# taz.de -- Schweizer Bankenkrise: Das neue Monster am Finanzmarkt | |
> Die Credit Suisse wird von der Großbank UBS übernommen. Expert:innen | |
> warnen, Banken seien mit zu wenig Eigenkapital abgesichert. | |
Bild: Die Hauptgebäude der Schweizer Banken Crédit Suisse und UBS am Züriche… | |
BERLIN taz | Die [1][Notübernahme der angeschlagenen Credit Suisse] durch | |
die Schweizer Großbank UBS ist weltweit auf Kritik gestoßen. „Diese Rettung | |
schafft neue Probleme“, sagt Gerhard Schick, Vorstand der Bürgerbewegung | |
Finanzwende. Die Bankenkrise 2008 habe gezeigt, dass Großbanken ein Risiko | |
bergen. „Ein Zombie ist weg, doch ein Monster entsteht“, schrieb die Neue | |
Zürcher Zeitung. Als „Skandal“ bezeichnet der Schweizer Tages-Anzeiger die | |
Übernahme. Die Bank sei zu groß für die Schweiz, sagte Roger Nordann, | |
Fraktionschef der Sozialdemokraten im Schweizer Parlament. Er sprach von | |
einem weiteren „massiven Risiko“ und kritisierte die Aufsichtsbehörden. | |
So sieht das auch Finanzexperte Schick. Die Fusion der zwei größten | |
Schweizer Banken „verschärft das Too-big-to-fail-Problem“, so Schick. Die | |
Schweizer Politik und Aufsichtsbehörden hätten zu lange gezögert. „Sie | |
haben zugesehen, wie die Credit Suisse von Skandal zu Skandal schlitterte | |
und immer mehr Kunden verlor“, betonte Schick. | |
Die Credit Suisse war nach dem Zusammenbruch des US-Geldinstituts Silicon | |
Valley Bank (SVB) in der vergangenen Woche in einen Abwärtsstrudel geraten. | |
Am Sonntagabend wurde bekannt, dass die zweitgrößte Schweizer Bank durch | |
die größere UBS für einen Kaufpreis von 3 Milliarden Franken übernommen | |
werden soll – es ist die größte Bankenfusion in Europa seit der Finanzkrise | |
vor 15 Jahren. Staat und Aufsichtsbehörden wollten mit der Rettungsaktion | |
einen Flächenbrand im Finanzsektor verhindern. | |
Die Pleiten mehrerer US-Banken hatten zuvor Anleger:innen weltweit | |
verunsichert. Als sich ein saudischer Großinvestor am Mittwoch weigerte, | |
die Credit Suisse mit weiterem Geld zu unterstützen, stürzte der Aktienkurs | |
der 1856 gegründeten Traditionsbank auf ein Rekordtief. Am Donnerstag | |
stellte die Schweizer Nationalbank (SNB) der Credit Suisse dann [2][50 | |
Milliarden Franken zur Verfügung]. Offenbar zu wenig, denn das Misstrauen | |
in die Bank stieg, der Kurs sank weiter. | |
Mit der Fusion entsteht eine Megabank mit einem verwalteten Vermögen von | |
mehr als 3,4 Billionen US-Dollar. Mehr verwaltet nur noch die | |
US-amerikanische Bank Morgan Stanley. Die neue UBS kommt zudem auf eine | |
Bilanzsumme von 1,7 Billionen Dollar – fast doppelt so viel wie das | |
Bruttoinlandsprodukt der Schweiz. Zu möglichen Stellenstreichungen wollte | |
die UBS zunächst nichts sagen. Zusammen beschäftigen beide Institute etwa | |
120.000 Mitarbeitende. | |
Der Schweizer Staat garantiert bei der Übernahme einen Verlust von gut 9 | |
Milliarden Franken. Da das Geld nur im Notfall gezahlt werden soll, sprach | |
die Regierung nicht von einer staatlichen Rettung, das Risiko für die | |
Steuerzahler sei gering. Weiterhin unterstützt wird die Übernahme durch | |
Liquiditätsangebote der Schweizerischen Nationalbank von bis zu 200 | |
Milliarden Franken. | |
Die Regierung in Bern hatte unter enormem Druck gestanden. Denn die Credit | |
Suisse gehört wie die UBS zu den 30 global systemrelevanten Banken. Die | |
Angst vor einem Dominoeffekt wie nach der Pleite von Lehman Brothers 2008 | |
groß. Regierungen, Aufseher und Zentralbanken bemühten sich am Montag, die | |
Gemüter zu beruhigen. Das europäische Bankensystem sei „widerstandsfähig�… | |
Kapitalausstattung und Liquidität der Institute „robust“, teilte die | |
Europäische Zentralbank mit. Auch US-Notenbankchef Jerome Powell begrüßte | |
die Ankündigungen der Schweizer Behörden. | |
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) lobte deren „entschlossenes Handeln“ und | |
betonte, es bestehe keine Gefahr für das deutsche Bankensystem. Die | |
Situation sei nicht vergleichbar mit der Bankenkrise der Jahre 2008 und | |
2009. | |
Ein anderes Bild zeichnete sich am Montagmorgen an den Börsen ab. Der Kurs | |
der UBS verlor zunächst fast 9 Prozent, der Credit Suisse sogar 64 Prozent, | |
auch die Kurse anderer europäischer und US-Banken sackten ab. Der zunächst | |
schwach gestartete Dax arbeitete sich bis zum Mittag in die Gewinnzone vor. | |
Zuvor war er noch auf den tiefsten Stand seit Januar gefallen. Für Empörung | |
sorgte die Meldung, dass die Credit Suisse in einer E-Mail an ihre | |
Mitarbeiter:innen versprach, Boni und Gehaltserhöhungen auszuzahlen. | |
Die Schweizer Finanzministerin Karin Keller-Sutter fordert ein Verbot von | |
Bonuszahlungen. | |
Der Finanzexperte der SPD-Bundestagsfraktion, Michael Schrodi, sagte, die | |
Übernahme sende ein gutes Signal. Bei der Credit Suisse hätten schlechtes | |
Management und ein Abzug von Geldern zur Krise geführt. „Wir müssen | |
aufhören, uns einzureden, dass die Vorgänge in den USA und der Schweiz | |
hierzulande undenkbar wären“, sagte hingegen Schick. | |
Um eine Finanzkrise zu verhindern, forderte er mehr EU-Kontrollen und eine | |
Trennung von Geschäftsbanken und Investment-Banking. Die Linke forderte | |
striktere Vorgaben für Banken. Nötig sei eine Eigenkapitalquote von 20 bis | |
30 Prozent, sagte Parteichef Martin Schirdewan. Die | |
Gesamtkapitalanforderung liege bei 15 Prozent in Europa, niedriger als in | |
den USA. „Der europäische Finanzmarkt ist im Moment extrem vulnerabel, es | |
herrscht massive Ansteckungsgefahr.“ | |
20 Mar 2023 | |
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## AUTOREN | |
Tom Burggraf | |
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