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# taz.de -- Digitale Gewalt: Hass im Netz nimmt zu
> Besonders Frauen und Personen mit Migrationshintergrund sind von Gewalt
> im Netz betroffen. Die Meinungsvielfalt leide, warnen die
> Studienherausgeber.
Bild: Protestaktion Stop Hate Aid vor dem Bundestag in Berlin im November 2023
Berlin taz | Das Klima im Netz wird immer feindseliger. Hassnachrichten,
sexuelle Gewalt nehmen zu, ein vielfältiger Diskurs nimmt dagegen ab. Die
repräsentative Studie [1][„Lauter Hass – leiser Rückzug. Wie Hass im Netz
den demokratischen Diskurs bedroht“], des „Kompetenznetzwerk gegen Hass“
warnt vor den Konsequenzen digitaler Gewalt. Um herauszufinden, wie
Internetnutzer*innen mit Hassnachrichten umgehen und wer besonders
betroffen ist, hat das Netzwerk digital mehr als 3.000 Personen ab 16
Jahren zu ihrem Internetverhalten befragt. Die Studie führten Das NETTZ,
die Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK),
HateAid und die Neuen Deutschen Medienmacher*innen durch.
„Hass im Netz ist allgegenwärtig“, sagte Bundesfamilienministerin Lisa Paus
(Grüne) bei der Vorstellung der Studienergebnisse am Dienstagvormittag.
Eine erste bundesweite [2][Erhebung von 2019] des Instituts für Demokratie
und Zivilgesellschaft (IDZ) warnte vor dem ausufernden Ausmaß von
Diskriminierungen und [3][Gewaltdrohungen im Netz].
Die aktuelle Studie zeichnet den Negativtrend fort und zeigt, wie sich Hass
im Netz zu normalisieren scheint. „Hass im Netz ist ein Angriff auf die
Meinungsvielfalt. Es kann alle treffen, aber trifft nicht alle gleich“,
sagt Elena Kountidou, Geschäftsführerin der Neuen Deutschen
Medienmacher*innen. Besonders junge Menschen sowie Personen mit sichtbarem
Migrationshintergrund und queere Menschen stehen im Fokus.
Jeweils ein Drittel der beiden zuletzt genannten Gruppen gibt an, betroffen
zu sein. Unter den 16- bis 24-Jährigen, die besonders stark Plattformen wie
Tiktok und Instagram nutzen, sind vor allem Frauen Opfer von digitaler
Gewalt. Knapp jede Dritte berichtet von Hass online.
## Ein Viertel gibt an, ihre Profile zu deaktivieren
Die Definition von Hass im Netz geht über Hatespeech hinaus, auch
[4][sexualisierte Gewalt], Stalking oder Doxing, das Veröffentlichen von
personenbezogenen Daten sind darin zusammengefasst. Am häufigsten bezieht
sich der Hass auf die politischen Ansichten der Betroffenen und ihr
Aussehen. Die digitale Gewalt äußert sich oftmals in Form von Beleidigungen
und Falschbehauptungen.
Was als Hass angesehen wird, ist dabei individuell. Bei der konkreten
Frage: „Waren Sie selbst schon von Hass im Netz betroffen?“, stimmten 15
Prozent der Befragten zu. Jedoch gaben etwa ein Viertel der Befragten an,
mindestens eine Form von Hass im Netz häufig zu erfahren. Die Studie
erklärt die Unterschiede damit, dass nicht jede Beleidigung als [5][Hass im
Netz] angesehen wird. Besonders jüngere Betroffene scheinen dies bis zu
einem bestimmten Grad an Normalität anzunehmen.
Rüdiger Fries von der Gesellschaft für Medienpädagogik und
Kommunikationskultur warnt vor den Folgen für Betroffene und den digitalen
Diskurs. Zwar blockierten oder meldeten 82 Prozent der Betroffenen ihre
Täter*innen. Ein Viertel der Betroffenen gibt an, ihre Profile zu
deaktivieren oder zu löschen. Das Feld werde den Hater*innen überlassen,
da sich die angefeindeten Personen aus dem Diskurs zurückziehen.
Um den Diskurs und die Demokratie im Digitalen zu stärken, fordert das
Kompetenznetzwerk flächendeckende Beratung für Medienkompetenzen in Schulen
und Betrieben. Auch die Anbieter der Plattformen sollen stärker in die
Verantwortung genommen werden.
13 Feb 2024
## LINKS
[1] https://kompetenznetzwerk-hass-im-netz.de/lauter-hass-leiser-rueckzug/
[2] https://www.idz-jena.de/forschung/hass-im-netz-eine-bundesweite-repraesenta…
[3] /Gewalt-gegen-Frauen/!5971581
[4] /Uebergriffe-im-Metaverse/!5987684
[5] /EU-Richtlinie-zu-Gewalt-gegen-Frauen/!5987456
## AUTOREN
Anastasia Zejneli
## TAGS
Sexualisierte Gewalt
Internet
Hasskommentare
Stammtisch
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Gewalt gegen Frauen
Sexualisierte Gewalt
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