# taz.de -- Deutsche Kulturinstitute: Goethe-Institut schaut nach Osten | |
> Die deutschen Kulturinstitute transformieren sich. Neun Büros schließen, | |
> die Arbeit in Osteuropa und im Südpazifik wird ausgebaut. | |
Bild: Ende des internationalen Flairs: Das Goethe-Institu Murnau musste im Jahr… | |
BERLIN taz | Dem Goethe-Institut habe es in den letzten Jahren an | |
Handlungsspielraum gefehlt. Das bekennt dessen Generalsekretär Johannes | |
Ebert bei einem Pressegespräch in Berlin am Donnerstag. Diese Beweglichkeit | |
will man mit einer Reform [1][des Kulturinstituts] nun wiederherstellen. | |
Dazu sollen laufende Kosten verringert, 9 der insgesamt 158 Institute | |
weltweit geschlossen werden; Bordeaux, Curitiba, Genua, Lille, Osaka, | |
Rotterdam, Triest, Turin, Washington und Straßburg sind betroffen. | |
24 Millionen Euro sollen so mittelfristig eingespart werden. Dieses Geld | |
wird jedoch an anderer Stelle eingesetzt. „Wir wollen Strukturkosten | |
verringern, um mehr Geld in die Kulturarbeit zu investieren“, sagt Ebert. | |
Laut der Präsidentin des Goethe-Instituts Carola Lentz reagiere man so auf | |
den radikalen Wandel der geostrategischen Koordinaten sowie den zunehmenden | |
Populismus und Nationalismus. | |
So erklärt sich auch der vorgesehene Ausbau in Osteuropa. Geplant ist ein | |
Ausbau der Präsenzen im Kaukasus, auch in der Republik Moldau will sich das | |
Goethe-Institut stärker engagieren. In Polen soll neben den Instituten in | |
Warschau und Krakau eine weitere Präsenz hinzukommen. | |
Doch auch in weiter entfernt liegenden Erdteilen sind Kontaktstellen in | |
Planung: im Südpazifik ebenso wie in den USA. Außer in Chicago sei man in | |
den Vereinigten Staaten nur an den Küsten mit Goethe-Instituten präsent, | |
sagt Ebert. Das soll sich nun mit einer weiteren Dependance in Texas und im | |
Mittleren Westen ändern. | |
## Mehr und bessere Sprachkurse | |
Neben geostrategischen Überlegungen steht auch die Sprachvermittlung im | |
Fokus: Sprachkurse sollen „digitaler und effektiver“ gestaltet werden, | |
heißt es. Im Bereich der Fachkräfteeinwanderung soll die Arbeit | |
insbesondere in Ländern wie Mexiko, Brasilien und Indonesien intensiviert | |
werden. | |
Die Transformationen werden [2][im Netzwerk des Goethe-Instituts] | |
voraussichtlich zum Abbau von 110 Stellen führen. Nicht alle | |
Mitarbeiter:innen des Goethe-Instituts sind damit einverstanden. Bei | |
der internen Verkündung der Sparmaßnahmen und Institutsschließungen am | |
Donnerstagvormittag habe es Protest gegeben, sagt Axel Stein, der sich im | |
Pariser Goethe-Institut um IT-Fragen kümmert. | |
Dass in Frankreich drei Institute schließen sollen, kann Stein nicht | |
nachvollziehen. „Wir haben dann in Frankreich nur mehr fünf Institute“. | |
Umgekehrt unterhalte das Institut français in Deutschland 13 Standorte. | |
„Das zeigt, wie unterschiedlich die beiden Länder ihre Prioritäten | |
setzten“. | |
Auch die Zentrale in München werde von Einsparungen betroffen sein, so | |
Ebert. Konkreteres lasse sich aber erst Mitte des nächsten Jahres sagen, | |
wenn ein entsprechender Strukturplan ausgearbeitet sei. Der nun | |
beschlossenen Transformation ging eine Entscheidung des | |
Haushaltsausschusses des Bundestags voraus. Dieser hatte den gesperrten | |
Anteil des Budgets von 2023 in Höhe von 14 Millionen Euro freigegeben, der | |
an die Vorlage eines Konzepts zur Entwicklung des Goethe-Instituts geknüpft | |
war. | |
## Kürzungen abgewendet | |
Im vergangenen Jahr sah der Haushaltsentwurf der Bundesregierung eine | |
Kürzung beim Goethe-Institut vor. Statt 235 Millionen Euro sollte es in | |
diesem Jahr nur mehr 226 Millionen Euro aus dem Etat des Auswärtigen Amtes | |
geben. Auch andere Träger der deutschen Kulturpolitik im Ausland, der | |
Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) und die Alexander von | |
Humboldt-Stiftung (AvH), waren zunächst von den Ampel-Sparplänen betroffen. | |
Letztlich nahm der Haushaltsausschuss im Bundestag die Sparpläne [3][nach | |
anhaltender Kritik zurück] und bewilligte für 2023 sogar höhere Budgets als | |
im Vorjahr. Das Goethe-Institut erhielt in diesem Jahr 15,1 Millionen mehr | |
als ursprünglich vorgesehen. Für 2024 sind 226 Millionen Euro eingeplant. | |
Auch der DAAD soll im kommenden Jahr eine Kürzung des Budgets um knapp 7 | |
Millionen Euro hinnehmen, teilte die Bundesregierung zuletzt mit. Gegenüber | |
der taz teilte der DAAD mit, er werde „die weitere Entwicklung des | |
Haushaltsentwurfs im parlamentarischen Verfahren begleiten“. Heißt: Wenn | |
der Bundestag die Sparpläne einmal zurücknehmen kann, dann kann dies | |
vielleicht auch ein zweites Mal geschehen. | |
29 Sep 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Festival-Goethe-Institut-im-Exil/!5883774 | |
[2] /Kulturfestival-zur-Lage-in-Afghanistan/!5944485 | |
[3] /Nachverhandlung-des-Bundeshaushalts/!5891839 | |
## AUTOREN | |
Julia Hubernagel | |
Ralf Pauli | |
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