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# taz.de -- Kommentar Russischer Sport und Doping: Was wir von Doping wissen
> Die Chefin der russischen Antidopingagentur Rusada, Anna Anzeliowitsch,
> hat nur beschrieben, was alle wissen: Doping gab es flächendeckend
Bild: Auch wenn die Sonne scheint: Im russischen Leistungssport ging's in Sache…
„Es war eine institutionelle Verschwörung.“ So wird die Chefin der
russischen Antidopingagentur Rusada, Anna Anzeliowitsch, [1][von der New
York Times zitiert]. Schockiert sei sie gewesen über den Umfang des Dopings
in Russlands, so die Funktionärin.
Da das verdammt nach dem Eingeständnis von Staatsdoping klingt, haben Kreml
und Rusada [2][sofort dementiert:] Aus dem Zusammenhang gerissen sei das
Zitat – man kennt das. Wer jedoch den Bericht genau liest, merkt: Die
Dementis wären überflüssig. Anzeliowitsch hat nur ziemlich genau das
beschrieben, was längst bewiesen ist: dass es Doping im russischen Sport
gibt – und zwar flächendeckend. Eine staatliche Anordnung dementiert
Anzeliowitsch. Es ist bloß die Formulierung von der „institutionellen
Verschwörung“, die Moskaus Funktionäre in Hektik und Rage versetzt. Dieser
Begriff taucht nämlich in dem McLaren-Report auf, jenem Bericht, in dem die
Weltantidopingagentur Wada Doping in Russland untersucht.
Der Bericht spricht von 1.000 gedopten russischen Olympiateilnehmern in
Sotschi 2014. Der ein oder andere Fall mag strittig sein; dass aber die
Größenordnung stimmt, gilt als erwiesen. Und dass man sich eine solche
Manipulation nicht anders als institutionell vorstellen kann, ist auch
klar.
Doch wesentlich mehr sollte man aus dem Befund nicht folgern. Ob
institutionell gleichzusetzen mit staatlich und ob das wiederum identisch
mit Wladimir Putin ist – das lässt sich seriös nicht beantworten. Die
Fußball-WM 2018 infrage zu stellen ist prinzipiell richtig – aus vielen
Gründen, nicht zuletzt wegen der Menschenrechtssituation und der
Bedingungen der Arbeiter in den WM-Stadien (deren Lage, anders als die beim
WM-Gastgeber 2022 Katar, kaum thematisiert wird). Aber einen möglichen
Beschluss zur Fußball-WM mit dem zu begründen, was man vom Wintersport
weiß, ergänzt durch Hypothesen, was man Wladimir Putin so alles zutraut,
ist nicht sehr sympathisch.
28 Dec 2016
## LINKS
[1] http://www.nytimes.com/2016/12/27/sports/olympics/russia-doping.html
[2] /!5369933/
## AUTOREN
Arno Benjamin
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Doping
Russland
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Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Doping
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