# taz.de -- Doping in Russland: Gefälschte Laborberichte? | |
> Die russische Doping-Agentur hat vermutlich Berichte manipuliert, um | |
> Doping zu verschleiern. Russland hat drei Wochen, um die Vorwürfe | |
> auszuräumen. | |
Bild: Juri Ganus, der neue Rusada-Chef, fühlt sich bei seiner Arbeit behindert | |
Drei Wochen Gnadenfrist haben die Russen von der Welt-Anti-Doping-Agentur | |
erhalten. In Tokio fällte das Exekutivkomitee der Wada am Montag die | |
Entscheidung. Genau an dem Ort, wo die Russen nächstes Jahr im August bei | |
den Olympischen Spielen unbedingt wieder unter ihrer Fahne starten wollen. | |
Aber ihre Teilnahme am weltweit größten Sportfest ist gefährdeter denn je. | |
Am Wochenende wurde bekannt, dass der Datensatz aus dem Moskauer Labor, | |
welcher der Wada Anfang des Jahres zur Verfügung gestellt wurde, | |
Manipulationen enthalten soll. Wenn sich der Fälschungsverdacht bestätigt, | |
dürfte die Wada die Russische Anti-Doping-Agentur (Rusada) erneut | |
suspendieren. Mit der Aufhebung der Suspendierung im September 2018 war die | |
Wada sehr in die Kritik geraten, weil die Rusada zum damaligen Zeitpunkt | |
ihre Versprechen gar nicht eingelöst hatte. | |
Dazu zählte unter anderem die Herausgabe der Doping-Testdaten und -Proben | |
der Jahre 2012 bis 2015. Nach der ersten Durchforstung des Materials teilte | |
die Wada im Juni mit, nun gegen etwa 300 verdächtige russische Athleten zu | |
ermitteln. Einzelne Sportler – etwa bei den Gewichthebern – wurden | |
vorläufig gesperrt. Dass die Moskauer Daten möglicherweise manipuliert | |
worden sind, um ein noch größeres Ausmaß der Vergehen und der Anzahl der | |
Doper zu verschleiern, könnte die Wada anhand von Kopien der Labordaten | |
erkannt haben. Sie waren der Wada von einem Whistleblower zugespielt | |
worden. | |
Der Rusada und dem russischen Sportministerium sind nun wiederum Kopien der | |
jüngsten Wada-Berichte zur Verfügung gestellt worden. In den Dokumenten | |
seien „die fraglichen Widersprüche aufgeführt. Sie erhielten drei Wochen | |
Zeit, um ihre Kommentare abzugeben, zusammen mit Antworten auf eine Liste | |
mit spezifischen Fragen“, heißt es in einem Statement der Wada. | |
Bei der Leichtathletik WM in Katars Hauptstadt Doha, die am Freitag | |
beginnt, dürfen 29 Leichtathleten aus Russland lediglich unter neutraler | |
Fahne an den Start gehen. Diese Regelung gilt seit den Olympischen Spielen | |
2016 in Rio de Janeiro auch für andere internationale Wettkämpfe wie WM und | |
EM. | |
## Jetzt heißt es warten | |
Spekulationen, was passieren wird, wenn in den nächsten drei Wochen die | |
Russen den Manipulationsverdacht nicht entkräften sollten, wollte Alexej | |
Iwljew, der Chef des Aufsichtsgremiums der Rusada, am Montag nicht | |
kommentieren. Dafür sei es noch zu früh, sagte er. Auch die russische | |
Regierung reagierte zurückhaltend. „Die Wada hat eine Reihe von Fragen“, | |
sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. „Jetzt müssen wir einfach warten.“ | |
Möglicherweise stehen die politischen Verantwortungsträger in den nächsten | |
Wochen besonders im Blickpunkt. Juri Ganus, der neue Rusada-Chef, sagte | |
vergangene Woche gegenüber der Nachrichtenagentur Tass, ein Problem sei das | |
Eingreifen „einer übergeordneten Behörde“. Es gäbe Leute, die seine Arbe… | |
behindern. Namentlich nannte er Sportminister Pawel Kolobkow. | |
Auch das Council des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF beriet am Montag in | |
Doha über die seit November 2015 bestehende Suspendierung des russischen | |
Verbandes. Dass die Sperre vier Tage vor WM-Beginn aufgehoben wird, ist | |
erst recht nach der Wada-Entscheidung unwahrscheinlich. Die Sitzung war bei | |
Redaktionsschluss noch nicht beendet. (mit dpa) | |
23 Sep 2019 | |
## AUTOREN | |
Johannes Kopp | |
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