| # taz.de -- Disney+ führt Triggerhinweise ein: Nur ein müder Kompromiss | |
| > Der Streamingdienst Disney+ versieht Cartoon-Klassiker mit Warnhinweisen | |
| > für rassistische Stereotype. Doch reicht das für eine angemessene | |
| > Aufklärung? | |
| Bild: Enthält rassistische Stereotpye: Zeichentrickfilm „Das Dschungelbuch�… | |
| „Glücklich bis ans Ende ihrer Tage ist etwas, das nicht einfach geschieht. | |
| Es braucht Einsatz.“ Oh ja, das klingt nach vertrautem Pathos. Nach | |
| märchenhaftem Happy End. Oder auch: nach Disney. Und tatsächlich findet | |
| sich dieser Zweizeiler seit einiger Zeit auf der Website des Konzerns. | |
| Dieser „Einsatz“ ist für Nutzer:innen von Disney+ nun spürbar. Seit Ende | |
| Januar sind dort Filme wie „Das Dschungelbuch“, „Aristocats“, „Peter … | |
| oder „Dumbo“ nicht mehr im Kinderprogramm gelistet. Verfügbar sind sie aber | |
| für Erwachsene und versehen mit einem Warnhinweis zu Beginn der Filme: | |
| „Dieses Programm enthält negative Darstellungen und/oder Misshandlungen von | |
| Völkern oder Kulturen. [1][Diese Stereotype] waren damals falsch und sind | |
| heute falsch.“ | |
| [2][Auf seiner Website] erklärt Disney, warum die Szenen rassistisch sind. | |
| In „Dumbo“ sieht man gesichtslose schwarze Arbeiter ein Zirkuszelt | |
| aufbauen. „Wenn andere ins Bett gehen, schuften wir uns ab, bis wir | |
| sterben“, singen sie. Dennoch seien sie „Hilfsarbeiter mit glücklichen | |
| Herzen“. Eine zynische Verharmlosung von Sklavenarbeit. | |
| Dass der Konzern solche Szenen nicht entfernt, begründet Disney damit, auf | |
| die „schädliche Wirkung“ solcher Stereotype, Vorurteile und Rassismen | |
| hinweisen und [3][eine Diskussion anstoßen zu wollen]. Disney lässt also | |
| alles beim Alten – und warnt lieber. Aber reicht das? | |
| ## Auf Eltern abgewälzt | |
| Man kann diesen Weg als müden Kompromiss werten. Als einen Kompromiss | |
| zwischen der Fraktion, die „Cancel Culture“ schreit und der, die zurecht | |
| rassistische Inhalte verurteilt. Müde ist das alles, weil es sich Disney | |
| damit zu einfach macht. Die Zielgruppe der Cartoons, also Kinder, wird mit | |
| Hinweisen sicher nicht erreicht. Die Verantwortung aufzuklären, überträgt | |
| Disney damit auf die Eltern – und ist selbst fein raus. | |
| Wie man es besser machen kann, zeigte der Streamingdienst HBO Max. Im Juni | |
| 2020 entfernte der den Klassiker „Vom Winde verweht“ aus seinem Angebot, da | |
| dort [4][rassistische Stereotype dargestellt werden]. | |
| Kurze Zeit später wurde der Film neu veröffentlicht, mit einem einordnenden | |
| Hinweis sowie Begleitvideo. Übrigens: Weiterhin ohne Warnhinweise bleiben | |
| Disney-Filme, die sexistische Darstellungen enthalten. Aber gut, vielleicht | |
| braucht es dafür auch einfach nochmal zehn Jahre. | |
| 2 Feb 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Rassismus-auf-Facebook/!5702227 | |
| [2] https://storiesmatter.thewaltdisneycompany.com/ | |
| [3] /Serie-Ueber-Rassismus-reden/!5378036 | |
| [4] /Sexismus-und-Politik-in-Sitcoms/!5727674 | |
| ## AUTOREN | |
| Erica Zingher | |
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