# taz.de -- Die US-Wahlen in Zahlen: Wo Biden Trump geschlagen hat | |
> Joe Biden hat gegen Amtsinhaber Donald Trump gewonnen. Wie ändert sich | |
> die Lage in Repräsentantenhaus und Senat? Der Stand der US-Wahl in | |
> Zahlen. | |
Bild: Harte Auseinandersetzung: Übertragung des TV-Duells zwischen Trump und B… | |
In den USA wurde am 3. November der Präsident gewählt. Nach einem | |
mehrtägigen Auszählungsprozess steht nun fest: Der Demokrat [1][Joe Biden] | |
wird neuer Präsident der USA. Er hat den Republikaner [2][Donald Trump] | |
geschlagen. Auch die von Trump geforderte [3][Neuauszählung würde am | |
Ergebnis wohl nicht ändern]. | |
Auch im Repräsentantenhaus und im Senat standen am gleichen Tag Neuwahlen | |
an. Die taz präsentiert Ihnen an dieser Stelle seit der Wahlnacht den | |
jeweiligen Stand der Auszählung. | |
## Welcher Kandidat liegt bei den Wähler*innen vorn? | |
Bei der Gunst der Wähler*innen lag Joe Biden laut Umfragen vor der Wahl | |
noch rund 8 Prozentpunkte vor Donald Trump. Allerdings sagte das allenfalls | |
etwas über die Stimmung im Land. Und nach Auszählung eines Großteils der | |
Stimmen zeigte sich: Trump schnitt deutlich besser ab als prognostiziert. | |
Am Wahlabend lag er sogar fast gleich auf. Am Ende hat Biden rund 3 | |
Prozentpunkte mehr geholt als Trump. | |
## Welcher Kandidat liegt bei den Wahlleuten vorn? | |
Der Präsident wird nicht direkt gewählt, deshalb ist es am Ende auch nicht | |
entscheidend, wie viele Stimmen er bundesweit bekommen hat. Ausschlaggebend | |
ist die Zahl der Wahlmänner und -frauen, die ein Kandidat gewinnen kann – | |
mindestens 270 sind für den Sieg erforderlich. Die 50 Bundesstaaten dürfen | |
je nach Größe eine bestimmte Anzahl von Wahlleuten entsenden. In fast allen | |
Staaten bekommt der Kandidat mit den meisten Wählerstimmen alle Wahlleute. | |
Nur in Maine und Nebraska werden die Stimmen der Wahlleute nach Mehrheiten | |
in den Wahlbezirken aufgeteilt. Der Gesamtsieger des Staates erhält zwei | |
weitere Stimmen. | |
Laut Prognosen vor der Wahl lag Joe Biden auch bei den Wahlleuten vorn. | |
Nach Auszählung der Stimmen zeichnete sich jedoch schnell ab, dass Donald | |
Trump zunächst deutlich stärker abschnitt als erwartet. Durch die später | |
eingehenden Ergebnisse der Briefwahl holte Biden jedoch wieder auf. Mehrere | |
Bundestsstaaten, in denen Trump fast uneinholbar vorn zu liegen schien, | |
gingen doch noch an Biden. | |
## Welche Staaten entscheiden? | |
Insgesamt gibt es in den USA 50 Bundesstaaten. In vielen von ihnen ist | |
klar, welcher Kandidat vorn liegen wird. In Kalifornien gewinnt | |
traditionell der demokratische Bewerber. Diesmal bekam Joe Biden dort fast | |
eine Zweidrittelmehrheit. Die 55 Delegierten aus Kalifornien waren Biden | |
daher also schon vor der Wahl nahezu sicher. Umgekehrt holte Trump in | |
Staaten wie Tennessee oder Kentucky jeweils über 60 Prozent der Stimmen. | |
Diese waren und bleiben sicher für den Amtsinhaber. | |
Entscheidend ist, wer in den sogenannten Swing States vorne liegt. Davon | |
hat Trump Florida und Texas klar gewonnen. Auch in Michigan und Wisconsin | |
führte der Amtsinhaber anfangs deutlich, bevor er von Biden überholt wurde. | |
Das war vorentscheidend, denn diese beiden Staaten hatte Trump vor vier | |
Jahren überraschend gewinnen können. | |
Auch in Pennsylvania lag Trump nach Auszählung großer Stimmenanteile | |
deutlich vorn. Allerdings schrumpfte sein Vorsprung je mehr | |
Briefwahlstimmen ausgezählt wurden. Den Dreh brachten vor allem die aus der | |
Großsstadt Philadelphia, wo über 80 Prozent der WählerInnen für den | |
Demokraten stimmten. Am Ende ging Pennsylvania doch an Biden. Das war | |
entscheidend. Denn mit den 20 Wahlleuten aus Pennsylvania hatte er | |
insgesamt mehr als die für eine Mehrheit notwendigen 270 UnterstützerInnen | |
im Electoral College zusammen, das den Präsidenten wählt. | |
Sehr eng [4][ist es immernoch in Georgia]. Hier führte Trump nach | |
Auszählung von mehr als 90 Prozent aller Stimmen noch knapp. Erst kurz vor | |
Schluss wurde er von Biden überholt, der jetzt 0,2 Prozentpunkte vor Trump | |
liegt. | |
In Arizona und Nevada gab es bis zum Schluss ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Biden | |
konnte hier seinen knappen Vorsprung verteidigen. In North Carolina führt | |
hingegen Trump mit knappen Vorspung. | |
Arizona, Georgia und North Carolina werden von einigen Beobachtern | |
offiziell als noch nicht endgültig entschieden bewertet. Auch aus Alaska | |
gibt es noch kein Endergebnis. Hier liegt Trump uneinholbar vorn. Für den | |
Gesamtausgang der Wahl spielen diese Staaten aber keine Rolle mehr. | |
## Wie ist die Lage in den Parlamenten? | |
Zeitgleich mit der Präsidentenwahl haben die Amerikaner auch über die | |
Zusammensetzung des US-Kongresses abgestimmt. Zur Wahl standen alle 435 | |
Mandate im Repräsentantenhaus sowie rund ein Drittel der 100 Sitze im | |
Senat. | |
Ohne eine Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses, im Repräsentantenhaus | |
und im Senat, kann ein Präsident innenpolitisch nur wenig nachhaltig | |
verändern. Das Parlament hat die Budgethoheit und das Vorschlagsrecht für | |
Gesetze. Der Senat muss zudem bei der Besetzung aller herausragenden | |
Regierungsämter zustimmen – von der Ministerin bis zum Botschafter. | |
Gleiches gilt für die Ernennung wichtiger Richter*innenposten. | |
Im Repräsentantenhaus sitzen 435 Politiker*innen, die ihren Wahlkreis, den | |
Kongresswahlbezirk, gewonnen haben. Bisher kontrollierten die Demokraten | |
das Repräsentantenhaus, sie stellten dort 232 Abgeordnete, die Republikaner | |
kamen auf 197 Sitze. Ein Parlamentarier gehörte der Libertären Partei an. | |
Fünf Sitze waren vakant. | |
Laut aktuellen Hochrechnungen ist die Mehrheit der Demokraten ungefährdet. | |
Das Repräsentantenhaus wird weiter demokratisch kontrolliert bleiben, | |
allerdings mit einer geringeren Mehrheit für die demokratische Vorsitzende | |
Nancy Pelosi, denn die Republikaner holten mindestens fünf Sitze dazu. | |
Bemerkenswert ist unter anderem der Einzug der Jungrepublikanerin | |
[5][Marjorie Taylor Greene] in Georgia, die mit rassistischen Äußerungen | |
und ihrer Fürsprache für die Verschwörungstheorie „QAnon“ aufgefallen wa… | |
Im Senat gab es bisher eine knappe republikanische Mehrheit. Er ist die | |
Vertretung der US-Bundesstaaten, jeder von ihnen darf unabhängig von seiner | |
Größe zwei Senator*innen stellen. Die Senator*innen bleiben je sechs Jahre | |
im Amt, alle zwei Jahre wird ein Drittel von ihnen neu gewählt. | |
Am 3. November standen 35 Sitze zur Wahl. Die Demokraten hatten sich gute | |
Chancen ausgerechnet, dieses Verhältnis umzukehren, es gelang ihnen aber | |
unter anderem nicht, den umkämpften Sitz in Maine dazuzugewinnen. | |
Endgültig wird über die Mehrheitsverhältnisse im Senat erst am 5. Januar | |
entschieden. Dann treten in Georgie der republikanische Senator David | |
Perdue und sein demokratischer Rivale Jon Ossoff sowie die republikanische | |
Senatorin Kelly Loeffler und der Demokrat Raphael Warnock in Stichwahlen | |
gegeneinander an. Keiner der Kandidaten war in der ersten Runde auf die | |
nötigen 50 Prozent der Stimmen gekommen. Sollte die Demokraten beide Sitze | |
gewinnen, würden sie ein Patt oder sogar eine knappe Mehrheit im Senat | |
erreichen. | |
Hinweis der Redaktion: Dieser Text wurde erstmals am 26.10.2020 auf taz.de | |
veröffentlicht mit dem Stand der Prognosen gut eine Woche vor der Wahl. | |
Seither wurden sowohl die Textelemente wie auch die Grafiken wie im ersten | |
Absatz angekündigt mehrfach aktualisiert. Die letzte Aktualisierung stammt | |
vom 9.11.2020. | |
26 Oct 2020 | |
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[2] /Schwerpunkt-USA-unter-Donald-Trump/!t5079612/ | |
[3] /Trumps-Anfechtung-des-Ergebnisses/!5726849 | |
[4] /Mehrheit-im-US-Senat-fuer-Demokratinnen/!5724116 | |
[5] /Wahlen-in-den-USA/!5726226 | |
## AUTOREN | |
Gereon Asmuth | |
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