden noch vermisst | |
Die Zahl der bestätigten Toten in der Türkei und Syrien liegt inzwischen | |
bei mehr als 35.000. [1][Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO | |
beträgt die Opferzahl in Syrien mindestens 5.900.] In der Türkei starben | |
mindestens 30.000 Menschen. Der UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths | |
rechnete am Sonntag sogar mit bis zu 50.000 Toten. Tausende werden noch | |
vermisst. | |
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte dem türkischen | |
Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan am Sonntag in einem Telefonat die | |
Lieferung von weiteren Zelten, Decken und Heizvorrichtungen zu. Über das | |
sogenannte EU-Katastrophenschutzverfahren wurden der Türkei nach Angaben | |
vom Sonntag schon jetzt 38 Rettungsteams mit 1.651 Helfern und 106 | |
Suchhunden angeboten. | |
Zudem hätten zwölf EU-Staaten bereits 50.000 winterfeste Familienzelte, | |
100.000 Decken und 50.000 Heizgeräte zur Verfügung gestellt. Hinzu kämen | |
500 Notunterkünfte, 8.000 Betten und 2.000 Zelte, die die Kommission | |
mobilisiert habe. | |
## Kritik am Bau | |
Der Vorsitzende der Kurdischen Gemeinde in Deutschland, Ali Ertan Toprak, | |
warnte indes vor eskalierender Gewalt. „Es macht mir zunehmend Sorgen, dass | |
die Menschen aufeinander losgehen“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk | |
Deutschland. „Viele Ortschaften haben bis heute keine Hilfe erhalten. | |
Deshalb ist die Wut so groß.“ | |
Die Menschen fragen sich auch, [2][weshalb so viele Gebäude einstürzen | |
konnten]. Erste Haftbefehle wurden erlassen. Die Beschuldigten sollen für | |
Baumängel verantwortlich sein, die den Einsturz der Gebäude begünstigt | |
hätten, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung | |
auf Strafverfolger. Experten kritisieren, dass Bauvorschriften für mehr | |
Schutz vor Beben nicht umgesetzt werden. | |
„Die Türkei hat auf dem Papier eine der besten Baunormen der Welt. Wenn es | |
um die Umsetzung geht, sind wir die Schlechtesten“, sagte Städtebauexperte | |
Orhan Sarialtun von der Ingenieur- und Architektenkammer. Die meisten | |
beschädigten Gebäude in den betroffenen Provinzen wiesen dieselben Mängel | |
auf: an Stahl- und Eisenstangen. Beton minderer Qualität sei verwendet | |
worden und bei Bodenuntersuchungen habe es Fehlberechnungen gegeben, sagte | |
Sarialtun. Die Opposition macht die Regierung für den Pfusch am Bau | |
verantwortlich. In der Türkei ist Wahlkampf. | |
Der türkische Oppositionsführer Kemal Kılıçdaroğlu warf Präsident Erdoğ… | |
der seit 20 Jahren an der Macht ist, am Sonntag einmal mehr vor, das Land | |
nicht auf solch ein Beben vorbereitet zu haben. Er kritisierte zudem, dass | |
die Regierung 2018 eine Bau-Amnestie erlassen habe, mit der illegal | |
errichtete Gebäude gegen Strafzahlung im Nachhinein legalisiert worden | |
seien. „Sie haben die Häuser, in denen die Menschen leben, zum Friedhof | |
gemacht und dafür noch Geld genommen“, sagte der Oppositionsführer. | |
13 Feb 2023 | |
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## AUTOREN | |
Cem-Odos Güler | |
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