| # taz.de -- #womeninmalefields Social-Media-Trend: „Ne sorry babe mit Pille s… | |
| > Was wäre, wenn Frauen so über Männer sprechen würden wie Männer über | |
| > Frauen? Unter dem Hashtag #womeninmalefields probieren das viele von | |
| > ihnen aus. | |
| Bild: Unter dem Hashtag #womeninmalefields kritisieren Frauen mit Ironie das Ve… | |
| Gewalt an Frauen [1][hat bekanntlich System]. Im Einzelfall wird das aber | |
| oft übersehen. Um es zu begreifen, hilft ein Blick in die sozialen Medien: | |
| Unter dem Hashtag #womeninmalefields machen FLINTA* (Frauen, Lesben, | |
| intersexuelle, nicht-binäre, trans und agender Personen) aus aller Welt | |
| frauenverachtendes Verhalten erfahrbar. Ganz einfach, indem sie den Spieß | |
| drehen. | |
| „Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“ lautet ein typischer Post auf der | |
| Kurznachrichtenplattform Threads. Gestartet hat der Trend, wie so häufig, | |
| auf TikTok. Mittlerweile fluten Posts dazu die meisten Social-Media-Feeds. | |
| Der Trend geht viral. Das Rezept ist simpel: In den Beiträgen teilen | |
| Frauen* ihre [2][Erfahrungen geschlechtsspezifischer Gewalt], indem sie | |
| sich selbst zu Tätern stilisieren. Damit führen sie vor, was ihnen in | |
| Interaktionen mit Männern immer wieder passiert: diskriminierende Aussagen, | |
| Ignoranz und Gewalt. | |
| Im Gegensatz zur #MeToo-Bewegung werden hier nicht die Gesichter der Täter | |
| gezeigt, werden nicht ihre Namen genannt. Stattdessen stehen ihre Worte und | |
| ihr Verhalten im Mittelpunkt. Indem die Frauen* sich aneignen, was ihnen | |
| selbst widerfahren ist, wenden sie das Blatt und zeigen so die Absurdität | |
| von Verhaltensweisen, die wir ständig als normal hinnehmen. | |
| In den Kommentarspalten feiert sich die Community und ermutigt sich dazu, | |
| die Geschichten zu teilen: „Können wir bitte darüber reden, wie gut der | |
| Trend womeninmalefields ist? Es ist so eine unfassbar geniale | |
| Auseinandersetzung und Offenlegung und setzt Männern endlich einen Spiegel | |
| vor“, schreibt eine Userin. | |
| ## Girls will be Girls | |
| FLINTA* können so öffentlich über ihre Traumata sprechen und das Erfahrene | |
| gemeinsam verarbeiten. Gleichzeitig sensibilisieren sie sich gegenseitig | |
| für toxisches Verhalten. „Haben wir alle dieselben Männer gedatet?“, laut… | |
| die rhetorische Frage zu einem Post. | |
| Zudem machen die Content-Creatorinnen Männer auf ihr Verhalten aufmerksam – | |
| und erteilen eine humorvolle Lektion in sexueller Diskriminierung: „Erstes | |
| Date auf der Achterbahn, weil ich seine Geheimratsecken abchecken will | |
| #womeninmalefields.“ | |
| Es überrascht wenig, dass Männer den Trend auch schnell zum Anlass nahmen, | |
| sich unter dem Hashtag #meninfemalefields erneut ins Zentrum zu stellen. | |
| Ihr trotziger Protest verkennt zwar den systemischen Kern des Problems. Er | |
| liefert aber seinerseits einen unfreiwilligen Beitrag zur Aufarbeitung von | |
| struktureller Gewalt an Frauen. Denn das Verhalten dieser Männer bestätigt | |
| nur zu oft die #womeninmalefields-Posts. Das klingt dann so: „Eine echte | |
| Frau zahlt für das Date #meninfemalefields.“ | |
| Die Antwort darauf ist konsequent: „Ein Mann hat sich bei mir beschwert, | |
| dass #womeninmalefields verletzend und männerfeindlich ist. Ich sagte ihm, | |
| er solle aufhören, so emotional zu sein. Alle wissen: girls will be girls.“ | |
| #womeninmalefields behandelt eine ernsthafte Angelegenheit, aber in einem | |
| zugänglichen und sehr unterhaltsamen Format. Das virale Phänomen ist | |
| deswegen so wichtig, weil es als partizipative Bewegung funktioniert. So | |
| schaffen die FLINTA* es, allein durch die schiere Masse ihrer | |
| Erfahrungsberichte das System hinter der Gewalt aufzuzeigen. Die Bewegung | |
| zeigt also vor allem eins: dass #MeToo nicht aufhört. | |
| 27 Nov 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Nathan Pulver | |
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