# taz.de -- Ende der Bank Credit Suisse: Verkommener Bankensektor | |
> Eine neue Finanzkrise droht wohl nicht. Dennoch zeigt der Fall der Credit | |
> Suisse ein Grundsatzproblem: die grenzenlose Gier der Bankmanager. | |
Bild: Die Credit Suisse hat zu wenig Eigenkapital, weil sich die Manager großz… | |
War das jetzt die vorerst letzte Pleite einer Großbank? Oder folgen bald | |
weitere Crashs? Diese bange Frage ist virulent, seitdem die Credit Suisse | |
in nur wenigen Tagen konkursreif war und [1][am Sonntagabend von ihrer | |
Konkurrentin UBS übernommen wurde]. | |
Es ist nicht einfach abzuschätzen, wie stabil das globale Finanzsystem | |
tatsächlich ist. Aber wahrscheinlich ist es nicht, dass sich das Jahr 2008 | |
wiederholt und weltweit fast alle Großbanken zusammenbrechen. Denn soweit | |
man weiß, kursieren derzeit kaum toxische Kreditpapiere, die sich mit den | |
Schrotthypotheken vergleichen ließen, die kurz nach der Jahrtausendwende | |
ausgegeben wurden. Man erinnert sich: Damals war es in den USA üblich, dass | |
Kredite auch an Hauskäufer gingen, die gar kein ausreichendes Einkommen | |
vorweisen konnten. | |
Selbst die Credit Suisse war nicht „echt“ pleite. Sie war zwar schlecht | |
geführt, hatte auch kein richtiges Geschäftsmodell und machte 2022 einen | |
Verlust von 7,3 Milliarden Franken. Aber sie hätte wohl noch länger weiter | |
wurschteln können – wenn die Anleger nicht das Vertrauen verloren und | |
massenhaft ihr Vermögen abgezogen hätten. Gegen einen solchen Herdentrieb | |
ist jede Bank machtlos. Ohne Geld ist ein Geldinstitut am Ende. Selbst | |
gesunde Banken kollabieren dann. | |
Die Schweiz kann also hoffen, [2][dass sie mit dem berühmten blauen Auge | |
davonkommt], indem die UBS jetzt die Credit Suisse abwickelt und die | |
profitablen Geschäftsbereiche übernimmt. Diese Operation dürfte zwar viele | |
Arbeitsplätze und den Schweizer Staat einige Milliarden Franken kosten – | |
aber die ganz große Katastrophe ist es nicht. | |
Trotzdem wäre es fahrlässig, den Fall der Credit Suisse einfach abzuhaken. | |
Denn diese Pleite offenbart die strukturelle Schwäche der Finanzmärkte: Die | |
Banken besitzen viel zu wenig Eigenkapital, sodass sie bei Verlusten keine | |
Reserven haben – was auch daran liegt, dass die Manager ihre Institute | |
gnadenlos plündern. | |
Die Credit Suisse war ein typischer Fall. Wie die Schweizer Zeitung | |
Tages-Anzeiger errechnet hat, haben die Manager in den vergangenen zehn | |
Jahren 32 Milliarden Franken an Boni kassiert – während die Bank im | |
gleichen Zeitraum insgesamt einen saldierten Verlust von 3,2 Milliarden | |
Franken einfuhr. | |
Diese Selbstbedienung wäre nicht mehr möglich, wenn die Banken ein höheres | |
Eigenkapital aufweisen müssten. Dann müssten die Erträge in die | |
Rückstellungen fließen, statt die Manager zu beglücken. Genau deswegen | |
wehren sich die Banken auch mit aller Lobbymacht dagegen, dass mehr | |
Eigenkapital vorgeschrieben wird. Die Credit Suisse zeigt, wie verkommen | |
der Bankensektor ist: Gewinne fließen an die Manager – und die Verluste | |
darf die Gesellschaft tragen. Das muss sich ändern. Sofort. | |
20 Mar 2023 | |
## LINKS | |
[1] /UBS-uebernimmt-Credit-Suisse/!5922760 | |
[2] /Oekonom-Fratzscher-zu-Bankenkrisen/!5919133 | |
## AUTOREN | |
Ulrike Herrmann | |
## TAGS | |
Credit Suisse | |
Schweiz | |
Schwerpunkt Finanzkrise | |
GNS | |
Banken | |
Wirtschaftsweisen | |
Schweiz | |
Banken | |
Bankenkrise | |
Finanzen | |
Credit Suisse | |
Credit Suisse | |
Banken | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Sorgen wegen der Bankenkrise: Ist unser Erspartes in Gefahr? | |
Glücklich, wer genug Geld hat, um etwas davon zur Seite zu legen. Nur: Wo | |
sind die Moneten noch sicher, nun, da Banken ins Trudeln geraten sind? | |
Bankenkrise in der Schweiz: Illusion des sicheren Hafens | |
Die Krise der Credit Suisse und die Übernahme durch ihre Konkurrentin UBS | |
demaskieren das Geschäftsmodell der Schweiz. | |
Finanzexperte Schick zur Bankenkrise: „System ist nicht stabiler als 2008“ | |
Die Krise ist nicht vorbei, glaubt Finanzexperte Gerhard Schick – auch wenn | |
sich die Märkte nach der Übernahme der Credit Suisse beruhigt haben. | |
Schweizer Bankenkrise: Das neue Monster am Finanzmarkt | |
Die Credit Suisse wird von der Großbank UBS übernommen. Expert:innen | |
warnen, Banken seien mit zu wenig Eigenkapital abgesichert. | |
UBS übernimmt Credit Suisse: Rettung für 3 Milliarden Franken | |
Die Schweizer Großbank UBS kauft die angeschlagene Credit Suisse zum | |
Schnäppchenpreis. Finanzpolitiker Gerhard Schick fordert | |
Finanzmarkt-Reformen. | |
Bankenkrise in der Schweiz: Rettungspläne zu Credit Suisse | |
In der Schweiz wird weiter über die Rettung der angeschlagenen Großbank | |
Credit Suisse verhandelt. Noch liegt keine Einigung auf dem Tisch. | |
Angeschlagene Credit Suisse: UBS verhandelt über Kauf | |
Trotz massiver Unterstützung durch die Schweizer Zentralbank kommt Credit | |
Suisse nicht aus der Krise und könnte nun von der größten Rivalin | |
geschluckt werden. | |
50 Milliarden von Schweizer Nationalbank: Credit Suisse will sich Geld leihen | |
Die angeschlagene Bank Credit Suisse versucht, „entschlossene Maßnahmen“ zu | |
ergreifen. Droht sich die Bankenkrise auszuweiten? |