| # taz.de -- Der Berliner Senat und die Bezirke: Ein Tropfen auf dem heißen Ste… | |
| > Der Landeshaushalt für 2026/27 wird aufgestockt. Jährlich fließen 2 | |
| > Milliarden in die soziale Infrastruktur der Bezirke. Kritik kommt von der | |
| > Linken. | |
| Bild: Eine #Unkürzbar-Demo zieht am 19. Juli durchs Märkische Viertel in Rich… | |
| Berlin taz | Grundsätzlich ist das erst einmal eine gute Nachricht: Der | |
| Berliner Landeshaushalt für 2026/27 soll nicht noch mehr gekürzt, sondern | |
| mit 2 Milliarden Euro pro Jahr zusätzlich aufgestockt werden. Ein Großteil | |
| davon soll in die soziale Infrastruktur der Bezirke fließen. Das verkündete | |
| der schwarz-rote Senat Ende vergangene Woche. Am Dienstag will dieser den | |
| Doppelhaushalt beschließen. | |
| Die Berliner Linksfraktion sieht darin jedoch keinen Grund zum Aufatmen – | |
| und das gleich aus mehreren Gründen. An der strukturellen Unterfinanzierung | |
| der sozialen Infrastruktur der Bezirke werde sich mit der Aufstockung | |
| nichts ändern. Denn im Vergleich zum Vorjahr fehlen den Bezirken im Jahr | |
| 2026 bereits 90 Millionen Euro. Auch stehe eine dauerhafte | |
| Finanzierungsstrategie für die Bezirke weiter aus. Und wie so oft würden | |
| diese in die Haushaltsplanung des Senats nicht miteinbezogen, kritisieren | |
| am Montag Vertreter der Linksfraktion auf einem Pressegespräch im | |
| Abgeordnetenhaus scharf. | |
| Seit der Verkündung des Senats am Freitag stehen die Bezirke vor einer | |
| „völlig neuen Situation“, sagte Linken-Abgeordneter Tobias Schulz. Denn die | |
| bestehenden Haushaltsaufstellungen der Bezirke müssen an die neuen | |
| Gegebenheiten angepasst werden – ohne jedoch zu wissen, wie die Gelder | |
| verteilt werden, wohin diese fließen sollen und wie es nach 2027 | |
| weitergeht. Den Bezirken fehle „jegliche langfristige Perspektive“, | |
| bemängelt Schulze. Der Unmut über die Sparpolitik des Senats ist vor allem | |
| bei denen zu spüren, die von den Einsparungen und Kürzungen direkt | |
| betroffen sind: Träger, Nutzer:innen und Mitarbeiter:innen von | |
| Jugend- und Seniorentreffs, von Familien- und Schulsozialarbeit, von | |
| Angeboten für Obdachlose und Geflüchtete. | |
| Erst Anfang Juli fand eine Demonstration unter dem Motto „#unkürzbar – | |
| damit Berlin sozial bleibt“ vor dem Rathaus im Bezirk Marzahn statt. Die | |
| Betroffenen seien „in hohem Maße verunsichert und beunruhigt“ über die | |
| Kürzungspolitik des Senats, erklärt Juliane Witt, Bezirksstadträtin für | |
| Soziales und Bürgerdienste in Marzahn-Hellersdorf. Für die Träger von | |
| zuwendungsfinanzierten Einrichtungen und Projekten, die nicht wüssten, ob | |
| und wie lange ihr Überleben gesichert ist, sei die aktuelle Situation | |
| existenziell. | |
| ## „Unerträgliche“ Situation | |
| „Seit 2024 gab es keine bedarfsgerechte Erhöhung“, so Witt weiter – und … | |
| in einer Zeit, in der Mieten, Betriebs- und Sachkosten durch die Decke | |
| gehen. Bereits jetzt seien die Bedingungen für Träger und Mitarbeitende | |
| „unerträglich“. Wenn das so weitergehe, würden manche „ihre Butze bald | |
| zumachen“. | |
| Dabei ist Marzahn-Hellersdorf der Bezirk mit der höchsten Zuwanderung in | |
| Berlin – für Personen, die sich die Mieten in der Innenstadt nicht mehr | |
| leisten können, für Menschen in Not und Geflüchtete. „Eine Gruppe, an die | |
| nicht zuerst gedacht wird“, formuliert Witt es scharf – und die sich | |
| deshalb auch nicht im Landeshaushalt des Senats abbildet. | |
| In Lichtenberg sieht es nicht viel besser aus, wie Camilla Schuler, | |
| Bezirksstadträtin für Jugend und Familie, bestätigt. So gebe es 200 | |
| volljährige Jugendliche, die in der Verantwortung der Jugendämter seien, | |
| aber ohne Wohnraum dastehen. Eine Perspektive für junge Menschen in | |
| prekären Situationen gebe es aufgrund der unsicheren Finanzierung und der | |
| fehlenden Unterstützung des Senats nicht. Sie fordert, dass landeseigene | |
| Wohnungsbaugesellschaften stärker in die Verantwortung gezogen werden | |
| müssten. Doch bislang „kümmere sich da kein Mensch drum“, so Schuler. | |
| Auch Philipp Dehne, Sprecher für Bildung, Schule und Kultur und Sport in | |
| Neukölln, schlägt Alarm. Die Einsparungen treffe besonders die soziale | |
| Infrastruktur für Jugendliche. „Jugendclubs sind für viele ein zweites | |
| Zuhause“, so Dehne – und schließlich auch sichere Orte. Auch in den Schulen | |
| zeigten sich die Einsparungen nicht zu knapp. Die Folgen seien für | |
| Schüler:innen gravierend. Insgesamt habe es man im Bezirk mit einem | |
| „krassen Mangelsystem“ zu tun, die Schäden seien bereits deutlich da. | |
| Allen voran mangele es dem Senat aber an einer Vision für die Stadt, | |
| kritisiert Tobias Schulze. Für die Linksfraktion steht am Montag deshalb | |
| fest: Um den sozialen Kahlschlag wirklich zu verhindern, muss jetzt | |
| gehandelt werden. Werden die Kostensteigerungen für die sozialen Hilfen | |
| nicht vom Landeshaushalt abgefedert, entzieht sich der Senat aus der | |
| Verantwortung – und schickt die Bezirke damit in die Handlungsunfähigkeit. | |
| 21 Jul 2025 | |
| ## AUTOREN | |
| Nina Schieben | |
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