| # taz.de -- Desaster in der Wohnungsbaupolitik: Umbau jetzt! | |
| > Gegen die Wohnungskrise anbauen? Das funktioniert nicht mehr. Besser wäre | |
| > eine radikale Abkehr von der bisherigen Politik. | |
| Bild: Klara Geywitz spricht beim Wohnungsbau-Tag 2024 | |
| Klara Geywitz freut sich. [1][Rund 294.000 Wohnungen wurden im vergangenen | |
| Jahr neu gebaut]. Das sei überraschend gut, jubiliert die | |
| SPD-Bundesbauministerin. Dass sie sich über diese Zahlen freuen kann, | |
| zeigt, in welcher katastrophalen Lage die Wohnungspolitik in Deutschland | |
| ist. Zum einen war befürchtet worden, dass das von der Bundesregierung | |
| selbst gesetzte Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr noch deutlicher | |
| verfehlt würde. Zum anderen ist es sicher, dass es in den kommenden Jahren | |
| noch viel schlimmer wird. | |
| Denn der Bau der im vergangenen Jahr fertiggestellten Wohnungen wurde im | |
| Schnitt rund zwei Jahre zuvor genehmigt. Damals aber bewegte sich die Zahl | |
| der Baugenehmigungen noch auf dem mehrere Jahre konstanten Level von gut | |
| 30.000 pro Monat. Das schon war viel zu wenig, um die Spannungen des völlig | |
| überhitzten Wohnungsmarktes abzubauen. Doch seither fällt die Zahl auch | |
| noch ins Bodenlose. Zuletzt [2][vermeldete das Statistische Bundesamt einen | |
| Rückgang um fast 50 Prozent] seit dem Frühjahr 2022. | |
| Das hat mehrere Gründe. Da sind die infolge des Krieges in der Ukraine | |
| [3][gestiegenen Kosten für Baumaterialien]. Zudem ist Neubau mittlerweile | |
| so teuer, dass er für die breite Masse unbezahlbar geworden ist. Zwar | |
| bleibt die Nachfrage enorm. Aber auf dem ach so oft gelobten freien Markt | |
| kommen Bauherren und Wohnungssuchende einfach nicht mehr zusammen. | |
| Was nichts anderes heißt: In den kommenden Jahren wird Neubau als | |
| Gestaltungsinstrument in der Wohnungspolitik komplett ausfallen. Dumm nur, | |
| dass die Regierung kein anderes hat. Und die rechte Opposition erst recht | |
| nicht. | |
| ## Weg mit Steuerabschreibungen | |
| Helfen könnte nur ein Umbau. Eine intensive Nach- und Neunutzung | |
| bestehender Gebäude, [4][wie sie zukunftsorientierte Architekt:innen | |
| anregen], ist ein überfälliger Ansatz. Noch drängender aber wäre ein Umbau | |
| der Wohnungspolitik. | |
| Als erste Notfallmaßnahme müsste der noch existierende Restbestand | |
| günstiger Wohnungen gesichert werden, etwa durch einen Mietpreisdeckel, was | |
| nach bundespolitischen Eingriffen ja möglich wäre. Zweiter Schritt wäre die | |
| radikale Abkehr von sämtlichen Bauförderungen wie Steuerabschreibungen von | |
| renditeorientierten Investmentprodukten hin zu gemeinnützigen, | |
| [5][langfristig sich selbst finanzierenden Wohnungsfonds]. | |
| Das wäre im Wortsinne eine Jahrhundertaufgabe. Fatalerweise ist die Politik | |
| hierzulande nicht darauf ausgelegt, in solchen Dimensionen zu denken. So | |
| werden auch die gerade fertig gewordenen Wohnungen längst Altbauten sein, | |
| bevor sich wirklich etwas ändert. | |
| 23 May 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Gereon Asmuth | |
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