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# taz.de -- UBS übernimmt Credit Suisse: Rettung für 3 Milliarden Franken
> Die Schweizer Großbank UBS kauft die angeschlagene Credit Suisse zum
> Schnäppchenpreis. Finanzpolitiker Gerhard Schick fordert
> Finanzmarkt-Reformen.
Bild: Die Hauptsitze der UBS und Credit Suisse am Züricher Paradeplatz
Bern afp/rtr | Die Schweizer Großbank UBS wird die [1][ins Straucheln
geratene Credit Suisse] für 3 Milliarden Franken übernehmen. Das teilten
die Schweizer Regierung und die beiden Banken am Sonntagabend nach einem
Verhandlungsmarathon mit. Der Schweizer Bundespräsident Alain Berset sagte,
die Übernahme sei die beste Lösung, um verlorengegangenes Vertrauen
wiederherzustellen. Zu Beginn des Aktienhandels in Asien gaben die meisten
Börsen am Montagmorgen zunächst nach.
Die Aktionäre der Krisenbank sollen eine UBS-Aktie für 22,48
Credit-Suisse-Aktien erhalten. Das entspricht einem Preis von 0,76 Franken
pro Aktie. Bei Börsenschluss am Freitag lag der Kurs der
Credit-Suisse-Aktie noch bei 1,86 Franken, die Bank war damit knapp über
8,7 Milliarden Dollar wert.
Bundespräsident Berset sagte bei einer Pressekonferenz in Bern, die
Übernahme der Credit Suisse sei nicht nur für die Schweiz „entscheidend“,
[2][sondern für die Stabilität des gesamten globalen Finanzsystems].
Die Schweizer Finanzministerin Karin Keller-Sutter sagte, ein Ausfall der
Credit Suisse „hätte gravierende volkswirtschaftliche Verwerfungen in der
Schweiz, aber auch weltweit gehabt“. Die Schweiz habe daher „ihre
Verantwortung über die eigenen Landesgrenzen hinaus wahrnehmen“ müssen.
Die UBS und die Credit Suisse gehören zu den 30 Banken weltweit, die als
systemrelevant eingestuft werden. Ihre Insolvenz hätte verheerende
Auswirkungen auf die globale Gesamtwirtschaft.
## EZB und FED kündigen Unterstützung an
Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde,
lobte das „rasche Handeln“ der Schweizer Behörden. Diese hätten damit ein…
Beitrag zur „Wiederherstellung geordneter Marktbedingungen und zur
Gewährleistung der Finanzstabilität“ geleistet.
US-Notenbankchef Jerome Powell und US-Finanzministerin Janet Yellen
begrüßten in einer gemeinsamen Erklärung „die Ankündigungen der Schweizer
Behörden zur Unterstützung der Finanzstabilität“. Auch der britische
Finanzminister Jeremy Hunt reagierte erleichtert.
Die Europäische Zentralbank (EZB), die US-Notenbank Fed und andere große
Zentralbanken kündigten eine „koordinierte Maßnahme“ an, um Bankgeschäfte
in Dollar zu erleichtern und so die Finanzmärkte zu beruhigen. Wie die
beteiligten Zentralbanken mitteilten, sollen ab Montag sogenannte
Swap-Geschäfte ausgebaut werden, mit denen die Zentralbanken Devisen
untereinander austauschen. So sollen die Zentralbanken außerhalb der USA
besser mit Dollar versorgt werden.
Beteiligt sind neben der EZB und der Fed die Schweizerische Nationalbank
und die Zentralbanken Großbritanniens, Kanadas und Japans. Swap-Geschäfte
seien eine wichtige „Liquiditätsabsicherung, um Spannungen auf den globalen
Finanzierungsmärkten zu mindern.
Die Zentralbank der Schweiz kündigte an, die Übernahme der Credit Suisse
durch die UBS mit einer Liquiditätshilfe von bis zu 100 Milliarden
Schweizer Franken zu unterstützen. „Mit der Übernahme der Credit Suisse
durch die UBS konnte in dieser außerordentlichen Situation eine Lösung zur
Sicherung der Finanzstabilität und zum Schutz der Schweizer Volkswirtschaft
gefunden werden“, erklärte die Schweizerische Nationalbank zur Begründung.
Vertreter von beiden Banken, Behörden und die Schweizer Regierung hatten
zuvor unter großem Zeitdruck über die Rettung [3][der Credit Suisse]
beraten. Die Einigung sollte erreicht werden, bevor die Börsen am
Montagmorgen öffnen.
„Diese Rettung schafft neue Probleme“, erklärte Gerhard Schick von der
Bürgerbewegung Finanzwende. Mit der Fusion zweier Banken, die schon zuvor
systemrelevant waren, „erhalten wir einen noch größeren Akteur, der erst
recht nicht pleitegehen darf“, kritisierte er. Das Scheitern der Credit
Suisse sei „ein Weckruf, endlich wichtige Finanzmarktreformen
durchzusetzen“.
## Druck durch frühere Skandale
Auch Stephan Sola, Manager des Plutos Schweiz Fonds, sieht die Übernahme
kritisch. Sie „scheint auf den ersten Blick eine gute Lösung zu sein. Der
Übernahmepreis von rund 0,76 Franken je Aktie kann jedoch nur als
unverschämt bezeichnet werden“, so Sola. „Die UBS nutzt die CS-Position
radikal aus. Die Einzelteile der Credit Suisse, etwa Asset Management oder
Immobilien, sind ein Mehrfaches des Angebotspreises wert. Die für mich
beste Lösung wäre eine Staatsgarantie für eine gewisse Zeit für die CS
gewesen. Die UBS wird nicht zögern, die CS-Einzelteile zu versilbern und
die Belegschaft im In- und Ausland radikal zu reduzieren. Die Schweizer
Regierung und die UBS haben sich mit dieser Übernahme keinen Gefallen
gemacht. Es entsteht eine einzige, riesige Schweizer Bank, die mit dieser
opportunistischen Discount-Übernahme zwar enorm groß wird, aber nicht an
Qualität gewinnt.“
Die [4][Credit Suisse war nach einer Reihe früherer Skandale zuletzt weiter
unter Druck geraten] – unter anderem durch die Schließung der beiden
US-Banken Silicon Valley Bank und Signature Bank, die den Finanzsektor
beunruhigt hatten. Äußerungen des größten Anteilseigners der Credit Suisse,
der Saudi National Bank aus Saudi-Arabien, die Investitionen in die
zweitgrößte Schweizer Bank nicht erhöhen zu wollen, schickten den Kurs dann
auf Talfahrt.
20 Mar 2023
## LINKS
[1] /Turbulenzen-bei-Credit-Suisse-und-SVB/!5919090
[2] /Oekonom-Fratzscher-zu-Bankenkrisen/!5919133
[3] /Enthuellungen-ueber-Grossbank/!5830243
[4] /50-Milliarden-von-Schweizer-Nationalbank/!5922411
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