# taz.de -- Drohender Bahnstreik: Weniger arbeiten für weniger Geld | |
> Am 8. Januar endet der „Weihnachtsfrieden“ der Lokführergewerkschaft GDL. | |
> Die Bahn versucht mit einem neuen Angebot, den Streik doch noch | |
> abzuwenden. | |
Bild: Die Lokführergewerkschaft GDL droht schon mit dem nächsten Streik | |
BERLIN dpa/rtr | Im [1][Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn und der | |
Lokführergewerkschaft GDL] gibt es ein neues Angebot. Darin greift das | |
Unternehmen erstmals die Kernforderung der Gewerkschaft nach einer | |
Absenkung der Arbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden auf. | |
„Um einen guten Kompromiss zu finden, wollen wir gemeinsam über neue Wege | |
einer intelligenten und zeitgemäßen Arbeitszeitgestaltung sprechen“, teilte | |
Bahn-Personalvorstand Martin Seiler am Freitag mit. | |
Konkret schlägt die Bahn vor, ein bestehendes Wahlmodell, das auch | |
Arbeitszeiten umfasst, zu erweitern. Bisher können sich Beschäftigte | |
entscheiden, ob sie etwa mehr Geld, mehr Urlaub oder weniger | |
Wochenarbeitstage haben wollen. Sie könnten etwa von 39 auf 37 | |
Wochenstunden verringern, bekommen dafür aber 5,7 Prozent weniger Lohn. Die | |
Bahn bietet nun an, die Wochenarbeitszeit in diesem Modus noch weiter | |
herunterzufahren. Auf der Basis schlägt sie einen neuen Verhandlungsanlauf | |
am Mittwoch vor. | |
„Wir wollen jetzt über zusätzliche Wahlmodelle für Schichtarbeiter | |
verhandeln“, [2][sagte Seiler der Süddeutschen Zeitung]. „Die können dann | |
statt 38 nur noch 35 Stunden arbeiten – oder auch 40 Stunden. Jeder wählt | |
aus, wie in einer Cafeteria.“ | |
Wer sich für kürzere Arbeitszeiten entscheide, müsse dafür Abstriche bei | |
einer tariflich vereinbarten Lohnerhöhung machen. „Das ist heute schon so, | |
wenn sich die Mitarbeitenden für zusätzlichen Urlaub entscheiden“, sagte | |
Seiler. Was die Entgelte angeht, bleibt die Bahn bei ihrem bisherigen | |
Angebot von elf Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von 32 Monaten. | |
## GDL fordert vollen Lohnausgleich | |
Die GDL fordert unter anderem 555 Euro mehr im Monat sowie eine steuer- und | |
abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie bei einer Laufzeit von einem Jahr. | |
Knackpunkt der Gespräche war bislang aber die [3][Kernforderung nach der | |
Verringerung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter bei vollem Lohn]. | |
Diesen sieht auch das aktuelle Angebot nicht vor. Die Bahn hält diese | |
Forderung aufgrund eines hohen zusätzlichen Personalaufwands für nicht | |
umsetzbar. Ein GDL-Sprecher sagte, man werde sich das Angebot anschauen und | |
sich in den nächsten Tagen äußern. | |
Ob mit der neuen Offerte Arbeitskämpfe abgewendet werden können, ist | |
fraglich. Am Sonntag endet der selbstauferlegte „Weihnachtsfrieden“ der | |
GDL. Streiks sind ab Montag damit wieder möglich. [4][Nach einer | |
Urabstimmung] können sie auch deutlich länger dauern als die jüngsten | |
Warnstreiks. | |
Zumindest am Montag oder Dienstag sind Arbeitskämpfe aber unwahrscheinlich: | |
Der Deutsche Beamtenbund (DBB), in dem die GDL Mitglied ist, veranstaltet | |
in Köln seine traditionelle Jahrestagung. „Ich habe mit (GDL-Chef) Claus | |
Weselsky schon vor Weihnachten verabredet, dass während der Tagung in Köln | |
keine Streiks stattfinden werden“, [5][sagte DBB-Chef Ulrich Silberbach dem | |
Kölner Stadt-Anzeiger (Freitag)]. „Die An- und Abreise ist sichergestellt. | |
Was danach passiert, liegt nicht mehr in meiner Hand.“ | |
5 Jan 2024 | |
## LINKS | |
[1] /GdL-beschliesst-Bahnstreik/!5980915 | |
[2] https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bahn-bahn-unterbreitet-lokfuehrergew… | |
[3] /Warnstreik-bei-der-Deutschen-Bahn/!5969864 | |
[4] /GdL-beschliesst-Bahnstreik/!5980915 | |
[5] https://www.ksta.de/koeln/beamtenbund-trifft-sich-in-koeln-zur-jahrestagung… | |
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